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Spike Spiegel
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4,0
Veröffentlicht am 13. Januar 2015
Eine erschreckende Sequenz mit Aufnahmen von realen Kindermumien, musikalisch begleitet von schaurigen Chorälen. Die erste Szene von Werner Herzogs Nosferatu stellt sofort klar, dass man es hier mit etwas Ungewöhnlichem zu tun bekommt. Vampire sind in der heutigen Filmwelt kaum mehr ein Schatten ihrer selbst und Nosferatu erinnert daran, was für wirkungsvolle Film-Monster sie einmal waren. Klaus Kinski interpretiert den Grafen als leidend, verletzlich und am Rande des Wahnsinns, was ihn auf eine makabre Art umso unheimlicher macht. Er offenbart sich nicht gleich als Ungeheuer. Es ist lediglich klar, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Der Held der Geschichte, ein Geschäftsmann, der mit dem Grafen über den Verkauf eines Hauses in seiner fernen Heimatstadt verhandeln soll, ist dem seltsamen Gastgeber in dem abgeschiedenen Schloss über Nacht hilflos ausgeliefert, durch das unwegsame Gebirge von der Zivilisation des Tals abgeschnitten. Diese Vorstellung alleine ist Horror im wahrsten Sinne. Das wirklich Beängstigende ist aber das leise Gefühl eines sich langsam ausbreitenden Unheils, das einen bei der Betrachtung des Films beschleicht. Eine solche Subtilität übertrifft in ihrer Wirkung jeden Schockmoment der Welt.
Neuauflage des Klassikers, mit einem herausragenden Klaus Kinski in der Rolld des Vampirs. Wunderschön in Szene gesetzt und mit einem tollen Score ist "Nosferatu" einer meiner Lieblingsfilme von Werner Herzog.
Das trifft es wohl einmal mehr - Klaus Kinski hat Rollen gespielt, vornehmlich die in den billigen Spaghettiwestern, die er eh nur drehte, um Geld zu verdienen - seine besten Rollen aber lebte er buchstäblich mit jeder Faser, jedem Muskel, jeder Gefühlsregung - er WAR die Rolle! Und genau das zeichnet die Zusamenarbeit Herzogs mit Kinski einmal mehr aus - Kinski IST Nosferatu, beängstigend, minimalistisch in Szene gesetzt, intensiv wie selten zuvor. Kinski übertrifft mit seinen wenigen Minuten, die er im Film den Vampir spielt, Altmeister Christopher Lee in allen Vampirfilmen um Längen. Das Leid, das sich auf seinen Zügen spiegelt,wenn er, des Lebens müde,krumm und gebeugt vor sich hin schlurfend, bedauert, nicht sterben zu können, ist so beängstigend intensiv gespielt, dass man automatisch mitleidet - das Spiel Kinskis hat selten jemanden kaltgelassen, aber es war auch selten derart eindringlich wie in diesem Film. Alles andere, die grossartigen Aufnahmen der pestverseuchten Stadt oder des Totenschiffes im Hafen, die anderen Schauspieler, die Musik - all das ist der kostbare Rahmen, der das Bild von Kinski als Nosferatu noch aufwertend einrahmt. Ein unbedingt sehenswerter Film, erkennbar mit wenigen Mitteln umgesetzt, weit entfernt vom Mainstream und eine Perle deutscher Filmkunst sowie ein würdiges Andenken eines der grössten und aussergewöhnlichsten Schauspieler, die je hier gelebt und gewirkt haben.