Kurzfilmen ist für gemein hin ein eher tristes Schicksal beschert. Abseits der diversen Festivals existiert eigentlich kaum ein relevanter Markt und so verwundert es wenig, dass seit Jahren die Dankesreden der Kurzfilm-Preisträger bei den großen Awards wie den Oscar-Verleihungen die einzig wirklich aufrichtigen sind – und zwar immer dann, wenn sich die Gewinner in schöner Regelmäßigkeit bei den zuständigen Juroren dafür bedanken, dass es ihre Kategorie noch gibt. Diese Demut ist den „großen“ Filmemachern längst abhanden gekommen. Die Skepsis der breiten Masse dem Kurzfilm gegenüber ist dabei durchaus nachzuvollziehen. Kaum hat man es sich richtig bequem gemacht, hat der Spaß auch schon wieder ein Loch. Dabei gibt es hin und wieder Produktionen, die durchaus ein anderes Schicksal verdient hätten. Marcus Schusters und Richard Kropfs Komödie „BumBum“ ist einer jener Ausnahmen von der Regel.
In den 80er Jahren befindet sich Deutschland dank der überragenden Leistungen des jungen Leimeners Boris „BumBum“ Becker in einem kollektiven Tennis-Rausch. Auch der kleine Michi (Ennio Incannova) und dessen Vater (Peter Lohmeyer) wurden von der Welle der Euphorie erfasst. Am 25. Juli 1987 verfolgen die beiden gemeinsam das legendäre Davis-Cup-Duell im US-amerikanischen Hartford, in dem Boris Becker seinen US-Kontrahenten John McEnroe in einem sechs Stunden und 39 Minuten währenden Tennis-Krimi niederringt. Dabei verbraucht Michi nicht nur sein Fernseh-Kontingent der nächsten sieben Tage, sondern er entdeckt auch seine Berufung: Er möchte werden wie Boris, er möchte Tennis-Profi werden. Doch da Michi erst entdeckt werden muss (und er sich vor seiner Entdeckung keinen Tennis-Schläger leisten kann), beginnt er vor dem Fernseher zu trainieren. Und als Boris Becker im Wimbledon-Finale von 1991 gegen Michael Stich verliert, sieht Michi seine Zeit gekommen. Es ist Zeit für die Wachablösung…
16 Minuten Film bei einem Budget von 60.000 Euro. Das sind die Eckdaten zu „BumBum“, die der Produktion allerdings nicht wirklich gerecht werden. Prominente Namen wie Peter Lohmeyer (Das Wunder von Bern, Zugvögel ... Einmal nach Inari), der Michis Vater mit einem wunderbar lakonischen Humor spielt, und Tanja Wenzel (Wo ist Fred?, Vollidiot) in einer kleinen Rolle als Friseuse hingegen schon viel eher. Im Mittelpunkt des Films steht jedoch der gerade 11-jährige Ennio Incannova, der mit seiner kindlichen Naivität die Welt der Erwachsenen und die seines Idols als Erzähler kommentiert und dabei einiges nur all zu wörtlich nimmt. Natürlich muss in punkto Ausstattung hier und da gewisse Abstriche in Kauf genommen werden, in Anbetracht der erfrischenden Geschichte fallen diese nicht weiter ins Gewicht. „BumBum“, der übrigens auf der Kurzgeschichte „In Boris’ Wohnzimmer“ von Richard Kropf basiert, ist ein Film mit Herz, der bei einer der bedeutendsten Etappen der deutschen Sportgeschichte beginnt, einen Blick in die deutschen Wohnzimmer jener Zeit wagt und letztlich bei den von der Realität eingeholten Träumen eines kleinen Kindes endet. Den beiden jungen Filmemachern Marcus Schuster und Richard Kropf gelingt es dabei ganz ausgezeichnet, das „So war es damals“-Feeling einzufangen.
Fazit: Überraschend erwachsen, mit liebevoller Ironie und einer gesunden Portion Nostalgie wagt „BumBum“ den Blick in die Vergangenheit. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden, die dem Film das Prädikat „wertvoll“ verlieh, bringt es passend auf den Punkt: „Ein rundweg sympathischer Heimatfilm‘ über Legendenbildung und Legendendämmerung.“
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