Amerikanischer Godzilla-Versuch Nr. 2 – klappt es denn diesmal?
Achtung: Diese Kritik enthält Spoiler!
Nachdem Roland Emmerich 1998 die Godzilla-Lizenz verhunzt hat, war die Nachricht, dass die USA
sich schon wieder an das japanische Kultformat ranwagen, für Fans eine eher schlechte Nachricht.
Aber hey, nach dem Debakel wäre ja ein Reboot eine sinnvolle Maßnahme, oder? Gerade heutzutage mit den nötigen Effektmöglichkeiten.
Und Hand auf's Herz: Das Artwork der Kinoplakate, die Trailer (die nicht viel zeigten, aber durchaus
gut gemacht waren) und die Tatsache, dass Bryan Cranston mitspielt, waren eher Hinweise darauf,
dass aus dem Film was Gutes werden kann.
Schlimmer als 1998 kann es doch schließlich nicht werden, oder?
Doch, kann es...
Der Zuschauer zahlt erstmal einen horriblen Preis dank 3D (was sich natürlich mal wieder als absolut überflüssig entpuppt) und Überlängenzuschlag.
Aber hey, es ist schließlich ein Monsterfilm! 3D kann funktionieren, wie Pacific Rim bewiesen hat und
Überlänge heißt ja letztendlich: Mehr Zerstörung und mehr Godzilla-Action!
Und dann beginnt die Misere. Ein absolut langweilig geschriebenes und inszeniertes Fukushima-Anti-Atom-Propaganda/Familien/Militär-Drama, wie es in den 80'ern und frühen 90'ern hätte nicht schlechter geschrieben werden können.
Die Hauptcharaktere und ihr Dialog sind völlig austauschbar und egal. Ich konnte mich am Ende des Films nicht mal mehr an ihre Intention, geschweige denn Namen erinnern.
Schöne Grüße von "Star Force Soldier"...
Und der groß angekündigte Bryan Cranston, Breaking Bad-Star, der legendäre Heisenberg - na, wie lange kommt er wohl in dem Film vor?
Natürlich nur in den ersten Filmminuten! Weil er direkt am Anfang des Films sterben muss.
So macht man das!
Und wer perfekte Schauspielkunst à la Breaking Bad erwartet, kann sich schon mal warm anziehen.
Bryan Cranston sieht wieder aus wie Hal aus ,,Malcom mittendrin" (hat aber wieder die Tennstedt-Synchronstimme aus Breaking Bad) und hat Dialoge auf RTL2-nach-22-Uhr-Actionfilm-Niveau.
„Was ist mit meiner Frau?", „Was habt ihr getan?", „Ich glaube euch nicht".
Von Schauspiel kann man kaum reden, weil sein Dialog und seine Rolle das einfach nicht hergibt.
Zudem wirkte die deutsche Synchro die ganze Zeit so, als sei der Ton etwas zu der Lippenbewegung verschoben, was die banalen Texte nochmal zusätzlich unterstrichen hat.
Da man Bryan Cranston schon mal abschreiben kann, wie sieht es denn mit anderen Charakteren aus?
Und wie bringen sie die Geschichte nach vorn?
Die Antwort lautet natürlich: Gar nicht.
Der Film ist und bleibt langweilig. Kein roter Faden, kein Spannungsaufbau, keine Action.
Der Fokus liegt auf dem Cranston-Sohn, der natürlich zum Militär geht (USA! USA!),
Verschwörung der Regierung hier, Verschwörung vom Militär dort und überall plump gestrickte
Endzeit-Stimmung. Für alle auftauchenden Personen, entwickelt man sofort Gleichgültigkeit – egal ob Wissenschaftler, Soldat, Ehefrau oder Kind.
Nee danke, die Schauspieler haben ungefähr das Charisma einer Schaufensterpuppe.
Kaum zu glauben, aber: Da wünscht man sich wirklich Matthrew Broderick mit seiner Trottelperformance und Unmengen Fischberge zurück!
