Südkorea ist kein Land des Lächelns. Lautes Lachen wird als unhöflich betrachtet und das diskretere Lächeln bleibt besonderen Momenten vorbehalten. Dass die Protagonisten des Dramas „Our Fantastic 21st Century“ keine fröhlichen Gesichtsausdrücke zeigen, ist also nichts Ungewöhnliches. Zur gedrückten Stimmung von Ryu Hyung-ki etwas substanzlosem Debüt passt es ausgezeichnet.
Soo-young (Han Soo-Yeon) ist Mitte 20 und räumt im Supermarkt Regale ein. Für die ersehnte Schönheitsoperation reicht ihr Gehalt nicht. Also ändert sie im zentralen Rechner des Geschäfts die Preise, um die günstiger erstandenen Waren profitabel zu verhökern. Von dem so ergaunerten kosmetischen Eingriff erhofft sie sich mehr beruflichen Erfolg. Doch wirkliche Ambitionen hat Soo-young nicht. Als der Termin in der Beauty-Klinik schon steht, macht sich ihr Freund (Shin Hyuan-ho) mit ihrer Beute aus dem Staub. Kurz darauf fliegt Soo-youngs Betrug im Supermarkt auf. Die junge Frau muss den entstandenen Schaden von 3.000 Dollar begleichen oder bekommt den Prozess gemacht – das sichere Aus für ihre Träume. Bei ihren Verwandten und Freunden stößt ihr Hilfegesuch auf taube Ohren. Der Kredithai Jae-beom (Lee Hwan) scheint Soo-youngs letzte Hoffnung zu sein...
Das triste Grau in Grau von „Our Fantastic 21st Century“ ist der passende Hintergrund für die ambitionslosen, traurigen Figuren des Films, deren wenige Wünsche immer nur auf das eine abzielen: Konsum. Der Nintendo DS, die Schönheitsoperation oder ein schickes Abendessen sind die einzigen Ziele im Leben der jungen Koreaner, für die sich noch motivieren können. Da es selbst mit Universitätsabschluss fast unmöglich ist, einen Job zu ergattern, mit dem diese Bedürfnisse finanziert werden könnten, müssen andere Mittel her. Für die kleineren Wünsche werden dann im Rahmen einer klinischen Testreihe ungesunde Mengen Antidepressiva geschluckt und um sich teurere Extravaganzen leisten zu können, greifen die Tweens zu Trickbetrügereien aller Art. Zwischenmenschliche Beziehungen sind nebensächlich und fast schon hinderlich. Jeder existiert nur in seiner eigenen kleinen Wabe. Und wer Partner, Freunde und Familie hat, kann von ihnen keine Hilfe erwarten, sondern muss eher damit rechnen hintergangen zu werden.
So traurig diese Welt ist, so wenig Gefühl steckt in „Our Fantastic 21st Century“. Die Figuren begegnen den Realitäten mit Gleichgültigkeit. Kaum eine Regung zeigt sich auf den Gesichtern der gutaussehenden Darsteller. Größere darstellerische Herausforderungen haben die Nachwuchs-Mimen nicht zu meistern, obwohl die Story einiges an dramatischem und damit auch schauspielerischem Potential besitzt. Aber das nutzt Regisseur Ryu nicht, er zeichnet in seinem Erstlingswerk vielmehr etwas pauschal und eher distanziert das kollektive Porträt einer Generation. Die Koreaner um die 20 scheinen allesamt in einer Quarterlife-Crisis zu stecken: erstarrt in einem trostlosen Leben, in dem es keine Höhe- oder Tiefpunkte gibt. Dass Ryu es nicht schafft, dem Zuschauer diese reizarme Welt und ihre blutleeren Bewohner emotional näherzubringen, ist das größte Problem von „Our Fantastic 21st Century“.
Fazit: Die teilnahmslosen Gesichter und die graue Stadt sind zwar durchaus stilsicher in Szene gesetzt, aber das alles bleibt letztlich belanglos. An den kulturellen Unterschieden in Bezug auf hochgezogene Mundwinkel allein kann das nicht liegen und so dürfte „Our Fantastic 21st Century“ mit seiner Geschichte über Gleichgültigkeit trotz seines Potentials hauptsächlich ein ebenso gleichgültiges Schulterzucken ernten.