Mein Konto
    Shuttle
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Shuttle
    Von Ulf Lepelmeier

    Fluggesellschaften ködern ihre Kunden nur allzu gerne mit unglaublich günstigen Angeboten und verleiten so zu kurzen Wochenendtrips. Die Ausflüge stellen sich aber nur für den als echtes Schnäppchen heraus, der schnell und beherzt zum Ticket greift und auch Hotel- und Transferkosten niedrig hält. Dass man in puncto Flughafenzubringer aber nicht allzu knauserig sein und nicht mitten in der Nacht in ein x-beliebiges Transportmittel einsteigen sollte, suggeriert nun der Horror-Thriller „Shuttle“ von Regisseur Edward Anderson, in dem zwei ausgelaugte Touristinnen die grausamste Bustour ihres Lebens antreten. Die für die Protagonistinnen unvergessliche Schreckensfahrt erweist sich für den Zuschauer als zwar spannende, aber auch arg vorhersehbare Tour de Force, die sich trotz eines Twist-Gewitters wohl nicht dauerhaft im Gedächtnis festsetzen wird.

    Mel (Peyton List) und Freundin Jules (Cameron Goodman) haben zusammen ein spaßiges, aber auch anstrengendes Wochenende im sonnigen Mexiko verbracht und sind nun zu nächtlicher Stunde wieder in den Vereinigten Staaten gelandet. Weil Mels Koffer nicht mit der Maschine mitgekommen ist, sind noch Formalitäten am Serviceschalter zu erledigen. Als sich die beiden endlich um eine Transportmöglichkeit in die Stadt bemühen können, haben schon fast alle anderen Passagiere den Flughafen verlassen. Gerade als Mel einen Bus organisiert hat, bietet der freundliche Fahrer eines anderen Shuttlebusses (Tony Curran) den Freundinnen an, sie zum halben Preis zu chauffieren. Die müden Frauen nehmen das Angebot gerne an und steigen ein. Neben den Mädels ist ein etwa 40-jähriger, anzugtragenden Mann (Cullen Douglas) der einzige Fahrgast. Als noch zwei junge Männer mitfahren wollen, ist der Fahrer zuerst überhaupt nicht angetan, lässt die beiden letztlich aber doch einsteigen. Die fünf Passagiere ahnen noch nicht, dass sie sich schon sehr bald wünschen werden, sie hätten den Shuttle niemals betreten…

    Inszenatorisch macht „Shuttle“ eine gute Figur. Temporeiche Passagen und ruhige, subtile Momente halten sich die Waage. Regisseur und Drehbuchautor Edward Anderson versteht es bei seinem Regiedebüt, die Spannungsschraube auf einem recht hohen Niveau festzuziehen. Auch die schmutzige Optik und die stets in Grautönen gehaltenen, ausgeblichenen Bilder unterstützen die aufgeladene Atmosphäre. Auf der Darstellerseite zeigt sich hingegen ein eher durchwachsenes Bild: Peyton List (27 Dresses, Das größte Spiel seines Lebens) überzeugt als verstörte, aber auch clever und einfallsreich agierende Mel. Ebenso füllt auch Tony Curran (The Good German, Underworld: Evolution) seine Rolle als übelgesinnter Busfahrer zufriedenstellend aus. Die übrigen Akteure hinterlassen hingegen einen eher gespaltenen Eindruck. Gerade Cameran Goodman (Rise: Blood Hunter, The Informers) findet nicht in die Figur des verzweifelten Jules hinein. Ohnehin sind die Charaktere alle nicht sonderlich ausgefeilt und scheinen stattdessen direkt vom Reißbrett zu stammen.

    Besonders schade ist die Abstinenz von frischen, unverbrauchten Ideen, der Film offenbart zwar eine Masse an Wendungen, die sind aber allesamt vorhersehbar. Dem Betrachter ist bald klar, wohin der Film steuert. Zumeist ist das Publikum den Protagonisten gleich um ein paar Gedankengänge voraus, wobei es die mannigfaltigen Fluchtversuche trotzdem schaffen, den Zuschauer zum Mitfiebern zu animieren. Auf die sentimentalen Orchesterklänge in einigen Dialogszenen hätte man besser verzichtet, denn in einem ansonsten ohne nennenswerte musikalische Untermalung auskommenden Film wirken diese nur übertrieben süßlich und damit schlicht unangebracht. Eine Straffung des Mittelteils, in dem der Bus durch ein nicht enden wollendes Industriegebiet steuert, hätte der Story zusätzlich Fahrt eingebracht.

    Fazit: „Shuttle“ bietet eine Busfahrt der besonderen Art. Kreischende Passagiere, verzweifelte Fluchtversuche und grausame Details garantieren bewährte, aber leider auch etwas vorhersehbare Horrorkost.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top