Zum Abschluss der Fantasy Filmfest Nights 2010 konnte nun also - laut Veranstalter - nach mehreren Anläufen endlich "La Horde" aufgeführt werden. Die Vorfreude auf diesen vermuteten Reisser war meinerseits nicht zu gering. Ansprechende Bilder, Frankreich, Zombies und uncut. Avec Plaisir!
Da ich, wie immer, vorher einige Kritiken gelesen hatte, ohne dabei zu viel über den Inhalt des Filmes zu erfahren, war ich nicht zuletzt aufgrund der 'Filmstarts-Rezension' etwas skeptisch. Da Horror im Grossen und Ganzen das einzige Genre ist, in der meine Meinung gelegentlich deutliche von der der "Filmstarts-Autoren" abweichen kann, hat mich der Mut nicht verlassen und ich bin gestern mit Zombiefreund Wenzel reingegangen.
Eingebildete Erwartungsfreiheit war die optimale Herangehensweise an diese kleine Drecksau von Film, der mich von Minute 1 an mit sich riss. Dreckig, politisch unkorrekt, fiese, düster, ja sogar Frauenverachtend, herrje diese Franzosen. Der ganz grosse Knaller ist "La Horde" aber dennoch nicht. Obwohl man dem Film an mancherlei Stelle anmerkt, das er mit inzenatorischen Kniffen ein schmales Budget auszugleichen vermochte, fehlte es leider hier und da etwas zur Grösse eines "28 weeks later". Die Autodachszene wird vielen sicherlich am meisten in Erinnerung bleiben, ich fand sie aber im abschluss etwas unbefriedigend. ACHTUNG SPOILER: wenn 150 Zombies an einem unserer Hauptprotagonisten rumzerren und beissen, dann will ich verdammt nochmal SEHEN, wie er in Stücke gerissen wird. War das im Budget nicht drin, oder hält man sich nur wieder einen 2. Teil offen? SPOILER ENDE
Die Tiefe der Charakterzeichnungen war imho völlig zufriedenstellend für den Stoff. Die Darsteller der Gangster und Polizisten, durch die Bank weg "kernige Typen", waren gut gewählt. Der Psycho-Veteran hatte zwar die Lacher auf seiner Seite, war mir jedoch etwas zu überzogen (als wäre er direkt "Braindead" entsprungen). Mir gefiel die todernste Stimmung, die der Film bis dahin aufgebaut hatte besser. Natürlich gab es auch ein paar erfreulich reingesteigerte Brutalo-Szenen (ich sag nur Kopf und Hauswand). In erster Linie überzeugt der kammeerspielartige Streifen aber eher mit seiner mittels klaustrophobischer Enge intensivierten physischen Härte, als durch einen hohen Gore-Gehalt.
Tatsächliche Horden von Zombies, die nicht nur mit Stand-MG's oder Macheten, sondern auch mal mit Kopfnüssen, blanken Fäusten und Tritten bekämpft werden müssen, kannte ich in dieser unmittelbaren Mitfühlbarkeit nur aus dem Spiel "Condemned" (XBox).
Achtung: der Film wird laut "Schnittberichte.com" in einer, um 5 (!) Minuten zensierten Fassung auf DVD erscheinen.
7 Punkte für die ungeschnittene Originalversion.