Paul Thomas Anderson gehört spätestens seit „There Will Be Blood“ zu den großen Regisseuren des anspruchsvollen Films. Er fokussiert mehr die Hauptfigur(en) und weniger die Geschichte, verlangt den Akteuren oscarreife Leistungen ab und macht es dadurch dem Betrachter nicht immer leicht. So auch bei „The Master“.
USA, Ende der 1940er Jahre. Der Kriegsheimkehrer Freddie Quell (Joaquin Phoenix) trifft nach missratenen Versuchen, wieder in der Berufswelt Fuß zu fassen, an Bord eines Schiffs auf Lancaster Dodd (Philip Seymour Hoffman), der sich als Kapitän, Atomphysiker usw. und als Anführer der Gruppe „The Cause“ (Der Ursprung) ausgibt. Der kopfgesteuerte, führungsstarke Dodd nimmt den einfachen, neurotisch oder psychotisch und aufbrausend veranlagten, mit irrem Blick versehenen Quell bei sich auf, weil die Chemie passt (auch die trinkbare), und benutzt ihn als Versuchskaninchen für seine Sekte. Das zwischen den beiden entstehende und ständig schwankende Verhältnis stößt nicht unbedingt auf Akzeptanz der Leute um Dodd, darunter seine Frau Peggy (Amy Adams), die das Geschäftliche aufrecht zu erhalten versucht.
Es ist faszinierend, wie intensiv der Zuschauer dank Anderson in die Charaktere eindringen und auf Entdeckungsreise gehen kann. Er lässt die beiden schwierigen, aber nicht unwahrscheinlichen Hauptcharaktere ständig aufeinander los und fängt dies mit einer sehr aufdringlichen Kamera ein. Das funktioniert dann umso besser mit dem schauspielerischen Vermögen, welches Phoenix und Hoffman tadellos abrufen. Und weil das immer noch nicht reicht, sind die aufreibenden Szenen mit quälender Musik unterstützt. Einige Kinobesucher werden unter dem Gewicht der flimmernden Kost nach einiger Zeit die Popcorntüte stehen lassen und der Leinwand den Rücken kehren. Aber wer sich auf das Vorgenannte einlässt und damit leben kann, dass ein ausgeprägter Handlungsbogen nicht auf der Rechnung steht, wird das Kino bereichert verlassen.