Aki Kaurismäkis ''Le Havre'' ist ein Film, dem eine unbeschreibliche Traurigkeit innewohnt. Während der Film zwar mit leisen Humor, schräge Dialoge, markante, romanhafte Figuren, eine Hitchocksche Lichtsetzung und einen 70er Jahre Look sehr wohl auch Realismus meidet und groteske Züge hat, scheint der Humor niemals die nachträgliche Garnierung einer traurigen Geschichte zu sein, um die Gemüter harmoniebedürftiger Zuschauer zu befriedigen. Vielmehr überschattet die Einsamkeit des Protagonisten Marcel Marx, seine emotionsleere Ehe jeglichen Humor. Wenn seine Frau ihn anweist, nicht alles Geld für Alkohol auszugeben und er erwidert, er werde seinen Hund mitnehmen, der das Wechselgeld nach dem ersten Getränk sofort nach Hause apportieren werde und der Dialog dann endet - so wird hier auch eine fundamentale Trostlosigkeit angedeutet: die in ''Le Havre'' gezeichnete Welt ist in der Tat geprägt von menschenverachtenden, missmutigen, enttäuschten Figuren: der Humor der Hauptfigur scheint somit viel weniger den Zuschauer zu befriedigen, sondern die Hauptfigur selbst, welche genau wie der Zuschauer die verheerende Tragik seines Lebens sehr wohl erkennt. Marcel wirkt wenngleich um den Gesundheitszustand seiner Frau besorgt, keineswegs glücklich in der Ehe, auch in seinem Job als Schuhputzer ist er einem Leben in Armut und den fortlaufenden Schikanen von Ladenbesitzern ausgeliefert. Trost findet er nur im Alkoholismus und in den gelegentlichen Unterhaltungen mit der Kellnerin in seiner Stammkneipe. Das Gefühl, welches dieser Film hinterlässt, lässt sich somit nicht als bittersüßes Nebeneinander beschreiben: es ist vielmehr eine alles überkommende Tragik, unter welcher kleine Versuche von menschlicher Güte, Nächstenliebe oft scheitern: Marcel wird am Ende der Geschichte nach Hause zurückkehren, seine Aufopferung für den Jungen wird sein Leben nicht ändern.