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    We Can't Go Home Again
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    We Can't Go Home Again
    Von Ulf Lepelmeier

    “We Can't Go Home Again” ist ein Film über fünf unterschiedliche Individuen, die in der Megacity Tokio auf der Suche nach dem Sinn ihrer Existenz sind. Vom japanischen Regisseur Fujiwara Toshi, einem ehemaligen Filmkritiker, selbst als „kollektive Improvisation“ bezeichnet, ist das Werk ein Experiment, welches sich an den Ideen und Umsetzungsformen der amerikanischen Independent-Szene der sechziger und siebziger Jahre orientiert. Vorgegeben für den Film waren nur Tokio als Handlungsort, eine sehr lose Storyline und die Bedingung, dass die von den Laiendarstellern gespielten Figuren einen Bezug zur jeweiligen Persönlichkeit der Mimen haben sollten. Die Handlung an sich ergab sich dann aus Improvisationen und spontanen Reaktionen auf die jeweiligen Gegebenheiten während der Dreharbeiten.

    In der 13-Millionen-Einwohner-Metropole Tokio gehen fünf junge Menschen ihrem trostlosen Alltag nach. Mao arbeitet als Redakteurin in einem Filmbuchverlag und muss immer wieder feststellen, dass sie für ihren Job nicht das nötige Hintergrundwissen mitbringt - außerdem wird sie ständig von einem mysteriösen jungen Mann verfolgt. Im selben Verlag arbeitet auch aushilfsweise der Filmstudent Yushin, der sich von seiner Freundin extrem genervt fühlt. Die rigorose Kurumi verdient ihr Geld unterdessen in einem Sado-Maso-Club und trifft sich regelmäßig mit ihrem früheren, wortkargen Schulfreund Masato, der kurz vor der Beendigung seines Studiums steht. Und Atsushi schlendert täglich ohne erkennbares Ziel durch Tokio und macht unzählige Bilder mit seiner Polaroidkamera. Aber nicht die von ihm besuchten Orte werden auf den Fotos verewigt, sondern stets sein eigenes Antlitz.

    Was als inspiriertes Projekt mit Potenzial beginnt, offenbart allzu schnell seine Tücken. Früh ist dem Betrachter klar, dass allen fünf Figuren das Gefühl der Einsamkeit gemein ist, und dass sie alle mehr oder weniger wurzellos und verloren durch die urbane Realität ziehen. Doch viel mehr als diese Erkenntnis und die Bemerkung, dass das Gefühl des Einsamseins die menschliche Existenz auszeichne, gibt der Film leider nicht her. In teils endlos erscheinenden Einstellungen wird dem Zuschauer ein weitestgehend loses Geflecht von Begegnungen präsentiert, die in ihrer Alltäglichkeit und Schlichtheit schnell Langeweile aufkommen lassen. Es gibt kaum Interaktion zwischen den Figuren, Gespräche sind quälend lang, da sie zumeist von Schweigen oder von knappen Aussagen dominiert werden und die einzelnen, sich ständig abwechselnden Episoden erscheinen schlicht beliebig. Zudem plätschern die fünf Lebensgeschichten nur so dahin, so dass es auch die bemühten, weitestgehend überzeugend spielenden Laiendarsteller nicht Vermögen, das Interesse des Zuschauers über den gesamten Film aufrecht zu erhalten. Eine starke Straffung hätte dem Projekt sicherlich gut getan.

    Weiterer Knackpunkt des Filmes ist, dass sich keine der Filmfiguren dem Betrachter erschließt, dass ihre Geheimnisse ungelüftet bleiben und ihre Eigenheiten einfach im Raum ohne Erklärung stehen gelassen werden. So bleibt der Stalker-Plot denkbar unspektakulär, weil einfach nicht erklärt wird, warum der junge Mann, der der ständig an sich zweifelnden Mao folgt, diese überhaupt beschattet. Und es wird auch völlig offen gelassen, wieso der scheinbar nazistisch veranlagte Atsushi sein Zimmer nun eigentlich mit Fotografien seines Gesichtes zugehängt hat.

    “We Can't Go Home Again” will wohl eine Parabel über das Gefühl der Einsamkeit in der anonymen Atmosphäre der Großstadt sein, weiß aber in den wenigsten Einstellungen diese Intention wirkungsvoll zu transportieren. Zu willkürlich und uninspiriert wirken die einzelnen, zu episodenhaften daherkommenden Geschichten, zu wenig fühlt sich der Betrachter involviert und zu zäh laufen die Bilder vor seinem Auge ab. Das Konzept des improvisierten Films, so interessant man es sich vielleicht auch vorstellen mag, muss nach „We Can´t Home Again“, zumindest fürs Erste, als gescheitert erachtet werden.

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