Zum Plot: Auch hier - belanglos, austauschbar, worum ging's nochmal?
Kann jetzt endlich mal was mit Monstern passieren?
Warum hieß der Film noch mal Godzilla?
Nun, erstmal schaut der Zuschauer auf seine Uhr, um zu erfahren, wieviel Filmklischees, unnötige Blenden und Langeweile er schon überbrückt hat. Oh! Gute Nachrichten: Knapp die Hälfte des Films ist bereits um und es ist noch nichts mit Godzilla und Monsterkämpfen passiert.
Höchste Zeit, Godzillas Gegner vorzustellen:
CLOVERFIELD!
Na gut, es heißt Muto. Sieht aber aus wie Cloverfield und kann ungefähr genau so viel:
Schreien und durch die Gegend laufen.
Im Ernst, wie faul ist bitte so ein Monsterdesign?
Statt ein cooles neues Monster in den Filmkanon einzufügen, wird sich dreist von Cloverfield bedient?
Ein insektoides, atombombenfressendes Etwas, was im Seitenprofil wie das Thundercats-Logo aussieht,
soll nun Godzillas Gegner sein?
Und weil es eher wie ein unkreativ gestalteter Videospielendgegner aussieht, müssen die Augen auch noch ROT leuchten?
Damit man sieht, wie BÖSE es ist?
In den Trailern hat man für Bruchteile einer "fliegenden Kreatur" gesehen.
Die Fans waren natürlich gehypt! Godzilla kämpft also nicht alleine - sondern vielleicht gegen Rodan? Mothra? Sogar vielleicht gegen King Ghidorah?
Kommen vielleicht sogar noch mehr Monster vor?
Natürlich nicht!
Cloverfield-Muto hat dank seinen ausklappbaren Dumbo-Ohren natürlich gelernt zu fliegen.
Und weil das Monsterdesign so klasse ist, kommt das selbe Vieh noch mal im Film vor.
Nur größer. Weil Männchen und Weibchen. Und sie brüten. Nest muss gefunden und vom Militär gesprengt werden. Kommt mir irgendwie bekannt vor...
So spart man auch Geld, indem man das 3D-Modell recycelt und einfach größer skaliert.
Höchste Zeit, dass aus dem Nichts Godzilla unspektakulär auftaucht!
Und keine Sorge: Godzilla bleibt nicht nur im Trailer ein Mysterium. Auch im Film.
Es gibt kein wirklich klares Bild von ihm. Wenn man mal was von ihm sieht,
dann sieht er aus, wie ein dickes Kind.
Na ja...ist halt ein amerikanischer Godzilla.
Natürlich hat Godzilla auch nicht seinen ikonischen Schrei.
Sondern irgendeine Mischung aus Schrottpresse, Elefant und einen leichten Nachhall der GANZ entfernt daran erinnert.
Aber diese Version kommt nur beim Aufmarsch vor. Den Rest des Films über hat Godzilla ein völlig austauschbares, runtergepitchtes Tiersample. Löwe, Elefant, Pferd...alles auf einmal mit viel Pitchshifting und Hall – fertig! Das Gängige eben.
Apropos Sounddesig:. Während die Japaner sich immer Mühe gegeben haben, ihren Kultmonstern die passende Sounduntermalung zu geben (Lederhandschuh auf einem Kontrabass, manipulierte Adlerschreie, gepitchtes Saxophon usw.)
wird sich hier wohl von einer Skrillex-Sample-CD bedient.
Modernes Dubsteb-Geknarze, nervige Subbässe, Transformer-Gerassel.
Alles schon x-mal gehört und nur nervig für die Ohren.
Das fasziniert vielleicht pubertäre Ohren, die eh aufgeblähte Konsumware wie Dubsteb oder Transformers-Filme geil finden, ein gutes Sounddesign ist trotzdem meilenweit entfernt.
