Man könnte es und manche taten es: "The Impossible" dafür zu kritisieren eine weiße Mittelstandsfamilie zum Mittelpunkt zu machen, statt die einheimische thailändische Bevölkerung. Persönlich fand ich es nicht schlimm, und es wäre wohl ein anderer Film, wenn man andere Figuren zum Zentrum des Geschehens macht. So gilt hier nicht nur der Kompromiss hinsichtlich Markttauglichkeit, sondern auch das altbekannte Stilmittel dem Zuschauer ähnliche Charaktere zur Seite zu stellen, damit sie sich in einer fremden Welt zurecht finden. Unter diesem Gesichtspunkt ist alles gut, und so kann man "The Impossible" durchaus anschauen.
Physisch ist der Film eine Wucht, ohne sich jedoch in Blut zu suhlen. Die großen Tsunami-Szenen, aber auch insbesondere Naomi Watts' Körpereinsatz, lassen wirklich mitfiebern und die Qualen der Protagonistenschaft nachempfinden. Hier ist der Film immer am besten und hält dies zum Teil auch in den späteren Szenen durch, als man durch die Post-Katastrophe wankt. Allerdings eben nur zum Teil: Der Film verliert mit der Zeit sehr viel an dieser Beklemmung, was eigentlich nur folgerichtig ist, aber eben auch Spannung nimmt. Man ahnt wie die Sache ausgeht. Die Story hinter der Katastrophe ist schlichtweg sehr dünn. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn Regisseur Bayona hier die Rafinessen seines Kameramannes weiter einsetzt, um mehr Surreales zu wagen. Die kurze Albtraumsequenz Marias ist dafür ein Paradebeispiel: im Einsatz mit der Musik und der Erinnerung ist das sehr gelungen, aber eben zu kurz! Zum anderen wäre durchaus ein Hauch von Terrance Malik mit einigen tiefergehenden Dialogen sinnvoll gewesen. Denn leider liefert das Drehbuch den Figuren nicht die besten Sätze. Darsteller können zwar glänzen, doch was sie sagen, ist teilweise sogar etwas deplatziert, gerade bei Lucas. Schließlich endet der Film recht dumpf, obwohl es soweit Sinn macht.
Bei weitem ist also nicht der Zuschnitt auf die Familie Benett das Problem, finde ich, sondern mehr die Art wie man es hat verweben sollen. Es wurde sich echauffiert über den Hinweis über die "true story" (schön gegensätzlich zum Titel "The Impossible") - zu Recht, ja, aber auch nur, weil man sich hierdurch mehr an einen hinderlichen Realismus gekettet hat. Wenn man eine solche Katastrophe auf das Schicksal einiger Individuen beschränkt, sollte nicht nur deren physisches Leiden (wie es hier ja brilliant eingefangen wurde!) herausgehoben werden, sondern auch das Psychische. Dann wäre "The Impossible" ein Meisterwerk geworden.
Fazit: Sehr intensives Drama, welchem aber nach dem Höhepunkt zum Ende des ersten Drittels nach und nach die Puste ausgeht. Die dialoglastigen Auswüchse der Katastrophe sind zu überraschungsarm inszeniert.