Ich habe eigentlich nur Gutes über "Carriers" gelesen und wollte mir diesen Film deshalb auch mal angucken. Er stellt definitv einen interessanten Film dar, der mir insgesamt ganz ordentlich gefiel, aber im Endeffekt leider nicht das gewisse Etwas besitzt, um ihn besser als leicht überdurchschnittlich zu machen.
Die Story ist dünn und nicht sehr originell. Es handelt sich um ein simples Epidemieszenario, welches der geneigte Horrorfan sicher schon oft gesehen hat. In Zeiten der Schweinegrippe nimmt dieses Szenario teilweise aber schon fast realistische Züge an. Nun ja, auch wenn die Story nicht gerade vor Kreativität strotzt, weiß sie dennoch zu gefallen. Die Umsetzung ist ungewöhnlich. "Carriers" ist ein völlig ruhig inszenierter und fast schon unspektakulärer Film. In Zeiten, in denen man, besonders im Horrorgenre, meist auf viel Splatter setzt, setzt "Carriers" hier völlig aus. Das Ganze ist eigentlich kein Horror, es gibt kaum Action, wenig Spannung auch kaum Humor. Der Film lässt sich eher als Endzeitdrama bezeichnen.
Die Darsteller können überzeugen. Die Charaktere sind nicht besonders tiefgründig, doch auch nicht ganz so oberflächlich wie man anfangs vermutet. Es sind die Beziehungen zu den Menschen zueinander, welche "Carriers" ausmacht. So sind z.B. gerade die Szenen mit dem Vater und seiner Tochter sehr emotional ausgefallen. Es gibt nicht viele Darsteller, nur vier stehen im Vordergrund. Das hat auch zur Folge, dass man die Figuren irgendwie liebgewinnt. Sie verhalten sich nicht dämlich und sind eigentlich recht sympathisch. Die Epidemie wird geschickt genutzt um "Was-wäre-wenn?"-Fragen zu klären. Ja was macht man denn wirklich, wenn auf einmal einer der Freunde oder sogar der eigene Bruder infiziert ist? Hier macht "Carriers" dann keine Kompromisse und wirkt dabei auch recht glaubwürdig.
Die Inszenierung ist auf jeden Fall gelungen. Wie bereits erwähnt, ist der Film sehr ruhig inszeniert. Hektisch wird es eigentlich nie. Die Atmosphäre ist düster, pessimistisch und ziemlich hoffnungslos. Eine Art Moral besitzt der Film dabei auch, denn man sieht eigentlich niemanden an der Seuche selbst sterben, es sind nur die Menschen, die sich gegenseitig umbringen.
Der Unterhaltungsfaktor ist okay. "Carriers" ist ziemlich unspektakulär, doch hebt er sich gerade deshalb auch ein bisschen von der Masse ab. Es gibt so gut wie keine Action und Spannung eigentlich auch nicht. Die emotionalen Szenen haben Vorrang und wirken nicht aufgesetzt. Insgesamt geht es recht traurig zur Sache. Wer Horror erwartet wird enttäuscht, denn es gibt kaum richtigen Horror. Auch wer Splatter erwartet, wird diesen nicht finden. Es gibt zwar wenige, brutale Szenen, doch diesen kommen halt selten vor und sind nicht allzu explizit. Der Score ist überwiegend ruhig, passt und ist daher recht gelungen.
Fazit: "Carriers" ist sicherlich ein guter Film, der gute Darsteller, eine gelungene Inszenierung und eine dichte Atmosphäre aufweist. Auch wenn ich es eigentlich lobe, wenn ein Film sich wegen seiner unspektakulären Art hervorhebt, passierte mir hier etwas zu wenig. Das Geschehen ist zwar irgendwie packend, die Charaktere aber auch nicht so stark, dass einen das alles total mitnimmt. Von daher ein guter, aber auch nicht herausragender Film. Menschen, für die es nicht immer total action- und spannungsreich zugehen muss, können ruhig mal einen Blick riskieren. Insgesamt kurzweilig!