Mittlerweile gibt es ein amerikanisches Remake zum schwedischen Kultfilm "So finster die Nacht". Aber dadurch wirkt der Film ja jetzt nicht automatisch überholt, vor allem da ich das Remake nicht gesehen habe und sich beide Filme Kritikern zu Folge irgendwie die Waage halten. Ich komme aber ganz zwangsweise zu dem Schluss, dass "Let me in" einiges zu bieten haben muss, denn "So finster die Nacht" von Thomas Alfredson ist ein beklemmendes Kleinod über Liebe, Freundschaft, aber auch Rache und Tod, wunderbar eingebettet in die kalte Landschaft Schwedens.
Klappe auf, Schnee. Klappe zu. Klappe auf, Schnee. Langweiliger kann ein Film nicht beginnen, mag man meinen. Aber diese Szene leitet sinnbildlich die Stimmung der nächsten gut zwei Stunden ein und das ist keineswegs von Nachteil. Die ersten Szenen lassen Bilder sprechen, auf eigensinnige, raue und dreckige Art, aber vor allem wortkarg, sodass man das Panorama einer kleinen Siedlung in Stockholm aufnehmen kann. Der Film beginnt auch nicht damit, Träume zu zerschmettern, hier liegt schon alles in Trümmern. Egal, wer als nächster das Bild betritt, er ist entweder in der nächsten Szene tot oder muss sein bedauernswertes Leben weiterführen.,
"Hierbleiben heißt Sterben, Weggehen heißt Leben", dieses Leitmotiv erklärt die 12 – jährige Eli Oscar, Protagonist, gebeutelter Schüler und Außenseiter. Beide Eltern geschieden, lebt Oscar in seiner Welt und kann sie nur mit Eli teilen, einer Vampirin. Ebenso traurig schön, als auch dramatisch aggressiv vermischen sich jetzt die beiden Welten der Heranwachsenen, umgeben von Erwachsenen, die sie nicht verstehen oder verstehen können.
Anstatt jetzt zu überdrehen, bleibt Regisseur Alfredson völlig kalt, die beiden jungen Protagonisten verleihen durch ihre kindliche Naivität dem Film eine besondere reale Note und lassen nie vergessen, dass der Film in vielleicht sogar erster Linie, eine Liebesgeschichte zwischen zwei Außenseitern ist.
Die eingestreuten Gewaltszenen sind wundervoll dezent gestreut, hauen einen aber deswegen in der ein um anderen Szene völlig um.
Auch dem letzten Zuschauer wird dann bei der Hälfte des Films klar, dass das kein gutes Ende nimmt. Vor allem Per Ragnar, als Eli's Vater wird ein derart trauriges Schicksal zu Teil, dass man es fast schon nicht mehr aushalten kann.
Fazit: "So finster die Nacht" schockiert und deprimiert zugleicht auf selten dagewesene, intensive Art.
Dennoch weist sie trotz dieser Widrigkeiten eine naive Liebesgeschichte zweier Kinder auf und das ist die überragende Leistung Alfredsons. Abgesehen von einer merkwürdigen, aber irrwitzigen Katzenszene mit kleinen Abzügen in der B-Note, kann sich der Film nichts vorwerfen lassen. Wenn Oscar und Eli sich im Zug dann Morsezeichen zufunken, entschädigt dass seelisch auch für den schwer – depressiven Mittelteil. Somit wird Alfredsons Werk zu einer wilden Mixtur von Horror, Drama und Romantik – Elemeten und vermischt diese, wie es kaum ein Film zu bewerkstelligen weiß und gehört folgerichtig auf jede Hitliste von genreübergreifenden Filmjuwelen der letzten Zeit. Ein Meisterwerk.