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    Bonnie und Clyde
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    Chris D. Troublegum
    Chris D. Troublegum

    9 Follower 45 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 22. März 2021
    Die Impulse kamen von der anderen Seite des Großen Teichs, vom Autorenkino aus Europa, wo die neuen Besen der Nouvelle Vague gerade die Spuren suchenden und verarbeitenden Nachkriegsstoffe von der künstlerischen Bühne kehrten. Ein Indiz dafür ist auch, dass das von David Newman und Robert Benton, zweier Journalisten vom Herren-Magazin „Esquire“, verfasste Drehbuch zu „Bonnie und Clyde“ (1967) zunächst einen Umweg über die Stationen Francois Truffaut („Jules und Jim“) und Jean-Luc Godard (Außer Atem) machte, bevor es zu Arthur Penn gelangte. Der Regisseur aus Philadelphia, bekannt als Chronist amerikanischer Geschichte und Befindlichkeiten, verfilmte die bleihaltige Banditen-Ballade, leitete damit das New Hollywood und die Abkehr vom „sauberen“ US-Familienkino ein, und schuf einen bis heute ungebrochenen Popkultur-Mythos der romantischen Rebellion zweier Liebender im Verbrechermilieu, der den gescheiterten Versuch einer Gegenkultur der „friedlichen Anarchie“ bezeugt.

    Im Vorspann werden – begleitet vom Geklacker des Kamera-Auslösers – vergilbte Fotos von Armut und Elend aus der Zeit der Großen Depression, sowie Texttafeln mit den Biografien der realen Banditen, die als Vorbild für den Film dienten, gezeigt; Bonnie Parker und Clyde Barrow, die Banken ausraubten und damit zu Volkshelden wurden – aufgrund ihres Mutes und ihrer verwegenen Aura der Kriminalität; und weil sie dem kollektiven Hass auf die unfäh
    igen Staatsdiener Rechnung trugen.

    Die Szene wechselt zu einem Close-up der sinnlich roten Lippen der Film-Bonnie (Faye Dunaway). Nackt läuft die offenbar frustrierte und unbefriedigte Serviererin durch ihr Zimmer. Dann sieht sie vom Fenster aus einen Mann, Clyde (Warren Beatty), der just dabei ist, das Auto ihrer Mutter zu stehlen. Nicht, dass Bonnie interveniert und den potentiellen Dieb zur Rede stellt; sie verwickelt ihn in eine Smalltalk-Situation und ist alsbald beeinduckt von der Courage des soeben aus dem Gefängnis ausgebrochenen Clyde. Sie überredet ihn zu einem Überfall auf ein Lebensmittelgeschäft, anschließend wollen die Beiden eine Bank ausrauben. Diese ist jedoch (bittere, zeitlich bedingte Ironie des Schicksals) selbst pleite, was Clyde erst glaubt, als er den bröckelnden Putz an den Wänden und die leeren Kassen des heruntergekommenen Geldinstituts sieht. Auf ihrem weiteren Streifzug durch den Südwesten der USA gabeln Bonnie und Clyde noch Clydes Bruder Buck (Gene Hackman), dessen Frau Blanche, eine larmoyante Pastorentochter (Oscar-prämiert: Estelle Parsons) und den Tankwart und Autospezialisten C. W. Moss (Michael J. Pollard) auf (Bonnie: „Du kennst dich also mit Autos aus? Dann kannst du mir sicher auch sagen, was das für ein Wagen ist, den wir fahren?“ C. W.: „Das ist ein Vier-Zylinder Ford Cabrio!“ Bonnie: „Nein! Das ist ein GEKLAUTER Vier-Zylinder Ford Cabrio!“). Als berüchtigte „Barrow-Gang“ zieht die Bande nun quer durch die Staaten und narrt das Gesetz…

