Siehe da: „Zorn der Titanen“ bietet ausgefeilte Charaktere, eine innovative Story und echtes, emotionales und tiefgreifendes Drama… NAAAAAY, tut er selbstverständlich nicht! Der ist genauso ein Schund wie sein Vorgänger. Nur macht das willkürliche griechisch-göttliche Gebashe diesmal ein bißchen weniger Spaß. Eine typische Masche erster Sequels ist’s ja, dass alles ein paar Nuancen düsterer, gritty’er, edgy’er wird; da können erste Teile noch harmlose Fun-Filmchen sein, in der Fortsetzung geht’s dem Spaß plötzlich festen Griffes an die Eier, so zum Beispiel bei „Pirates of the Caribbean“ und dessen zweitem Teil zu beobachten. „Zorn der Titanen“ handhabt das ebenfalls auf diese Art, zwar werden hier viel häufiger waschechte Oneliner rausgehauen und ein paar Figuren zu puren anachronistischen comic reliefs, die Gesamtstimmung des Films ist aber eine ganz andere. War „Kampf der Titanen“ eine grüne Wiese, über die schwertschwingend und bogenschießend getollt wurde, ist „Zorn der Titanen“ nun ein verdorrtes Feld, alles wirkt grimmiger und die soap opera’esquen Götterkonflikte werden in lottrigem Gewand statt glänzender Rüstung und auf steinernem Boden statt den Hallen des Olymp ausgetragen. Jene Konflikte werden über mehrere Ebenen komplizierter Vater/Sohn-Beziehungen formuliert, die vom Übervater und Erschaffer Kronos bis hin zu Perseus‘ Spross Helius herunter reichen und um die der Film nicht mit den großen Gesten des ersten Teils herumlamentiert, sondern die er diesmal feingliedriger auszuspinnen versucht mit all den Findungs- und Vergebungsprozessen, die Väter und Söhne und Brüder hier durchlaufen – und leider verliert „Zorn der Titanen“ dabei den Spaß zu oft aus den Augen, der sich daraus ergeben sollte, dass das alles viel zu bescheuert ist, um so ernst zu tun.
Trotz des sehr sauberen 3D-Effekts (im Gegensatz zum Vorgänger diesmal nicht nachkonvertiert) leidet „Zorn der Titanen“ außerdem unter teils übel verschnittenen Action- und Kampfszenen, die zudem auf die niedrigst mögliche Altersfreigabe getrimmt sind und flächendeckende Metzeleien genau wie intime Mann-gegen-Mann-Duelle entweder in Totalen nur so vorbeirasen lassen, oder close ups wählen, um Explizität zu vermeiden. Wenngleich zahmer, so geht das Sequel doch noch rücksichtsloser mit jenen Figuren um, die da irgendwann mal um oder hinter Perseus ins Bild rücken, die bekommen nichtmal mehr eine markante Visage, sondern verschwinden einfach nach und nach, ohne auch nur einen Meter vom Acker des Nutzens umgepflügt zu haben. Auf dem betätigen sich neben Perseus höchstens Königin Andromeda und mit Poseidons Nachwuchs Agenor ein zweiter Halbgott. Erstere wird nach der hilflosen Opferrolle aus dem ersten Teil nun wehrhafter, aber nicht wirklich prägnanter von Rosamund Pike statt Alexa Davalos gespielt, letzteren gibt Toby Kebbell als „RocknRolla“ unter den Mythen-Griechen. Schauspielerisch holt Sam Worthlessington nicht mehr aus seiner Figur heraus als zuvor, wirkt aber nicht ganz so arg blass. Mag dran liegen, dass ihm die längeren Haare ganz gut stehen.
Jonathan Liebesmans ergänzt seine katastrophale Filmographie nicht durch einen weiteren Tiefpunkt, bleibt den Beweis aber weiterhin schuldig, dass ihn mehr als sein Hintern für den Regiestuhl befähigt : „Zorn der Titanen“ ist einen dreizackbreit schwächer als sein Vorgänger, weshalb allen, die den schon nicht mochten, eine Sichtung mit Augenbinde statt 3D-Brille und Ohrenstöpseln zu empfehlen ist. Der Film ist um eine Handlungsdramaturgie sichtlich bemühter, scheitert aber letztlich mehr an deren versuchter Existenz, anstatt wie der erste Teil zu deren Fehlen zu stehen und damit insgesamt besser zu unterhalten. Bildsprachlich wird sich massig bei naheliegenden Vorbildern bedient, eine gewisse Autonomie fehlt „Zorn der Titanen“ somit selbst in den Momenten überwältigendster Schauwerte, dieses generische Nachstellen denkwürdiger Motive des Genre-Kollegiums raubt gar dem an sich beeindruckenden Kronos die Wucht seiner lavaumwehten Erscheinung. Nicht nur vom Olymp, sondern vom genüsslichen over acting hinabgestiegen präsentieren sich Liam Neeson und Ralph Fiennes, die ihre schwächelnden Götter Zeus und Hades angemessen irdisch anlegen und die Tragik der Brüder beinahe über den eindimensionalen Umgang des Drehbuchs hinaus gehoben bekommen. Neben den beiden legt Édgar Ramírez einen sehenswerten Ares hin, den von der Zuneigung seines Vaters Zeus zu Perseus geplagten Kriegsgott spielt er nicht bloß als gekränkten Bengel, sondern nach Jahrtausenden des Kampfes mit etwas Entrücktem, etwas Unverständigem für dieses ganze Treiben, dem er nur mit Streitkolben und Gewalt zu begegnen weiß. Das es keine gute Idee ist, den Sohn des Helden zum finalen Kampf mitzubringen, hätte er allerdings wissen können, wenn der Kriegsgott sich ein paar der gängigen Vater-Kind-thematischen Actionkracher angesehen hätte.
komplett: http://christiansfoyer.de/2012/03/29/review-zorn-der-titanen-ot-wrath-of-the-titans/