Eine Horror-Komödie aus Deutschland? So etwas gibt es wirklich? Zugegeben, man muss erstmal eine Weile suchen und sich dann auf direktem Wege in die Ramsch-Ecken der Videotheken begeben, um fündig zu werden. Prominentester Vertreter dieser hierzulande noch vorwiegend auf Festivalprogramme beschränkten Gattung ist Mathias Dinters „Die Nacht der lebenden Loser", die ebenso offensichtliche wie misslungene deutsche Teenie-Antwort auf „Shaun of the Dead". Bruce LaBruces „Otto; or Up with Dead People" (Berlinale-Panorama 2008) und das No-Budget-Projekt „Urban Scumbags vs. Countryside Zombies" von Patrick Hollmann und Sebastian Panneck genießen da unter eingefleischten Trash-Fans schon eher Kultstatus. Mit dem Debütanten Andreas Schaap versucht sich nun ein weiterer deutscher Regisseur an einer schwarzen Horror-Komödie. Er inszeniert mit „Must Love Death" einen Mix aus knallhartem Splatterspektakel und kitschiger Romantik-Komödie. Trotz gelungenem Auftakt entwickelt sich der Film leider schnell zum brutalen Foltergemetzel, das in den seltensten Fällen witzig ist und allenfalls hartgesottene Gore-Anhänger zufriedenstellen dürfte.
Norman (Sami Loris) ist von der Liebe enttäuscht und sieht nur noch einen Ausweg: Selbstmord. Weil er es alleine nicht übers Herz bringt, den Abzug zu drücken, verabredet er sich mit einer Gruppe Gleichgesinnter in einer abgelegenen Hütte tief in den amerikanischen Wäldern. Dort angekommen, entpuppen sich seine vermeintlichen Suizidgenossen jedoch als eiskalte Killer mit Vorliebe für brutale Spielchen, die nur auf ihr sterbenswilliges Opfer gewartet haben. Da Norman nicht der Einzige ist, den es in die mit allerlei Folterwerkzeug ausgestattete Bruchbude verschlägt, dürfen sich die bestialischen Sadisten schon bald über zahlreiche Kandidaten für ihr selbstgedrehtes Reality-Format „Foltern oder Nichtfoltern" freuen...
Andreas Schaap versucht sich mit „Must Love Death" an der vermeintlichen Quadratur des Kreises. Torture-Porn meets Rom-Com – wie soll das nur funktionieren? Der Regisseur und Drehbuchautor entscheidet sich für den denkbar einfachsten Weg, die beiden grundverschiedenen Gattungen in Einklang zu bringen. Die romantische Liebesstory, deren einzige Gemeinsamkeit zum Geschehen in der Hütte Protagonist Norman ist, wird losgelöst vom Rest erzählt und erst zum Ende hin locker mit den Folterspielchen verknüpft. Das Drehbuch bietet nicht mehr als eine mit Flashbacks und Zeitsprüngen aufgepeppte Parallelmontage, deren zwei Teile in etwa so gut miteinander harmonieren wie Öl und Wasser: Natürlich kann man beides zusammen in einen Topf schütten, anständig vermischen tut es sich deswegen aber noch lange nicht. In den Schlussminuten wird einmal kräftig umgerührt und so wenigstens der Anschein erweckt, man habe hier einen wahnsinnig innovativen Cocktail kreiert.
„Must Love Death" ist kein „Severance" und erst recht kein „Braindead", müht sich aber nach Kräften, entsprechenden Erwartungen gerecht zu werden. Was dem Film jedoch von vornherein das Genick bricht, ist das Fehlen einer klaren Linie. Schaap wildert munter im Revier von „Funny Games", „Wrong Turn" oder „Hostel" und treibt den Plot mit einem bedeutungsschwangereren, düsteren Score voran. Im „Saw"-Stil werden die Kandidaten zum Morden gezwungen und mit Nägeln, Bohrmaschinen und Schraubstöcken malträtiert. Doch während die Opfer anfangs noch Höllenqualen erleiden und markerschütternd um ihr Leben flehen, werden ihre Schmerzen auf der Zielgeraden plötzlich fröhlich ignoriert; Norman kämpft auch mit einem halben Dutzend gebrochener Knochen und unzähligen Brandwunden weiter, als wäre er das blühende Leben. Über die kratergroßen Logiklöcher könnte man sich als Freund absurder Splatterfilme freilich köstlich amüsieren, würde das Drehbuch nicht zugleich mit dem Vorschlaghammer Situationskomik in die Geschichte meißeln. Abgegriffene Einfälle wie der schon x-mal gesehene Blick des Killers in die Kamera schmälern das Vergnügen ebenso wie die erbärmlich schwachen Dialoge des romantischen Handlungsfadens. Beispiel gefällig?
„Baby, es ist nicht so wie du denkst! Ich hab ihn ihr noch gar nicht reingesteckt! „Da hätte sie ganz bestimmt keinen Unterschied gemerkt."
Kleine Lichtblicke sind die engagierte Leistung von Tobias Schenke („Harte Jungs") und der Cameo-Auftritt von Matthias Schweighöfer („Friendship!"), der in einer Mini-Rolle als Serien-Nerd zu sehen ist. Retten kann dies letztlich wenig, vielmehr verfestigt sich mit zunehmender Spieldauer der Eindruck, man befände sich in einem Auf-Teufel-komm-raus-innovativen Bühnenstück, dessen Regisseur anscheinend noch nicht bemerkt hat, dass mit Blutfontänen und blanken Brüsten heute kein Theatergänger mehr schockiert werden kann.
Fazit: „Must Love Death" ist gut gemeint, aber weniger gut gemacht. Schaaps Debütfilm bietet auf Ami-Look getrimmten Splatter und richtet sich in erster Linie an ein Festivalpublikum, das glaubt, schon alles gesehen zu haben. Weniger gore-affinen Zuschauern dürfte der Brei aus Hardcore-Folter und makabrem Abschlachten jedoch ziemlich auf den Magen schlagen. Die Initialzündung für die deutsche Horror-Komödie bleibt aus – Gattungsfreunde müssen sich weiterhin gedulden und mit den weitaus sehenswerteren Auslandsproduktionen und Genreklassikern vorlieb nehmen.