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    The Prodigies
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Prodigies
    Von Constantin von Harsdorf

    Für junge Filmemacher ohne Studio-Unterstützung gibt es sicherlich aussichtsreichere Karriere-Sektoren als den Animationsfilm. Neben etablierten Unterhaltungsgiganten wie Pixar („Findet Nemo", „Ratatouille") und DreamWorks („Drachenzähmen leicht gemacht", „Shrek") ist es denkbar schwierig, den hohen Standards gerecht zu werden und Beachtung zu finden. In den vergangenen Jahren haben es dennoch immer wieder stilistisch herausragende Independent-Filme ins Rampenlicht geschafft, die sich – anders als die Werke der populären Animationsschmieden – mit ihrem düsteren Grundton deutlich an ein erwachsenes Publikum richten. Ari Folmans oscarnominierte Animations-Doku „Waltz with Bashir" ist dabei nur die Spitze des Eisberges unkonventioneller Animationswerke. Der auf Bernard Lenterics populärer Romanvorlage „La Nuit des enfants rois" beruhende 3D-Animationsfilm „The Prodigies" von Regie-Neuling Antoine Charreyron kann da leider nicht mithalten. Trotz temporeich inszenierter Actionsequenzen und gelungener Optik verkommt der im Motion-Capturing-Verfahren realisierte Film nach einem starken Auftakt zunehmend zum oberflächlichen Rache-Spektakel.

    Jimbo Farrer (Stimme: Jeffrey Evan Thomas) hat außergewöhnliche Fähigkeiten. Als sein Vater ihn eines Tages verprügeln will, tötet er seine Eltern alleine Kraft seiner Gedanken. Bei der polizeilichen Vernehmung glaubt ihm niemand, er landet im Irrenhaus. Dort macht Jimbo die Bekanntschaft von Mr. Killian, der ihn lehrt, seine ungewöhnlichen Kräfte zu kontrollieren. 20 Jahre später arbeitet Jimbo in Mr. Killians Unternehmen und versucht mit einem Online-Spiel, weitere Menschen mit ähnlichen Fähigkeiten aufzuspüren. Als in einer Nacht fünf Kinder auf einmal auf Jimbos Radar auftauchen, will er sie in seine Obhut nehmen. Da Melanie (Stimme: Moon Dailly), die Tochter des inzwischen verstorbenen Mr. Killian, nun die Geschäfte leitet und nichts von telekinetischen Fähigkeiten hören will, überzeugt Jimbo die Geschäftsleitung, die Kinder als Stars der lukrativen Casting-Show „American Genius" anzuheuern. Als die Kinder jedoch wenig später Opfer zweier gewalttätiger Männer werden, starten sie einen grausamen Rachefeldzug. Nur Jimbo kann sie jetzt noch aufhalten...

    Schon in den ersten Momenten des Films merkt man Regisseur Antoine Charreyron seine Videospieldesigner-Herkunft an, fühlt man sich hier doch unweigerlich in eines von Charreyrons Spielen hineingeworfen. Die Optik ist grob, hat Ecken und Kanten und wird dem ein oder anderen Pixar-verwöhnten Auge sicherlich etwas zu detailarm daherkommen. Insgesamt geht das stilistische Konzept des Films jedoch sehr gut auf und bewegt sich optisch elegant irgendwo zwischen „Akira" und „A Scanner Darkly". Gerade in den rasant inszenierten Actionsequenzen verleiht die raue Optik dem Film eine zusätzliche rohe Wucht und hohe Intensität. Einzig in den emotionalen Szenen zwischen Jimbo und seiner Frau wirken die Animationen zu schematisch, um wirklich zu gefallen oder gar zu berühren.

    Inhaltlich überzeugt der Film weniger. Drückt Charreyron bei der Entfaltung seiner Story anfangs noch ordentlich auf das Gaspedal und etabliert auf spannende Art und Weise Setting wie Figuren, wirkt er schon bald zu unentschlossen, wohin er nun mit der aufgenommenen Geschwindigkeit soll. Zu zaghaft versucht er sich mit der flachen Nebenhandlung um die Casting-Show „American Genius" an einer Gesellschafts- und Businesskritik, hier ausgedrückt über die rücksichtslos auf maximalen Profit schielende Melanie Killian. Bloß – weder stellt dieser Nebenschauplatz eine nennenswerte Bereicherung für die eigentliche Geschichte dar, noch kommt Charreyron mit seiner Kritik über den Allgemeinplatz hinaus, seine kapitalistischen Figuren als kalt und gleichgültig zu zeigen.

    Nicht minder konstruiert wirken die Haupthandlung und die schematische Figurenzeichnung. Nach dem Überfall muss eines der Kinder eine bestialische Vergewaltigung erleiden. Wer die beiden Verbrecher sind, ist hier scheinbar nebensächlich. Die grausame Tat dient lediglich als Aufhänger, dem immer ungeduldiger im Dunkeln tappenden Zuschauer endlich zeigen zu können, was diese Wunderkinder und ihre telekinetischen Fähigkeiten denn eigentlich so besonders und vor allem so furchteinflößend macht. Emotionale Anteilnahme weckt all das nur bedingt, vielmehr werden hier blinde Zerstörungswut und wilde Rachegelüste abgefeiert. Woher dieser universelle Zorn plötzlich kommt, bleibt aufgrund eindimensional gezeichneter Figuren bis zum Schluss schleierhaft.

    Es bleibt der schale Nachgeschmack einer unverhohlen alttestamentarischen Auge-um-Auge-Erzählung, die ihren Höhepunkt in einem ausgedehnten Showdown im Weißen Haus findet. Der finale Kampf im Haus des Präsidenten gelingt dann zwar wieder spektakulär und wird rasant in bester Wachowski-Manier („Matrix") zelebriert, bis dahin hat man jedoch bereits fast jegliches Interesse an der Geschichte sowie den Figuren verloren und berauscht sich höchstens noch an den optischen Schauwerten einer fragwürdig ausgestalteten Geschichte. Wie man eine Story rund um Jugendliche mit Superkräften zielstrebig und reflektiert erzählt, zeigt das bald erscheinende Found-Footage-Actiondrama „Chronicle" deutlich eindrucksvoller.

    Fazit: „The Prodigies" ist ein arg konstruierter 3D-Animationsthriller, dessen stilistisch eigensinnige Optik und gelungene Actionszenen die groben erzählerischen Defizite nicht aufwiegen können.

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