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    Einmal ist keinmal
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Einmal ist keinmal
    Von Christopher Klausnitzer

    18 Romane und vier weitere (Kurz-)Geschichten widmete Autorin Janet Evanovich bisher ihrer Buch-Heldin Stephanie Plum. „Einmal ist keinmal" war 1997 der erste Fall der tollpatschigen Kopfgeldjägerin und seitdem fand sich fast jedes Buch der Reihe ganz oben in den amerikanischen Bestseller-Listen. Logisch, dass eine Hollywood-Verfilmung schnell ins Auge gefasst wurde. Die Filmrechte gingen bereits vor Erscheinen des ersten Bandes über den Ladentisch, doch es dauerte fast eineinhalb Jahrzehnte, bis eine Hauptdarstellerin gefunden war und die Filmpläne in die Tat umgesetzt wurden. Serien-Star Katherine Heigl („Grey's Anatomy") galt nach ihrer süß-sympathischen Vorstellung in Judd Apatows „Beim ersten Mal" schon fast als neues Hollywood-Darling, doch mit überwiegend einfallslosen romantischen Komödien wie zuletzt „So spielt das Leben" konnte sie das Versprechen nie ganz einlösen. „Einmal ist keinmal" sollte für Heigl ein Schritt zurück ins Rampenlicht werden, doch außer einer neuen Frisur (die Vorzeige-Blondine ist der literarischen Vorlage entsprechend mit brünetter Lockenpracht unterwegs) kam wenig Originelles dabei heraus. Angelegt ist Julie Anne Robinsons Romanverfilmung als Mischung aus Thriller und romantischer Komödie. Das Problem bei der Sache: Das Ergebnis ist weder spannend noch romantisch und nur selten lustig.

    Stephanie Plum (Katherine Heigl) ist nicht gerade vom Glück verfolgt. Ihren Job hat sie verloren, ihr Auto steht kurz vor der Pfändung und in ihrer winzigen Wohnung in Trenton, New Jersey wartet lediglich ihr Hamster auf sie. Um sich ihrer Geldsorgen zu entledigen, wendet sich Stephanie auf Anraten ihrer Großmutter (Debbie Reynolds) an ihren schmierigen Cousin Vinnie (Patrick Fischler), der ein Kautionsbüro betreibt. Mit ein wenig Überzeugungskunst (und Erpressung) verschafft sich Stephanie einen Job als Kopfgeldjägerin und schnappt sich auch gleich Vinnies größten Fall und macht sich auf die Suche nach dem wegen Mordes gesuchten Ex-Cop Joe Morelli (Jason O'Mara). Dabei wird sie nicht nur von der Aussicht auf 10.000 Dollar Belohnung angetrieben, sondern auch durch persönliche Rachegedanken, denn seit einem kurzen Techtelmechtel in Highschool-Tagen ist sie alles andere als gut auf Morelli zu sprechen. Die mit Pfefferspray bewaffnete Möchtegern-Spürnase ist zunächst allerdings heillos überfordert in der Welt der Kriminellen. Dank ihrer Hartnäckigkeit und der Tipps von Profi-Kautionsjäger Ranger (Daniel Sunjata) macht Stephanie aber schnell Fortschritte. Im Verlauf der Ermittlungen kommen ihr mehr und mehr Zweifel an Morellis Schuld – und an ihren Gefühlen ihm gegenüber...

    Janet Evanovich hatte nach eigener Aussage beim Verfassen der Romane Martin Brests Kino-Kopfgeldjäger-Komödie „Midnight Run" im Hinterkopf. Der Robert-De-Niro-Kultfilm aus dem Jahr 1988 spielt allerdings in einer ganz anderen Liga als die Verfilmung von „Einmal ist keinmal". Die lässt sich schon eher mit dem thematisch ähnlichen (und ebenfalls enttäuschenden) „Der Kautions-Cop" vergleichen. Hier wie dort wird versucht, eine 08/15-Love-Story mit Action und Verbrechen aufzupeppen. Dabei ist die Detektivgeschichte von „Einmal ist keinmal" durchaus flott erzählt, aber durchzogen von unangenehmen Klischees: Stephanie stolpert als freches und naives Püppchen durch die Handlung und wird von starken Männern vor Schlimmeren bewahrt. Hier fehlt trotz einiger Anleihen beim Film Noir – so kommentiert Stephanie den Fortgang der Ermittlungen per Voice-Over – jene Prise ironischer Distanz und (Selbst-)Reflexion, die aus dem simplen Wiederkäuen von Klischee ein subversives Spiel mit Stereotypen machen könnte.

