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    Die Erpresser
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die Erpresser
    Von Nicole Kühn

    Das australische Outback – Paradies der Backpacker und beliebte Kulisse für Horrorfilme! Mit „Acolytes“ bereichert der eigentlich auf Action spezialisierte Regisseur Jon Hewitt das Domino-Muster des Genres, in dem üblicherweise lediglich eine Gruppe ausgelassener Teenager einer nach dem anderen gemeuchelt wird, um einige Finessen. Etwa ist der Schauplatz ausnahmsweise mal kein verlassener Ort, stattdessen spielt die Handlung mitten im Alltag eines kleinen Städtchens. Die Variationen bleiben jedoch im Ansatzstadium stecken, so dass der Film trotz interessanter Ideen kein wirklich eigenes Profil entwickelt.

    Die High-School-Freunde Mark (Sebastian Gregory), James (Joshua Payne) und Chasely (Hanna Mangan-Lawrence) tun das, was alle Jugendlichen tun. Sie hören Musik, lungern in der Gegend herum und probieren Verbotenes aus. Seit James und die hübsche Chasely ein Paar sind, steht Mark etwas am Rande. Bei einem einsamen Waldspaziergang beobachtet Mark einen Mann (Joel Edgerton), der etwas verbuddelt. Könnte es vielleicht das seit Kurzem vermisste Mädchen sein? Abenteuerlust und Neugierde lassen den Dreien keine Ruhe. Was sie finden, jagt ihnen zunächst einen Schauer über den Rücken. Bald jedoch reift in James und Mark ein hinterhältiger Racheplan: Könnte man nicht den Täter erpressen und sich das Stillschweigen mit einem Mord bezahlen lassen? Die beiden hätten da noch ein dickes Hühnchen mit dem raubeinigen Gary Parker (Michael Dorman) zu rupfen, der sie seit jeher drangsaliert. Doch dem psychopathischen Serienkiller gefällt es gar nicht, von ein paar Halbstarken unter Druck gesetzt zu werden…

    Der Australier Hewitt setzt sich in mancher Hinsicht angenehm von den Genrekonventionen ab. Sein düsteres Szenario findet weder in einem alten, verfallenen Haus noch in der undurchdringlichen Wildnis, sondern inmitten einer ordentlichen Wohnsiedlung statt. Der Horror beginnt auch nicht in einer verregneten Nacht nach einer Autopanne oder während einer ausgelassenen Party, er macht sich vielmehr am helllichten Tag bei Spaziergängen durch den nahe gelegenen Wald breit. Der Schrecken liegt bei „Acolytes“ vor allem darin begründet, dass das Grauen selbst ohne die üblichen Erschwernisse wie Handys ohne Empfang eine gnadenlose Unentrinnbarkeit entwickelt. Ungewöhnlich ist auch, wie viel Zeit sich der Filmemacher für seine drei Protagonisten nimmt. Da wabern unterschwellige Konflikte und diverse Schatten aus der Vergangenheit, die die Harmonie empfindlich stören.

    In seiner Ästhetik hingegen gehorcht „Acolytes“ den Gesetzen des Genres: Die Musik rockt, für atemlose Fluchten finden sich doch noch entlegene Plätze, an denen sich Schockeffekte platzieren lassen, und blutig wird es hier und da auch mal. Dass Hewitt sein Handwerk beherrscht, zeigt sich nicht nur im intensiv-stimmigen Einsatz von Licht und Farben, sondern auch im effektvollen Zusammenspiel von Schnitt und Sound. Das Heim des Täters ist durch und durch blütenweiß und atmet dennoch eine bedrohlich-finstere Atmosphäre. Ebenso unvermittelt wandelt sich der sonnendurchflutete Wald von einem Moment zum anderen zu einer schattigen, undurchdringlich wirkenden Falle. In einem solch unberechenbaren Umfeld lässt sich nicht nur blutiger Horror, sondern auch spannender Suspense aufbauen. Das Grauen speist sich gerade am Ende zum großen Teil aus dem unvermutet schnellen Kippen der Situationen, deren unumkehrbare Konsequenz in dem lieblichen Setting so nicht unbedingt absehbar ist. Auf diesem Spielfeld tobt sich der Film so stark aus, dass die an sich vielschichtige Figurenkonstellation etwas an Kontur verliert. Vieles wird angerissen und weckt damit Erwartungen, ohne dass es weiter verfolgt und damit die Spannungsschraube noch stärker angezogen würde. Auch ist das zunächst so stimmige und präzise Verhalten der Protagonisten im letzten Drittel streckenweise kaum mehr nachzuvollziehen.

    In diesem Punkt macht sich auch die Zusammensetzung des Ensembles bemerkbar. Außer Joel Edgerton (King Arthur, Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith) und Belinda McClory, die in fast allen Filmen Hewitts auftritt („Redball“, „Darklovestory“), kann kaum jemand auf bedeutende Schauspielerfahrungen zurückblicken. Im Spiel aller Darsteller wird deutlich, dass sie sonst hauptsächlich in TV-Serien agieren. Es gelingt ihnen einfach zu selten, die Kinoleinwand mit ihrer Präsenz auszufüllen. Am meisten Gelegenheit dazu hätte Sebastian Gregory gehabt, dem einige schön komponierte Einstellungen gewidmet sind. Ob er zu mehr fähig ist, wird sich vielleicht in seinem neuesten Projekt „Accidents Happen“ zeigen, in dem er an der Seite von Geena Davis spielt.

    Fazit: Dem stilistisch und inhaltlich ambitionierten „Acolytes“ geht auf halber Strecke – zumindest auf der Charakterebene - die Puste aus, so dass ein zwar stilistisch ansprechender, aber nicht bis zum Ende stimmiger Teen-Horror mit leicht erhöhtem Anspruch übrig bleibt.

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