Wenn eine Horror-Trilogie in den letzten zwanzig Jahren wirklich für Furore gesorgt hat, dann Wes Cravens “Scream”-Hattrick. Auch der zweite Schlitzer-Streich ist Gänsehautkino mit feinster Ironie, wie man es sich nur wünschen kann. Zwar erzählt “Scream 2” nichts wirklich Neues im eigentlichen Sinne, dennoch variiert er das Konzept aus dem ersten Teil so gekonnt, dass die Rechnung auch hier voll aufgeht.
Zwei Jahre sind vergangen, seit ein maskierter Killer in Woodsboro die Freunde von Sidney Prescott (Neve Campbell) auf brutale Weise abgeschlachtet hat. Die Ereignisse wurden mittlerweile unter dem Titel “Stab” verfilmt. Bei der Uraufführung des Horror- Streifens wird ein schwarzes Pärchen jedoch unbemerkt mitten im Kino getötet. Klatschreporterin Gale Weathers (Courtney Cox) und Trottel- Cop Dewey (David Arquette) sind sich sicher: Angesteckt von den im Film zu sehenden Bluttaten, hat sich wieder ein verkleideter Mörder aufgemacht, um die Ansässigen des Windsor- College nacheinander zu dezimieren. Und erneut scheint es der Psychopath auf Sidney abgesehen zu haben…
1996 belebte eine Produktion mit Namen “Scream” das bis dato ausgelutschte, tot geglaubte Genre des Teenie-Slashers neu. Durch die zahlreichen ironischen Brechungen, (Horror)Filmzitate und überraschenden Wendungen avancierte Wes Cravens Streifen um einen Serienkiller in Edvard Munch-Maske zum Kultklassiker und stellte gleichermaßen Parodie wie Hommage dar. Nur ein Jahr später kam die Fortsetzung. Die Frage: Kann ein Sequel von “Scream” überhaupt funktionieren? `Fortsetzungen sind immer schlechter als das Original!´, heißt es im Film. `Nein, viele Fortsetzungen waren besser als der erste Teil!´, ertönt die Reprise, und Beispiele vom Paten bis zu Terminator werden genannt. Eins ist sicher: Es besteht bei einem Sequel generell Abnutzungsgefahr, so wie auch im Falle von “Scream 2”. Craven spinnt die Geschichte konsequent weiter, womit das Konzept zwangsläufig nicht mehr so innovativ ist wie im Original. Offenbar ist sich der Film dieser Tatsache aber bewusst. Und so werden alle Regeln, die ein zweiter Teil per se so mit sich bringt, ganz brav befolgt: Der Bodycount ist höher, der Blutzoll auch, und ebenso die dazu gehörige Ironisierung des Ganzen. Dazu bringt “Scream 2” noch einen leichten philosophischen Anspruch unter, in dem er die Frage in den Raum stellt, inwiefern die Medien für die Verrohung der Gesellschaft verantwortlich sind.
Darum strickt Craven den obligatorischen Killer-Plot. Natürlich werden die Protagonisten wieder nach und nach ins Jenseits befördert, die weiblichen Opfer dürfen abermals kreischend die Treppe hoch statt zur Haustür raus rennen und selbstverständlich gestaltet sich das Rätselraten um die Identität des Schlächters wieder äußerst knifflig, bis der Schlusstwist das Storykonstrukt schlüssig auflöst, wobei das Finale diesmal allerdings etwas over the top geraten ist.
Sowohl hinter als auch vor der Kamera bleibt “Scream 2” dem lieb gewonnen Ensemble aus dem ersten Film treu. Als Fixpunkt des Geschehens ist wieder Neve Campbell mit von der Partie, die als sensible Heldin, die langsam den Verstand zu verlieren droht, auftrumpft. Die vertraute Crew, die in dieser Zusammenstellung ein gefühltes Dutzend “Scream”-Filme bestreiten könnte, bestehend aus David Arquette, Courtney Cox, Jamie Kennedy & Co., schreit erneut um die Wette, wobei Kennedy allerdings ein äußerst unrühmliches und blutiges Ende im Wohnwagen findet. Neu auf der Besetzungsliste sind Jada Pinkett Smith (die zu Beginn die Rolle, die Afroamerikanern in solchen Filmen zukommt, definiert) und Sarah Michelle Gellar, die in einer kurzen Sequenz das Klischee der hübschen Blondine erfüllt, die nur zwei Aufgaben hat: gut aussehen und sterben.
Fazit: “Scream 2”, der Mittelteil von Wes Cravens Slasher-Trilogie, behält das Erfolgsrezept des ersten Teils bei und spinnt die Geschichte um den Messer wetzenden Maskenmann derweil konsequent weiter. An den kultigen Erstling mag Teil zwei nicht heranreichen, doch genügend Spannung, Witz und wohliger Grusel ist auch am Windsor College Programm.