    Regisseurin Julie Ann Robinson, bisher vor allem durch Serienepisoden und das Miley-Cyrus-Melodram „Mit Dir an meiner Seite" in Erscheinung getreten, schafft es nicht, dem Film ein eigenes Profil zu verleihen. Allerdings kommt sie auch schwer gegen das hanebüchene Drehbuch an, das Stacy Sherman, Karen Ray und Liz Brixius nach der Vorlage von Evanovich verfassten. Wenn wie hier eine völlig untrainierte Amateurin auf einen potentiellen Killer losgelassen wird, dann bräuchte es schon eine gewaltige Überhöhung ins Irreale, damit das funktioniert, aber davon kann nicht Rede sein. Die Inszenierung bleibt brav und uninspiriert, so gibt es wenig Chancen über unglaubwürdige Prämissen und vorhersehbare Wendungen hinwegzusehen, ganz zu schweigen von den schlecht ausgearbeiteten Figuren. Die Protagonisten bleiben ebenso eindimensional wie die offensichtlich ziemlich dämlichen Bösewichte, die sogar völlig ungefragt(!) ihre finsteren Pläne offenbaren.

    Dennoch gibt es durchaus auch einige wirklich komische Momente. Vor allem in den Szenen, in denen der spritzige Wortwitz der Romanvorlage erhalten bleibt, liegen die Stärken von „Einmal ist keinmal". In diesen Momenten blitzen auch Katherine Heigls natürlicher Charme und ihre Starqualitäten auf. Die anderen Darsteller hingegen bleiben durchweg blass in ihren wenig erinnerungswürdigen Rollen. Das gilt vor allem für Jason O'Mara („Resident Evil: Extinction") und Daniel Sunjata („Gone"), die übrigens beide bei „Grey's Anatomy" mit an Bord waren, allerdings erst nach dem Ausstieg Heigls. Beide geben kernige Alpha-Tiere, aber die vielzitierte Chemie zwischen ihnen und Heigl stimmt nicht. Robinson und ihr Autorinnen-Trio setzen ohnehin lieber auf groben Humor und alberne Slapstickeinlagen, das führt dann zu denkwürdig unkomischen Auftritten von Nebendarstellern wie Sherri Shepherd („Precious") als lautstarke Prostituierte und Altstar Debbie Reynolds („") als burschikose Oma. Der größte Schwachpunkt von „Einmal ist keinmal" ist aber ein anderer. Die Mischung aus Thriller und Komödie funktioniert zu keinem Zeitpunkt. Die überspitzte und heitere Grundstimmung passt rein gar nicht zu der Krimi-Story. Die wenigen ernsten Szenen wiederum wirken deplatziert oder - schlimmer noch - werden durch unpassende Witze überspielt. Wenn der Feuertod eines Kollegen in einem explodierten Wagen - die regelmäßige Verschrottung von Autos in der Nähe von Stephanie Plum ist ein Running Gag in der Romanreihe - von Stephanie und Joe mit einem Achselzucken und einer flapsigen Bemerkung hingenommen werden, dann hat das nichts mit schwarzem Humor zu tun, sondern macht die Figuren vor allem eines: unsympathisch. Fazit: Der unausgegorene und klischeebeladene Mix aus Detektivgeschichte, Thriller, Komödie und Liebesgeschichte eignet sich bestenfalls für eingefleischte Fans der Roman-Serie. Katherine Heigls Charme reicht nicht aus, um die zahlreichen Schwächen bei Drehbuch und Inszenierung zu überspielen.

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