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    Jagdrevier der scharfen Gemsen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Jagdrevier der scharfen Gemsen
    Von Christoph Petersen

    Früher war alles besser! Dass sich Mitglieder unserer Elterngeneration, die in den 70er- und frühen 80er Jahren ihre Jugend verlebt haben, tatsächlich trauen, diesen Ausspruch bisweilen in den Mund zu nehmen, verwundert. Zumindest wenn man bedenkt, dass sie damals ganz offensichtlich nichts besseres zu tun hatten, als scharenweise in unterirdisch schlechte bayerische Softpornos zu strömen, wie die durchweg überzeugenden Besucherzahlen belegen. Dabei versprachen Titel wie Unterm Dirndl wird gejodelt oder Beim Jodeln juckt die Lederhose vor allem eines: Lustspielunterhaltung auf allerunterstem Niveau – und die „Erotik“ war auch alles andere als erotisch. Sicher haben die klamottigen Alpen-Pornos heute einen gewissen Kultstatus inne und können in geselliger Runde mit einem großen Fass Bier tatsächlich zu wahren Partyknallern avancieren, gut sind sie deshalb aber noch lange nicht. Landete einer dieser Streifen mehr als einen gagtechnischen Zufallstreffer, zählte er automatisch zu den herausragenden Werken des Genres. Hubert Franks „Jagdrevier der scharfen Gemsen“ bildet hier nur insoweit eine Ausnahme, als dass die eröffnende halbe Stunde zumindest leidlich amüsant ist, bevor das klamaukige Bettgehüpfe dann doch noch in den immer gleichen, auf Dauer einfach nur anödenden Einheitsbrei abdriftet.

    Portier: „Das ist Lissi, die macht’s für hundert Mäuse.“

    Gast: „Das ist aber umständlich, warum nimmt sie denn kein Geld?“

    Mr. Schmidinger (Sexfilm-Kultkomiker Josef Moosholzer), ein in Texas lebender Bayer, hat von seinem Stiefbruder ein Hotel in Heidelberg geerbt. Sein Plan: Er will unerkannt in sein eigenes Hotel einchecken, um so den Service des Hauses zu testen. Doch bevor es soweit ist, muss Schmidinger zunächst einmal in München alle möglichen Irrungen und Wirrungen überstehen. Zuerst wird ihm der Koffer mitsamt Geld und Papieren gestohlen, dann geht er einer Heiratsschwindlerin auf den Leim und als er seinen Koffer nach einem waghalsigen James-Bond-Autostunt schließlich wieder in den Händen hält, ist dieser plötzlich randvoll mit Rauschgift. Als Schmidinger dann endlich in Heidelberg ankommt, erwartet ihn schon die nächste Überraschung. Sein geerbtes Hotel erweist sich als etabliertes Freudenhaus. Der prüde Ami will den Betrieb sofort einstellen, doch damit sind die ortsansässigen Mafiosi wiederum gar nicht einverstanden. Und zu allem Überfluss wird Schmidinger nach einem unfreiwilligen Fallschirmsprung auch noch von einem schwulen Dorfpolizisten für einen amerikanischen Spion gehalten…

    Sie: „Ich mach Dir einen ganz starken Kaffee, der bringt Dich auf Vordermann.“

    Er: „Ja, einen ganz starken Kaffee für meinen Vordermann.“

    Ein Texaner geht den Bayern in München auf den Leim. Aus dieser Situation schlägt der Film zunächst überraschend viel Kapital. Natürlich sprechen wir auch hier im Endeffekt nur von guten drei bis knappen vier Punkten, doch die Screwball-Ansätze sind zumindest erkennbar. Wo Billy Wilder mit Manche mögen´s heiß die Champions League beherrscht, darf „Jagdrevier der scharfen Gemsen“ in diesen 30 Minuten zumindest in der Kreisklasse mitkicken. Doch zeitgleich mit der Ankunft von Schmidinger im Puff siegt der pure Klamauk, das letzte bisschen Sinn und Verstand wird zugunsten einer zusammenhanglosen Story und dümmlichen Karnevalcharakteren über Bord geworfen. Der Dorfsheriff ist schwul, die Mafiosi sind schwul, die männliche Puffmutter ist ein Idiot, doch witzig ist das alles nicht. Das weitere Treiben ist einfach nur blöd – und zwar nicht im Sinne von findig-frech, sondern im Sinne von sterbenslangweilig. Für Freunde blanker Brüste ist das Jagdrevier auch nicht soooo ergiebig, erreicht der Film in Sachen nackte Tatsachen doch lediglich Genredurchschnitt.

    Fazit: Nichts Neues von der Nackedei-Front! „Jagdrevier der scharfen Gemsen“ ist auf Dauer ermüdendes, wenn auch uriges Tittengewippe, das nur in der ersten halben Stunde in Ansätzen unterhält. Am besten in der Gruppe und im Alkoholdelirium zu genießen!

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