    Dass die Reaktionen auf „Bonnie und Clyde“ unmittelbar nach der Erstaufführung ablehnend bis empört ausfielen, wirkt in der Rückschau fast schon logisch. Mit einem Elan, der auch heute noch ansteckend wirkt, löste sich der Film aus dem von den großen Hollywood-Studiosystemen, die mittlerweile zum Teil der Bankrott ereilt hatte, vorgegebenen stilistischen und erzählerischen Korsett; den zum Teil holzschnittartigen Charakteren, der an feste „Lehrpläne“ gekoppelten, oktroyierten Schauspielkunst des Theaters, den politisch korrekten Geschichten usw. Mit unabhängigen, privat finanzierten Schauspielerproduktionen hielten originäre Visionen des Filmemachens Einzug in die Filmindustrie. Die Sympathien des Zuschauers lagen auf Seiten der Outlaws, die die Banken im Land plündern, welche das verstaubte Establishment der mehr und mehr liberalisierten Gesellschaft repräsentierten. Warren Beattys Antiheld trat mit Impotenzproblemen auf (die von seiner Partnerin akzeptiert werden), und das, obwohl der gesamte Film von einem sexuellen Subtext durchzogen ist, etwa wenn Bonnie herausfordernd und mit erregter Miene über Clydes Revolver streicht. Die Raubzüge möchte sie am liebsten als einleitendes Vorspiel zu einem erst am Schluss – in einem Moment der desillusionierten Zwanglosigkeit – erreichten Höhepunkt genießen. Die lebendige Kameraführung von Burnett Guffey, die mit raffinierten Zoom-Effekten, Perspektivwechseln (vor allem im Showdown) und Jump Cuts aufwartet, wirkt wie ein dynamischer Befreiungsschlag und legt besonderen Wert auf Authentizität. Nachdem die Barrow-Bande die kurzzeitig eingeladenen Anhalter wieder vor die Autotür gesetzt haben, läuft Bonnie ins Kornfeld, um sich auf den Weg zu ihrer Mutter zu machen. Hier zieht eine dunkle Wolke über das Feld, die den baldigen Untergang der Bande beschwört. Die Wolke erschien in diesem Moment tatsächlich am Himmel und wurde nicht per Computertechnik „eingefügt“. Ausstattungstechnisch ist der Film äußerst geschmackvoll. Das betrifft vor allem die schicken Oldtimer und den Kleiderstil der Barrows. Faye Dunaways Bonnie wurde nicht nur zum Sinnbild der weiblichen Emanzipation, sondern mit ihrer Baskenmütze und dem Seidenschal auch zum modischen Vorbild für eine neue Generation von Frauen.

    Gene Hackman wurde durch die Rolle des Buck Barrow, der von seinem Bruder in die Geschehnisse hineingezogen wird, zum Star, ebenso wie Faye Dunaway mit ihrem Bob tragenden Flintenweib. Selten war nonchalante Gewaltbereitschaft, gepaart mit weltfremder Unschuld, so sexy wie bei Bonnie. Michael J. Pollard gab C. W. Moss als tätowierten Mitläufer, der die Gang hintergeht – nicht aus Böswilligkeit, sondern weil es sich so ergibt, nachdem er sich selbst aus der Affäre gezogen hat.

    Bonnie und Clyde ging es meiner Meinung nach weder – wie oft kolportiert – um den erbeuteten Reichtum in einer Zeit, in der niemand auf legalem Wege „reich“ werden konnte, noch darum, als Revoluzzer zu gelten. Sie wurden angetrieben von einer naiven Abenteuerlust, der Lust, der Provinz den Rücken zu kehren und sich einer Art Kick hinzugeben. In einer Szene sagt Clyde zu Bonnie, sie solle sich lieber einen anderen, wohlhabenderen Kerl suchen, mit ihm käme sie nie zur Ruhe. Ihre lakonische Antwort: „Versprochen?“ Folgerichtig beginnt ihr Streifzug mit „Einstellungstests“ wie dem Schießen auf Flaschen mit der Smith & Wesson und „Mutproben“, die so lausbubenhaft angegangen werden, als ginge es um das nächtliche Stehlen von Kirschen mit der Leiter vom Baum der Nachbarn, und nicht um das Ausrauben von Banken und (später) das Ermorden von Menschen, die sich als „Spaßverderber“ jener Abenteuerlust erweisen. Banjo-Klänge treiben die beiden nach vorn im vielleicht ersten Road-Movie der Filmgeschichte. Kein Natural Born Killers, „Thelma & Louise“ oder „Badlands“ ohne den Einfluss von „Bonnie und Clyde“. Im Verlauf der Handlung wächst eine gesunde Portion Mitteilungsbedürfnis in den Beiden. Um dies zu stillen, schießen sie Fotos mit einem mürrischen Texas Ranger, den sie mitten in der Walachei gestellt haben, als er nach ihnen suchte – diese Fotos sollen an die Behörden verschickt werden. Und um die Erinnerung an ihre Personen sozusagen posthum zu prägen und an ihrer Legendenbildung mitzuwirken, verfasst Bonnie ein Gedicht: „The Ballad of Bonnie and Clyde“. Bonnie und Clyde scheinen irgendwie auch die Kinder eines „Live Hard. Die Young“ zu sein, die filmischen Geschwister all der Morrisons, Joplins und Hendrix`, deren Wunsch nach Freiheit und Abenteuer ebenso (wenn auch auf eine andere Art und Weise) tödlich endete.

