Ich persönlich bin ein großer Fan von High-School-Komödien, die mit ihrem unbeschwerten Witz sowie ihrem unbändigen Esprit stets für gute Laune sorgen. Allerdings nur, sofern sie gut gemacht sind, worin schließlich aber ebenso die Schwierigkeit der Filme der vergangenen Jahre liegt, denn diese kinematografischen Exkrete kommen einfach nicht an den Klassiker des Genres – American Pie – heran, der die Komödien der letzten Jahre sowohl hinsichtlich seiner Kreativität als auch seiner Athmosphäre problemlos in den Schatten stellt. Jedoch darf auch in der heutigen Zeit, ungeachtet all der verkorksten Werke á la American Pie 4 oder wie auch immer, noch Hoffnung auf Besserung bestehen, denn der noch unerfahrene Regisseur Will Gluck legt mit ''Einfach zu haben'' eine athmosphärisch stimmige High-Schoolkomödie vor wie sie schon über 10 Jahre nicht mehr im Kino zu sehen gewesen ist.
Olive ist eine ganz normale Schülerin. Sie hat ihrer Clique und ihre beste Freundin, der sie alles erzählt, die ihr aber auch die Lüge entlockt, sie habe mit einem Kerl geschlafen. Dieses Gerücht wiederum bringt den verzweifelten Brandon dazu, Olive zu fragen, ob er mit ihr Sex auf der nächsten großen Party einer Bekannten vortäuschen würde, damit sein Ruf ein bisschen mehr hetero wird als zuvor. Gesagt, getan. Aber so einfach ist das nicht. Denn nun hat Olive ihren Ruf fast komplett versaut und erarbeitet sich immer mehr als Image einer Hure. Und das kommt auch bei ihrem Lehrer nicht gut an...
Gegen Komödien dieses Schlags kann man stets anführen, sie seien überspitzt und absolut pubertär. Aber bei aller Richtigkeit dieses Einwandes muss man immer bedenken, dass daran ja gar nichts auszusetzen ist, solange sich der Film als gut gemacht erweist, was bei ''Einfach zu haben'' zweifelsohne vollkommen zutrifft. Beginnend bei den knackigen Dialogen, die mit ihrem rohen Charme und ihrer Spritzigkeit stark in die Glanzleistung von Diablo Cody aus ''Juno'' erinnern sowie den Darstellern viel Platz einräumen, ihren Figuren eine ordentliche Portion persönlichen Schliff zu verleihen. So gefallen nicht nur Olives Nuancen ihres Charakters, die sich authentisch und zugleich sympathisch erscheinen lassen, sondern desweiteren ihre liebevoll gezeichnete Beziehung zu ihren Eltern und zu ihrem Lehrer, die in ihrer Summe dem jugendlichen Freigeist Olive mit ihrer antiautoritären Art ihren Freiraum lassen, was mal ein angenehmes Gegenstück zu den ansonsten als so streng gezeigten Eltern anderer Genreprodukte darstellt. Schließlich gelingt es dem Drehbuchautoren hiermit, auf eine überraschend unangestrengte Art und Weise für glaubwürdige und lebensnahe Figuren mit deren Ecken und Kanten zu sorgen, die ihre Verwirklichung in den starken Leistungen der Schauspieler finden.
So weiß insbesondere Emma Stone mit ihrem ausdrucksstarken Spiel zu punkten, da sie die vom Drehbuch so ungemein gut angelegten Protagonistin nuanciert verkörpert. Sie stellt ihre Figur in einer Mischung aus grenzenlos unabhängig und verstärkt verzweifelt dar, wobei sie jeden Teil mit einer beachtenswerten Leichtigkeit zu meistern weiß, die an die außerordentlich starke Performance von Ellen Page erinnert, die sich damals mit ihrem rüden Charme in die Herzen der Zuschauer spielen durfte, wobei Emma Stone ihre Olive jedoch ein wenig schlagfertiger gibt. Zudem gefallen auch die reservierteren Schauspieler wie Thomas Haden Church als einfühlsamer Klassenlehrer und Stanley Tucci, der mit Patricia Clarkson entspannt den hippen Papa mimt.
Angesichts all dieser Glanzleistungen der Darsteller ist es dann auch weniger deren Fehler, dass die Emotionalität, die die Story beinhaltet, nicht so wirklich auf den Zuschauer übertragen wird, sondern vielmehr ein Problem im Drehbuch, das zwar lobenswerterweise durchweg außerordentlich straff organisiert bleibt, sich aber dennoch eine oder zwei Szenen für die Dramatisierung der Situation hätte vorbehalten sollen, damit das abschließende Happy Ending umso emotionaler gewesen wäre. Aber selbstverständlich muss ich hier anzumerken, dass dieser Punkt in einem Film dieses Genres nur einen geringen Stellenwert einnimmt, weswegen dadurch kaum die Identifitakion mit dem Charakter erschwert wird. Schließlich hinterlässt das Drehbuch einen hervorragenden Gesamteindruck.
Abgerundet wird das Geschehen von der absolut stimmigen Musik, die von Handyklingeltönen von Natasha Bedingfield über nachdenkliche Untermalungen bis hin zu den so gern gesehenen Power-Tracks kraftvoll sowie durchweg passenden Momenten gespielt wird. Letztendlich ist es auch dieser Punkt, der das so hervorragend aufgebaute High-School-Feeling transportiert.
FAZIT: Besser als gedacht. Sicher: der Film ist pubertär und komplett überzogen und geradezu naseweis in seiner Grundidee. Aber der Film verpackt diese Albernheiten sowohl gekonnt wie auch witzig. Empfehlenswert.