Orwells 1984 machte den Anfang. Er erschuf damals die Vision eines perfiden Überwachungsstaates, in dem ein Leben mit vollkommener, freier Entfaltung nicht möglich ist. Dazu gesellt sich auch Kurt Wimmers "Equilibrium", der im Gegensatz zur Orwell in die Filmsparte eingeordnet werden kann. Hier wurden die Menschen durch das Injizieren von Substanzen dazu gezwungen, sich wie emotionslose Zombies zu verhalten, damit Konflikten vollkommens aus dem Weg gegangen wird. Viele Filme erschaffen eine düstere, beklemmende Zukunftsvision. Erschreckend ist an den meisten, dass man sich durchaus vorstellen kann, dass aus Fiktion schnell Realität werden könnte. Steven Spielbergs "A.I.", sowie "Minority Report" sind auch in diese Sparte einzuordnen.
Andrew Niccol schlug somit auch diesen Weg ein. Doch in seiner Vision geht es weniger um einen strikten Überwachungsstaat, sondern eher um den gläsernen Menschen: Eine durchaus erschreckende Parallele zur heutigen Zeit, wenn man an das Internet denkt, sich vergegenwertigt, dass man alleine durch den Kauf mit einer Kreditkarte fast komplett durchanalysiert werden kann. Somit ist der Film zwar fiktiv, in seinem Grundstein dennoch erschreckend real.
Er erschafft das Bild vom perfekten Menschen. In naher Zukunft wie schon in der Einleitung erwähnt wird, wird der Genpool des Neugeborenen nicht auf natürlichem Wege produziert, es wird auf künstlichem Wege nachgeholfen. So ist es primär den Reichen möglich, ihr Kind zum perfekten Menschen - und ganzen nach den eigenen Wünschen zu kreieren. Schon zur Geburt steht das Schicksal des Menschen fest: Wann er aller Voraussicht nach sterben wird, wie groß die Wahrscheinlichkeit eines Herzfehlers ist usw. . Alle anderen Kinder, die auf natürlichem Wege zur Welt kommen, sprich "Gotteskinder" werden aufgrund ihrer Benachteiligung "Invaliden" genannt.
Vincent Freeman (Ethan Hawke) ist einer dieser Invaliden. Er wünscht sich schon seit seiner Kindheit nichts sehnlicheres, als in den Weltraum zu fliegen, wobei dies den "Wunderkindern" vorbehalten bleibt. Er versucht jedoch das System auszutricksen, in dem er sich mit dem perfektionierten, dennoch in einem Rollstuhl sitzenden Jerome (Jude Law)zusammentut und promt seine Identität annimmt, um seinem Traum ein Stückchen näher zu kommen. Dies birgt allerdings Risiken. Da bei jeder noch so kleinen Kontrolle seine wahre Identität ans Licht kommen kann, muss er sich perfide auf seine neue Situation vorbereiten: Er bekommt Urin- und Blutproben von Jerome, um den zahlreichen Kontrollmechanismen aus dem Weg zu gehen. Dies klappt anfangs auch alles perfekt bis er durch einen kleinen Fehler letztendlich in Mordverdacht gerät und seinen Traum wieder zu zerplatzen droht. Zu guter Letzt verliebt er sich noch in Irene (Uma Thurman), die seiner wahren Identität immer mehr auf die Schliche kommt...
Obwohl sich die Storybeschreibung gewiss wie die eines Thrillers anhört, muss man sich bei "Gattaca" auf weitaus mehr gefasst machen. Niccol schuf eine derart detaillierte Zukunftsvision wie Spielberg in Minority Report (wobei Gattaca hinsichtlich des Tiefgangs hier meilenweit die Nase vorn hat). Die Dialoge, wie auch die zahlreichen Monologe regen sehr zum Nachdenken an und es ist bewundernswert mitanzusehen, wie ein einziger Mensch gegen ein perfide organisiertes System kämpft und seinem von diesem aufoktroyierten Schicksal trotzt. So ist er der Einzige im Film, der sich dafür einsetzt wieder frei zu sein. Und obwohl er dies mit illegalen Mittel zu bewerkstelligen versucht, werden diese vom Zuschauer als völlig legitim wahrgenommen. Der Anspruch des Filmes ist schlichtweg grandios. Ist der Film zu Ende, wirkt er gewiss noch nach und löst schonmal den einen oder anderen Gedanken hinsichtlich unserer Welt aus, wenn nicht sogar eine kontroverse Diskussion unter Freunden.
Ethan Hawke spielt seine Rolle gut, jedoch nicht überragend. Gewünscht hätte man sich an manchen Stellen etwas mehr Ausdruck hinsichtlich seiner Mimik und Gestik. Man hat manchmal das GEfühl, als würde er seine Rolle nur "runterspielen". Diese Momente gehören glücklicherweise der Seltenheit an. Uma Thurman und Jude Law, der in diesem Film übrigens sein Filmdebut feierte, gelingt ebenfalls eine solide Leistung. In Bezug auf die Tiefgründigkeit, die die Story bietet, wäre bei allen eben erwähnten Schauspielern jedoch mehr drin gewesen.
Während der Anspruch durchaus stimmt und dieser glücklicheriwese auch den Schwerpunkt von Niccols Werk ausmacht, schwächelt der Thrillerpart der Story leider etwas. Alan Arkin, der in dem Film die Ermittlungen leitet, spielt seine Rolle gewiss grandios. Doch die Tatsache, dass Vincent öfter im Film kurz davor steht, ertappt zu werden, während ein teils schon hanebüchener Zufall dies verhinder, raubt dem Film die Spannung. Da flieht Vincent mit seiner Geliebten vor der Polizei, da kommt ein Inspektor in das Haus von Jerome und Vincent und ist kurz davor alles aufzudecken. Trotzdem weiß man, dass im Endeffekt doch alles gut ausgehen wird.
Fazit: "Gattaca" ist ein ansich erstklassiger Film mit viel Anspruch und guten Darstellen, die jedoch leider nicht zur Höchstform auflaufen. Die Schwächen im Krimipart des Filmes verhindern dann jedoch höhere Wertungen, die dem Film vom Grundstock her eigentlich zugestehen.