    So scheint Penns Film nur auf den ersten Blick das verbrecherische Treiben der Gang zu heroisieren. In der Darstellung der Gewalt ist er hässlich, barbarisch und – für die späten 60er-Jahre typisch – mit zynischem Nihilismus gespickt. Am Schluss werden Bonnie und Clyde von Kugeln durchsiebt, in ekstatischem Zucken und in Zeitlupe! Das in alltägliche Floskeln eingegangene Liebespaar geht infolge eines Verrats Hand in Hand in den Tod. Kritiker Patrick Goldstein nannte „Bonnie und Clyde“ einst treffend den „ersten modernen amerikanischen Film“. New Hollywood brachte bald Filme wie „Die Reifeprüfung“ (1967), „Easy Rider“ und „The Wild Bunch“ (beide 1969) hervor, talentierte Regisseure mit markantem Schriftzug wie Francis Ford Coppola (Der Pate, „Apocalypse Now“), Martin Scorsese („Hexenkessel“, Taxi Driver), William Friedkin (Der Exorzist, „French Connection“) und auch Penn selbst („Alice`s Restaurant“, „Little Big Man“) prägten das radikale, kritisch reflektierende Erzählkino der 70er-Jahre, während Vietnam und Watergate Einzug in die amerikanische Wirklichkeit hielten.
    BrodiesFilmkritiken
    BrodiesFilmkritiken

    11.197 Follower 4.949 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 2. September 2017
    Ein Film mit dem megagroßen Stempel „Klassiker“ – und somit natürlich genau die Art von Film die ich mir eigentlich nicht anschaue. Nicht aus Verweigerung, aber das sind eben nicht die Titel die man großartig in Videotheken bekommt oder sonst wie „rumgereicht“ werden. Obendrein ist dies ein Film bei dem wohl jeder weiß wie es endet – was ich schade finde, wenn ich diesen Part nicht im Vorfeld gewusst hätte wärs mir wohl schockierender vorgekommen. Ansonsten kann man den Film nur belächeln: die permanenten Dauerschießereien wirken nach gängigen Sehgewohnheiten nicht mehr bedrohlich oder knallhart sondern fast schon putzig (außer in der Schlußszene) und was man früher mal als total krass und gewalttätig empfunden hat wirkt heute wohl viel eher unbedeutend. Auch die beiden Hauptfiguren sind für mich nicht die Filmfiguren für die Ewigkeit: Warren Beatty macht mir noch Spaß als großmäuliger, aggressier Ganove, Faye Dunaway hingegen ist für mich einfach nur ein finster guckendes Biest dass mich kein Stück interessiert. Aber gut: es gibt ne Menge Menschen die diesen Film lieben, das kann man nun mal keinem madig machen. Ist auch ok so. Glaube aber das der Name, weniger der Film im Kopf bleibt und es vielleicht beizeiten mal wieder ein neues Remake gibt.

    Fazit: Klassischer Gangsterfilm, vielleicht etwas überbewertet, aber für Nostalgiker ein Fest!
    LucaFilm
    LucaFilm

    25 Follower 112 Kritiken User folgen

    2,0
    Veröffentlicht am 5. August 2017
    Naja, das ist ja auch schon ein etwas älterer Film. Die Cuts sind irretierend. Es gibt viele Sprünge und man versteht einiges nicht an Handlung. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, was aber auch das einzige an dem Film ist. Am Anfang ist er sehr unterhaltsam, aber mit der Zeit wird er extrem langweilig, auch schon allein wegen den Sprüngen und dem Filmschnitt. Man hätte sich auch etwas mehr Zeit für die einzelnen Charakteren nehmen können. Viele Banken werden übrigens nicht ausgeraubt bzw. bekommt der Zuschauer dies aus der Zeitung vorgelesen; aktiv gezeigt wird es eher nicht. Ich verstehe auch nicht ganz, was Clyde in Bezug mit Bonnie hat- solche Sachen sollten erklärt werden. Ich als Frau, kann mich schlecht in Probleme der Männer hineinversetzen.
    Ich persönlich denke, dass man die Geschichte einfach neu verfilmen sollte. Alte Streifen sind was sie sind: alte Streifen.
    niman7
    niman7