Für's Gehirn ist nichts dabei, für die Ohren ist nichts dabei. Wie sieht's mit den Augen aus?
Hier wären wir beim einzigen Pluspunkt des Films. Gut aussehen tut er – bis auf eine Sache:
Der Film ist in einem kompletten Graustich gehalten.
Glasklare CGI-Städte mit einem schönen Rohbau-Filter drauf.
Hauptsache düster und endzeilich! Das lieben Kids heutzutage!
Und? Werden diese Tribute-to-Bitterfeld-CGI-Städte wenigstens von Godzilla und
Mr. und Mrs. Cloverfield ordentlich zerstört?
Was erwartet ihr denn von GODZILLA? Natürlich nicht.
Wenn was zerstört wird, dann von den Mass Effect-Kakerlaken. Godzilla ist ihr Prügelknabe.
Godzilla ist halt ein dickes Kind, was nichts drauf hat.
Sein Atomstrahl ist ein Witz und dient dazu, die Cloverfield-Klone auf Distanz zu halten.
Das einzige was man sieht, was in Richtung "Action“ geht, ist eine pummlige CGI-Echse (Godzilla),
die zwei Standard-Monster durch die Gegend schubst - in einer eh bereits zerstörten, größtenteils verlassenen Computerspiel-Stadt.
Ach so, und ich schreibe bereits vom langersehnten, finalen Endkampf.
Actionszenen davor werden dreisterweise AUSGEBLENDET!
Das ist einfach nur schamlos von den Filmemachern.
Da fehlen mir einfach die Worte...
Godzilla kommt in 120 Minuten Filmzeit ganze zwei Minuten vor.
Seine größte Tat: Ein bisschen Insekten rumschieben und eines mit dem Atomstrahl töten.
Was so effektvoll ist, wie ein schlechtes Tischfeuerwerk zu Silvester.
Godzilla ist ein dicker Lurch, der dauernd auf's Maul bekommt und gefühlte zwei Male im Film stirbt, und dann (Klischee, Klischee) zu Ende wieder aufersteht und apathisch zurück ins Meer torkelt.
Schade, dass es in seiner Größe kein Segway oder Shopping Scooter gibt.
Absolute Frechheit und enttäuschend für jeden Godzilla-Fan.
Hier wird Potential ohne Ende verschenkt.
Aber man hätte schon bei Drehbuchschreiber und Regie stutzig werden müssen.
Bisherige "Erfolge": Doom, The Expendables und Monsters.
Dann eine heilige Filmlizenz wie Godzilla in der Hand, und dann sich nicht mal Mühe geben, aus dieser Filmographie der Scham herauszukommen.
Obwohl man genau weiß, wie Fans auf den Emmerich-Godzilla reagiert haben...
Und dann das ganze Ding noch mehr vergeigen?
Wenn ich Toho wäre, würde ich meine Lizenz nur noch an Guillermo del Toro herausgeben.
Toho für Toro! Merkt euch diesen Satz, Amerika!
Godzilla mit Hollywood-Budget drehen kann doch nicht so schwer sein!
Es fehlt an Humor und Over-the-Top-Orgien, der Film versucht zwingend düster, pseudo-episch und
ernst zu sein. Und fliegt dabei, wie Godzilla im Film, einfach mal richtig auf die Fresse.
Da hat Roland Emmerich 1998 wenigstens noch sein Handwerk verstanden und dem Zuschauer wenigstens etwas Unterhaltung geboten...
Dieser Film ist in allen Belangen schlecht, sein Geld und seine Lizenz einfach nicht wert.
Cloverfield und Pacific Rim haben gezeigt, wie der Monsterfilm-Standard heuzutage (mindestens) auszusehen hat und dann kriegt man diesen pubertären Schinken ohne Inhalt und Action geboten.
Godzilla bleibt auch 2014 wieder einmal nur "Zilla" in Amerika...