Ich war sehr gespannt auf das Remake von "The Crazies", denn ich mag das Original. Deshalb sah ich mir "The Crazies" nun auch gestern im Kino an und irgendwie erwartete ich einen anständigen Film. Ein Glück, dass meine Erwartungen erfüllt wurden, denn "The Crazies" ist ein wirklich ordentlicher Film geworden, den ich zwar nicht besser finde als das Original, aber auch nicht schlechter.
Dabei hat der Film mit dem Original eigentlich nur noch die Story gemeinsam. Ansonsten wurde alles ganz anders umgesetzt. So fängt alles sehr friedlich an. Die Kleinstadt wird als kleine Idylle voller netter Leute gezeigt. Kurz darauf muss Sheriff Dutton allerdings den Dorfalkoholiker erschießen, weil dieser ihn bedroht hat. Wie sich herausstellt war dieser aber gar nicht betrunken. Die Geschehnisse, in denen die Menschen sich seltsam verhalten, nehmen zu. Die Leute verhalten sich plötzlich sehr merkwürdig, scheinen geistesabwesend und haben erschreckend viel Lust aufs Töten. Schnell vermutet der Sheriff, dass es sich um eine Art Virus handeln muss und später kommt man auch hinter das Geheimnis.
Die meisten werden wissen, worum es hier geht, aber für alle, die es nicht wissen und das Original nicht kennen, werde ich es nicht verraten. Die Story wurde auf jeden Fall 1:1 übernommen, bekommt aber eine völlig andere Umsetzung.
Das fällt gerade beim Stichpunkt Militär auf. Während das Original oft das Militär zeigte und hier auch Menschen charakterisierte, bleibt dies im Remake komplett aus. Man sieht die Soldaten, bis auf sehr wenigen Ausnahmen, wirklich nur unter ihren Anzügen, aber auch hier werden sie nicht oft gezeigt. Das Militär spielt eine untergeordnete Rolle. Dadurch verliert "The Crazies" einen schönen Punkt, den das Original für mich mit sehr gut machte, nämlich den politischen Kontext und die Gesellschaftskritik. Diese fehlt hier leider völlig. Aber das macht trotzdem nichts, weil die Sichtweise hier halt anders war und das Remake eine Stärke hat, welche dem Original mitunter fehlte, und das ist Spannung.
Dabei ist das erste Drittel noch gar nicht mal so herausragend. Das Geschehen unterhält, ist interessant, bietet aber auch nichts Besonderes. Hier setzt man auf eine altbewährte Machart und mehr oder weniger auf Konventionen. Dies ändert sich auch im weiteren Verlauf des Filmes nicht, aber nachdem der Sheriff und seine Frau erstmal gefangengenommen wurden, wird die Spannungsschraube mächtig angezogen. Plötzlich ist das Geschehen hektisch, Chaos regiert und es wird wirklich spannend. Nachdem alle wieder frei sind und sich auf der Flucht befinden, sind es die kleinen Episoden, welche "The Crazies" spannend hält. Immer wieder geraten die Protagonisten in Gefahren. Die Szene in der Autowaschanlage ist wirklich genial gemacht und gehört zu den spannendsten Szenen, die ich in letzter Zeit gesehen habe.
Die Darsteller können allesamt überzeugen. Timothy Olyphant spielt die Hauptrolle. Eigentlich mag ich diesen Darsteller nicht so gerne, doch ich muss sagen, dass er mich wirklich überzeugt hat. Er spielt seine Rolle sehr glaubwürdig und bodenständig. Ich finde es auch schön, dass er nicht so auf den Helden getrimmt ist, sondern immer wie ein Mensch wirkt und nicht übertrieben dargestellt wird. Radha Mitchell spielt ebenfalls sehr sympathisch und hat mir gefallen. Am besten fand ich allerdings die Darstellung von Joe Anderson als Deputy. Er spielt sehr sympathisch und ziemlich cool, wandelt sich dann langsam und bringt dies sehr überzeugend rüber. Die restlichen Darsteller haben ihre Sache ebenfalls sehr gut gemacht.
Die Charakterisierungen sind okay. Die Figuren sind nicht belanglos und wirken sympathisch. Außerdem finde ich es schön, dass man keine dümmlichen Teenager in dieses Szenario geschickt hat, sondern erwachsene und ernstzunehmende Charaktere.
Die Inszenierung ist sehr gelungen und gibt dem Film eine ordentliche Portion Spannung. Auch das Finale ist toll gemacht. Der Unterhaltungswert ist sehr gut und langweilig wurde mir nie. Das erste Drittel ist zwar noch nicht so überzeugend, langweilt aber trotzdem nicht und ist dafür da um die Figuren einzuführen. Zwischendurch gibt es auch reichlich Action.
"The Crazies" ist ein recht brutaler Film, der seine Brutalität aber nicht zum Selbstzweck verkommen lässt. Blut fließt eine ganze Menge, doch nicht alles, was gezeigt werden könnte, wird auch gezeigt. Splatterfans sollte der Blutgehalt zufriedenstellen. Die Effekte sind ordentlich.
Der Score ist ebenfalls gelungen und lässt eine gute Atmosphäre entstehen, welche teilweise recht hoffnungslos und düster ist. An dieser Stelle muss ich noch sagen, dass ich das Happy-End zwar gut finde und man es den Figuren auch gönnt, ich das Ende des Originals aber besser finde.
Fazit: "The Crazies" ist völlig anders als das Original und macht aus der Story einen eigenständigen Film. Es gibt keinen politischen Kontext mehr, die Gesellschaftskritik ist weg, dafür ist dieser Film aber wesentlich spannender.