    870 Follower 616 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 7. Mai 2016
    In Arthur Penns Gangster Drama "Bonnie und Clyde" erzählt er die Geschichte des berühmten Paares, welche in den 30er Jahre etliche Banken ausgeraubt haben und zur Legende wurden. Dabei beginnt Penns Film mit dem ersten Aufeinandertreffen der zwei und endet mit dem- wenigen schönen Ende.
    Clyde (Warren Beatty) ist aus einem Gefängnis entflohen und versucht nun in irgendeinem kleinen Ort mitten in Texas ein Auto zu stehlen. Dabei wird er von der schönen Bonnie Parker (Faye Dunaway) beobachtet. Auch wenn es das Auto ihrer Mutter ist, kommt es nicht zur üblichen Konfrontation zwischen Dieb und Besitzer. Die junge Bonnie findet großes Gefallen am Charmanten Clyde! In ihm sieht sie die große Chance aus dem Nest zu entkommen und ein Abenteuer zu erleben. Trotz Verwunderung nimmt sie Clyde auf und zwischen den beiden entwickelt sich eine Art Beziehung...
    Arthur Penns Film geht ca. 110 Minuten lang, unterhält sehr gut und wird in einem sehr schnellen Tempo erzählt. Womit ich auch gleich zum negativen des Filmes kommen möchte. Dies wäre das Erzähltempo. Für meinen Geschmack war dies zu schnell. Neben dem Tempo, gibt es auch große Zeitsprünge und man verliert schnell die Übersicht. Der Steifen hätte noch ruhig eine Stunde länger gehen können. Oder man hätte gewisse Szenen durch andere ersetzen können. Beispielweise gibt es in der Mitte eine Szene, die recht unnötig war. Mittlerweile hatte sich ein Mechaniker (C.W.), Clydes Bruder (Gene Hackman) und dessen Frau (Blanche) den beiden angeschlossen. Sie wollen das Auto eines Paares stehlen. Das Paar bemerkt den Diebstahl und folgt anschließend der Gruppe. Allerdings macht die Gruppe ein Spaß daraus und entführt quasi das Pärchen. Sie essen zusammen Bürger und werden dann auch wieder kurzerhand nach diesem spaßigen Trip aus dem Auto geschmissen. Natürlich kann man diese (ca. 15 Minuten) Szene als eine Art "Zwischenmenschliche Freundschaft" der Gruppe ansehen womit der Regisseur versucht eine menschliche Seite zu zeigen. Ich persönlich habe sie eher für unwichtig empfunden. Hätte ich den Film vor 30-40 Jahren gesehen, wäre er für mich mit Sicherheit ein Meisterwerk. Penns Film hat einige Filme nachhaltig beeinflusst und hatte damals eine komplett andere Seite Hollywoods gezeigt. Nicht nur weil man auf typische Klitsches pfeift (Der Hauptdarsteller ist im Bett eine Niete!), nein, mit Gewalt wird auch nicht gespart. Bonnie und Clyde enthält fantastische Szenen. Für Freunde von gepflegten Schießereien, ist das selbstverständlich ein Augenschmaus. Einige Polizisten überfallen das gemietete Haus der Bande und sterben dann anschließend im Kugelhagel. Mit Blut wird hier auch nicht gespart- was für mich völlig Überraschend war. Positiv und untypisch empfand ich auch die geerdete Darstellung der einzelnen Figuren. Zu der Zeit wurden Helden (ja, ich weiß, das sind Verbrecher!), eher heroisch und stets perfekt gestylt dargestellt. Selbst die wunderschöne Faye Dunaway taucht auch mal mit zerzausten Haaren auf und Warren Beatty´s Klamotten sind schmutzig. Penn drückt hier auch noch mit dem Finger auf die Gesellschaft bzw. der Zeit von damals. Ähnlich wie "Natural Born Killer", werden auch Bonnie und Clyde von der Presse gefeiert- trotz Mord und Raub! Es entsteht ein Wahrer Kult um sie und Penn zeigt dabei, dass die Menschen in einer schwierigen Phase sich an jedem Strohhalm klammern. Auch die Polizei bekommt ihr Fett weg. Nicht gelöste Raubüberfälle werden einfach Bonnie und Clyde zugeschoben.
    FAZIT: Arthur Penns Gangster Drama und Verfilmung des berühmten Paares ist sehr gelungen. Er war seiner Zeit sehr weit voraus. Top: Er ignoriert gewisse Klitsches und stellt einfach das Gegenteil dar. Sein Film ist vom Still her auch hervorragend und macht unheimlich viel Spaß. Das Paar aus Warren Beatty und Faye Dunaway harmoniert wunderbar zusammen und machen auch Spaß. Trotz großer Beeinflussung auf die zukünftigen Filme, hat der Film besonders handlungstechnisch seine Schwächen. Durch die großen Zeitsprünge (ohne besondere Erklärung oder Ankündigung), verliert man schnell den Überblick und es braucht so seine Zeit, bis man sich wieder zurecht findet.
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