Dass im Direct-to-DVD-Bereich gerade im Horrorgenre eine Menge minderwertiger Ware veröffentlicht wird, dürfte sich mittlerweile bis zum letzten Videothekenkunden herumgesprochen haben. Und auch „Garuda“, der neueste asiatische Trashfilm im Programm des Dortmunder DVD-Labels e-m-s, macht da keine Ausnahme: Der in Thailand gedrehte, vergeblich auf großes Hollywoodkino getrimmte Actionschocker ist einfach nur belanglos geworden. Nicht einmal Trash-Jünger dürften an diesem filmischen Totalschaden ihre Freude haben, was als eine Art vernichtendes Armutszeugnis gewertet werden kann.
Regisseur Monthon Arakyangkoon beginnt seinen Fantasy-Actionfilm mit einem Topos schlecht gemachter Filme, in denen Höllenwesen auf die Erde kommen: der Verbannung eines Dämonen, vollzogen unter mythischen Umständen in einer lange vergangenen Zeit; vor 10.000 Jahren um genau zu sein. In „Garuda“ wird dieser Fakt durch eine illustrierte Erzählerstimme im Vorspann kund getan – bekanntermaßen nicht die einfallsreichste Art der filmischen Erzählung. Nachdem der Dämon glücklich verbannt und versiegelt worden ist, folgt sogleich die zweite Standardszene der schlecht gemachten Dämonenfilme: die Ausgrabungen, einige Jahrhunderte später. Doch dann überrascht – oder besser: quält – der Film den Zuschauer: Bei den Grabungen wird die Versiegelung nicht (!) geöffnet, der böse Dämon bleibt gefangen (Ein völlig aus der Luft gegriffener Luftangriff hatte das Öffnen in letzter Sekunde verhindert). So wird es dem Regisseur auf „innovative“ Art und Weise möglich, die Standardszene „Dämon wird erweckt“ zu doppeln – und die Geduld der Zuschauer zu beleidigen. In der zweiten Ausgrabungssequenz, Bauarbeiten an einer U-Bahn im Bangkok der Gegenwart, wird das Tor dann aber schließlich freigelegt und die Ereignisse überstürzen sich. Die Armee rückt an, zwei Wissenschaftler werden eingeflogen und eine Actionszene jagt die andere.
Zugegeben: Die Spezialeffekte sind gar nicht die schlechtesten und bieten für F/X-Freunde ein wenig Trost. Und auch die routinierte Zeitlupenästhetik in den Actionszenen, gepaart mit elektronischer Musik, ist ein Schauwert, der sein Vorbild Matrix zwar mechanisch abspielt, aber dennoch teilweise unterhalten kann. Da die ganze Geschichte aber dermaßen langwierig, völlig ohne Abwechslung und Spannung erzählt wird und zudem nur so von Logiklöchern klafft, werden wohl auch hartgesottene Zuschauer irgendwann zwangsläufig abschalten.
In der Storyline entwickeln sich ambitionierte Themen wie Ausländerfeindlichkeit, die allerdings in keiner Weise vertieft werden, sondern vielmehr als Durststrecken zwischen der Action erscheinen. Die ewige Diskussion zwischen dem Befehlsleiter der Truppe und der weiblichen Wissenschaftlerin über die rationale oder mythische Deutung thailändischer Legenden dreht sich ständig im Kreis. Und auch die Tatsache, dass Tim, der männliche Wissenschaftler, permanent in Schutzhaft gesperrt wird, sich immer wieder befreit, um erneut weggesperrt zu werden, ist in ihrer konsequenten Wiederholung penetrant und Nerv tötend. Warum die beiden Wissenschaftler überhaupt zum Ort des Geschehens geholt worden sind, bleibt unklar und auch das sonstige Handeln der Figuren kann in den meisten Fällen als höchst irrational eingestuft werden (für Eingeweihte: Erinnerungen an den „Beobachter“ aus Samurai Commando - Mission 1549 werden wach). Dass sich aus der anfänglichen Abneigung zwischen Truppenkommandeur und Wissenschaftlerin allmählich eine, wenn auch subtile, Zuneigung entwickelt, sei nur am Rand erwähnt.
Bis hin zur comichaft überzeichneten finalen Entscheidungsschlacht kopiert „Garuda“ allerhand Vorbilder, die zwischen „Godzilla“, Jurassic Park, Alien und „Das Relikt“ mäandern. Und das alles – wie erwähnt – unter dem Dach des „Matrix“-Stils. Der unausgegorene Brei, der daraus gestampft wurde, reiht sich unmittelbar in die zweifelhafte Reihe der Filme des Kalibers „Hellfire“ mit Chuck Norris und „Reiter der Apokalypse“ mit Dolph Lundgren ein. Kurzum: ein Totalschaden.
„Garuda“ ist der verunglückte bis ärgerliche Versuch, dem B-Movie-Genre des Dämonenfilms ein Straßenfeger-taugliches Exemplar beizusteuern. Da dem Film jegliche Selbstironie und Spannung abgeht, können auch die teilweise recht ansehnlichen Actionszenen das Interesse an der Geschichte nicht aufrecht erhalten. Nur an einer Stelle glimmt ein wenig Selbstironie auf; in einem Satz, der sich bestens als Schlussfazit eignet. Als Antwort auf eine abstruse Idee entgegnet die Protagonistin ihrem Begleiter: „Tim, du hast einfach zu viele schlechte Filme gesehen.“