Einen Anti-Kriegsfilm wollte Mr.Spielberg inszenieren. Zeigen, dass Krieg in all seiner Grausamkeit nichts mit Heldentaten zu tun hat. Sondern nur ein blutiges und sinnloses Gemetzel ist.
Und zu Beginn gelingt es ihm auch recht gut. Wenn man mal von der Friedhofs-Rahmenhandlung absieht, bietet die wirkliche Einleitungssequenz den Horror, den man von einem echten Antikriegsfilm erwartet: Blut, Gedärme, Leichenberge und das ständige Gefühl des Wahnsinns. Krieg als brutales Niederschlachten von Menschen, als ein irreales Splatterfest, welches jedoch mehr Übelkeit als Faszination oder Spaß auslöst. Der Gedanke, der einem durch den Kopf huscht, lautet ganz klar "Krieg. Ist. Böse. Ganz. Böse."
Würde der Film an dieser Stelle enden, wäre es in der Tat eine tolle Anklage gegen den Krieg. Kein Heldentum, kein ehrenvoller Tod, kein Kitsch, kein überstilisiertes Wort der nicht-existenten Sinngebung für das Ganze. Ein Schlag in den Magen, durch den Magen hindurch, der die Gedärme herauszieht und sie in Maschinengewehre steckt. Ein Meisterwerk, wenn er jetzt zu Ende gehen würde. Tut er aber leider nicht.
Denn jetzt kommt alles das, was man eigentlich vermeiden wollte. Denn jetzt bekommt das gnadenlose Gemetzel einen Sinn verliehen: Die Suche nach dem letzten Sohn einer Frau, der im Krieg fallen könnte, angekündigt durch unerträglich laute und traurige Musik. Krieg hat kein Mitleid, schon bemerkt? Aber jetzt bekommt er doch welches. Jetzt hat das Töten einen Sinn bekommen und das Sterben auch. Für den letzten Sohn. Hahaha.
Jetzt versagt auch nach und nach die Stilistik des Ganzen. Das Blut ist nicht mehr abschreckend, es ist beinahe das Spaltterblut, über welches man sich freut. Die berühmte Scharfschützenszene, nach ihr denke ich nicht "Aua". Ich denke "Verdammt, wie in einem echt gutem Ego-Shooter!". Die Schießereien lassen das Kriegsgeschehen wie eine einzige Schießbude aussehen, perfekt gefilmt und atmosphärisch, ja, aber eher faszinierend als abschreckend. Spielberg verfällt hier langsam dem glorifizierten Krieg als Heldentatenplattform für die guten Amerikaner, trotz allem dreckigen Realismus. Alle Gegner bleiben dabei gesichts- und gefühlslos, dienen nur als als die "Bösen", die hinterhältigen und ruchlosen, die zu erschießen die Pflicht eines jeden ist. Und sogar hier ist ein Amerikaner so gut, dass er, als er mehrere Deutsche, die gerade ihn und seine Kameraden zu töten versucht haben, mit einem Gewehr bedroht, doch noch alle laufen lässt. Ein Zeichen dafür, dass er selbst in dem dreckigsten Getümmel daran denkt, dass auch sie dieses Morden nicht direkt gewünscht haben? Das stimmt zwar schon, ist aber dermaßen unrealitisch und glorifizierend, dass er richtig wehtut. Amerikaner können ja gar nicht böse sein, auch nicht im Krieg, auch nicht, wenn Kugeln um die Ohren pfeifen und die eigenen Kamerade von Granaten zerfetzt werden. Eine einseitige Darstellung, die eines echten Antikriegsfilms nicht würdig ist.
Auch die Dialoge spiegeln den Mythos des Kriegshelden wider: "Komm mit, wir bringen dich zurück nach Hause!" - "Nein, ich muss hier bleiben und die Brücke verteidigen!" - "Gut, dann bleiben wir auch hier und helfen dir!" Helden, wie sie im Buche stehen, anschließend noch die Rettung in letzter Sekunde (Kriege haben ja immer ein Happy-End) und der klassische Heldentod. Ja, so funktioniert das. Dazu noch die amerikanische Flagge, damit auch jeder versteht, dass nur die Amis zu so etwas fähig sind. Die bösen Deutschen, die töten im Krieg. Die guten Amerikaner, die retten im Krieg und sterben einen ehrenvolen Tod. Aua.
Was bleibt, ist die perfekte Inszenierung, die grandiose Einleitungssequenz sowie ganz viel ganz tolle und blutige Action. Ich will nicht zu fies sein, es ist ein wirklich guter Actionfilm. Aber er will nun mal ein Antikriegsfilm sein. Das schafft er auch am Anfang, aber verliert sich dann in unerträglichem Patriotismus. Schade, schade, das Potenzial zu etwas Größerem wäre dagewesen. Aber man kann ja auch nach der ersten halben Stunde abschalten. Oder jede Moral vergessen und sich einen fetten Actionblockbuster reinziehen. Zynisch, aber dem Film gegenüber nur fair.