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    Obsessed
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Obsessed
    Von Björn Helbig

    Das krankhaft obsessive Verfolgen einer Person, das an die Jagdsprache angelehnt auch als Stalking (englisch für: hetzen, heranpirschen) bezeichnet wird, bot bereits die Grundlage für eine ganze Reihe von Filmen. Die meisten Aspekte des Genres sind daher bereits weitläufig abgegrast. Dies wird nun auch Steve Shills gemächlichem Stalker-Thriller „Obsessed“ zum Verhängnis. Der durchschnittlich unterhaltsame Film, der lediglich im Finale ein wenig besser in Schwung kommt, bewegt sich ausschließlich in bereits hinlänglich bekannten Gewässern. An das Flaggschiff des Genres, „Eine verhängnisvolle Affäre“ mit Michael Douglas und Glenn Close, reicht er damit nicht im Entferntesten heran.

    Derek (Idros Elba) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und stolzer Familienvater. Zusammen mit seinem Sohn und seiner Frau Sharon (Beyoncé Knowles) lebt er in einem frisch bezogenen Traumhaus. Die perfekte Familie eben... Doch dann bekommt Derek eine neue Büroaushilfe und alles ändert sich. Anfangs begeistert Derek die Umsicht seiner neuen Sekretärin Lisa (Ali Larter). Auch ihre Gewissenhaftigkeit, mit der sie seine Vorlieben und Gewohnheiten herausfindet, freut ihn. Als die schöne Blondine auf einer Weihnachtsfeier versucht, ihn auf der Toilette zu verführen, hört für den treuen Derek der Spaß auf und er macht unmissverständlich klar, dass er kein Interesse an einer Affäre hat. Doch so schnell gibt Lisa nicht auf...

    …, was angesichts des Titels kaum verwundert. Und auch sonst hält „Obsessed“ keine größeren Überraschungen bereit. Der Film beginnt wie eine zahme Variante von Tom Hollands „Die Aushilfe“ von 1993 und entwickelt sich im Folgenden zu einem Epigonen von Adrian Lynes Klassiker „Eine verhängnisvolle Affäre“, ohne allerdings je dessen Nervenkitzel-Niveau zu erreichen. Dass Lisa von dem attraktiven Derek mehr als nur angetan ist, wird dem Zuschauer schon beim ersten Aufeinandertreffen der beiden im Fahrstuhl überdeutlich unter die Nase gerieben. Lediglich der Grad ihrer Besessenheit offenbart sich erst im weiteren Verlauf. Nach zwei Versuchen, dem Objekt ihrer Begierde an die Wäsche zu gehen, fährt Lisa stärkere Geschütze auf, die nicht nur Derek endgültig die Vehemenz seiner Stalkerin vor Augen führen, sondern auch seine Frau Sharon auf den Plan rufen.

    Wer nun befürchtet, dass „Obsessed“ mangels Innovationen eher ermüdet als fesselt, sei – zumindest zum Teil – beruhigt. Denn nachdem Steven Shill in der Vergangenheit sein Können bereits als Regisseur bei 30 (!) verschiedenen TV-Serien wie serie,Dexter, „Emergency Room“ oder „The Wire“ bewies, zeigt er mit seinem Spielfilmdebüt nun, dass er sein Handwerk auch auf die längere Distanz versteht. Mit Hilfe seines Kameramanns Ken Seng gelingen ihm atmosphärisch stimmige, visuell mitunter sogar herausstechende Bilder. Außerdem lässt sich der Score von Jim Dooley durchaus hören und auch die Akteure vor der Kamera machen einen anständigen Job: „Destiny‘s Child“-Frontfrau Beyoncé Knowles (Dreamgirls, Der rosarote Panther) festigt den positiven Eindruck, den sie zuletzt in Cadillac Records hinterlassen hat. Als Löwenmutter, die ihre Krallen ausfährt, sobald sie ihre Familie in Gefahr sieht, liefert sie vor allem im Finale eine handfeste Performance. Idris Elba (The Unborn, Rock N Rolla), der immer wieder unter die bestaussehensten Menschen der Welt gewählt wird, verkörpert Derek mit viel Charme, aber ohne ein eigenes Profil zu entwickeln.

    Es hätte ruhig mehr knistern dürfen, sowohl zwischen Elba und Larter als auch zwischen Elba und Knowles. serie,Heroes-Darstellerin Ali Larter (Resident Evil: Extinction, Final Destination) zählt ohnehin nicht zu den Sahneseiten des Films. Zwar strahlt ihre Figur durchaus etwas Beunruhigendes aus, Larter lässt aber zu schnell die Psychopathin durchscheinen und schöpft auch sonst das Potential ihrer Figur nicht aus. Zwischentöne jedweder Art sind Fehlanzeige, Lisa ist eben krankhaft vernarrt in Derek und damit hat es sich. Die Beweggründe der Figur bleiben damit arg schablonenhaft.

    Ein weiteres Problem von „Obsessed“ ist die Unentschlossenheit von Drehbuchautor David Loughery (Lakeview Terrace, Star Trek - Am Rande des Universums) und der konstruierte Eindruck, den seine Story hinterlässt. Für einen Thriller nimmt er sich in der ersten Filmhälfte zu viel Zeit für die Einführung. Subtil wirkt das Ganze nämlich trotz der Ausführlichkeit nicht. Am Ende drängt sich dann der Eindruck auf, dass die Handlung nicht mehr als ein Vorwand für den finalen Catfight ist.

    Dieser ist dann zwar wenig glaubwürdig, aber dafür umso unterhaltsamer. Hier kommen auch die Zuschauer, denen es vorher zu beschaulich zuging, endlich auf ihre Kosten. Der Tausch der gewohnten Geschlechterrollen bringt eine zusätzliche augenzwinkernde Note mit ein: Während der durch und durch politisch korrekt agierender Derek eigentlich keine Chance hat, sich gegen die geschickten Schachzüge seiner Stalkerin zur Wehr zu setzen, weil ihm die Hände sozusagen moralisch gebunden sind, kennt seine Frau, die ihre Familie um jeden Preis beschützen will, wenig Skrupel.

    Fazit: „Obsessed“ ist ein optisch ansprechender, leidlich unterhaltsamer Stalker-Film, dem eine weniger vorhersehbare Handlung und eine facettenreichere Antagonistin sicherlich nicht geschadet hätten.

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