Auch mir hat "Crazy Heart" sehr gut gefallen, was definitiv auch an Jeff Bridges liegt. Mögen seine Mitspieler ebenfalls einen guten Job machen, so ist er einfach das Zentrum dieses Films und dominiert ihn entsprechend, und das völlig zurecht. Im Gegensatz zu vielen anderen Schauspielern, kann Bridges auch singen. Er kann Gitarre spielen. Aber vor allem kann er einer eigentlich heruntergekommenen Figur Stolz und Charisma verleihen. Damit würde ich auch die eher unwahrscheinliche Liebesgeschichte zwischen Jean und ihm erklären.
Manche beschweren sich, dass "Crazy Heart" ein wenig zu langweilig sei, vor sich hindümpeln würde, und auch, dass diese Geschichte einem Jedermann passieren könnte. Genau das fand ich aber sehr gut geregelt. Sicherlich, die eine oder andere Länge mag man hier feststellen können. Dem Film fehlen die großen Höhepunkte. Wir begleiten aber einfach einem Musiker bei seinem Tagesgeschäft. Besonders interessant ist hier eine fehlende Moralisierung des Ganzen. So erschien es mir zumindest. In "Crazy Heart" spricht Bad Blake nicht sehr glücklich über seine Musik und seine Auftritte. Ihm geht es ums Geld - welches er benötigt, was man also verstehen kann. Es zeigt aber auch eine gewisse Scheinheiligkeit des Country-Musikgeschäfts, wo Leute abends in einer Bar einen "von sich" hören wollen, der aber mehr oder weniger inszeniert wird und aus der großen, mit Hochhäusern zugepflasterten Stadt Houston, Texas kommt. Das zeigt der Film einfach so ohne es zu kommentieren. Das ist eine große Leistung! Dazu zählen auch andere Szenen wie z.B. Tommy Sweets Auftreten, den wir erst durch Bads Erzählungen als einen schmierigen Kerl präsentiert bekommen, der sich dann jedoch als ein ehrerbietiger Schüler herausstellt. Ebenfalls: Bad verliert den kleinen Buddy, weil er trinken ist. Aber an der Bar liegt's wirklich nicht, dass der Kleine verschwindet - sondern eigentlich an Bads Nettigkeit. Später wird dies aber als die entsprechende Konsequenz für die Erzählung genommen. Schließlich: Viele Songs klingen ziemlich ähnlich - Country ist sowas wie Schlager, teils. Gut, wie das alles unaufgeregt gezeigt wird!
Was mir jedoch, wie bei einigen anderen Musikerfilmen auffällt, ist eine gewisse fehlende Erklärung des Musizierens des Musikers. "Crazy Heart" erklärt die Motivation des Protagonisten da sicher besser als andere Filme wie bspw. "Walk The Line". Aber fällt Bad es wirklich einfach so, aus einem Talent, welches er vielleicht selbst nicht recht wertschätzt, zu Songs zu schreiben? Da hätte ich gerne eine Szene mehr gehabt.
Fazit: "Crazy Heart" ist eine überragende Jeff-Bridges-Show und angenehm unaufgeregt sowie unmoralisiert erzählt. Ein paar kleine Details wären noch hilfreich gewesen.