Was kommt dabei heraus, wenn der Produzent so illustrer Comedy-Serien wie die „Bullyparade“ selbst auf dem Regiestuhl Platz nimmt? „Ossi‘s Eleven“! Ein belustigender, aber nicht allzu viel versprechender Titel. Dass Oliver Mielkes Parodie auf ein gut gelungenes Remake (Ocean´s Eleven, Regie: Steven Soderbergh) eines sehr guten Originals („Frankie und seine Spießgesellen“, Regie: Lewis Milestone) trotzdem einigermaßen spaßig ist, hat er vor allem seinem munter aufgelegten Schauspiel-Ensemble zu verdanken. Und der grandiosen Kulisse weitläufiger Plattenbau-Architektur. Das Ganze wird eingefangen in geradezu hypnotisch tristen Bildern (Kamera: Thomas Wittman), die aus gutem Grund in keinem Reiseführer auftauchen dürften.
Oswald Schneider (Tim Wilde), genannt „Ossi“, ist endlich wieder frei. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in einer „Strafvollzugsanstalt“ steht Ossi nun wieder voll im Leben – ohne Kohle, ohne Arbeit, aber nicht ohne Plan! Denn was läge näher, als mit seinem alten Kumpel Karl (Stefan Jürgens), die örtliche Eisengießerei auszurauben. Dort lagern nämlich massenweise alte D-Mark-Münzen, die auf ihre Umschmelzung zu Pokalen warten. Eine Verschwendung. Schließlich könnte man die paar Tonnen Münzen doch immer noch bei diversen Banken gegen Euro eintauschen. Bald sitzt Ossi, umringt von ein paar ebenso unterschiedlichen wie unterbelichteten Komplizen, am Stammtisch und heckt einen ebenso einfachen wie einfältigen Coup aus. Leider ist Ossi ein herzensguter Mensch und darüber hinaus nicht besonders diskret. Und so hat sich, bis sein Plan endlich zur Ausführung kommt, eine ganze Horde völlig verkrachter Existenzen angesammelt. Sie alle eint ein gemeinsames Ziel: eine Menge Kohle? Ja, die auch. Aber ebenso sehr der Wunsch, etwas in ihrem tristen Leben grundlegend zu verändern. Und so soll im Osten der größte Coup seit Einführung des Solidaritätsbeitrages steigen...
Wer braucht eigentlich noch einen Kinofilm, der bereits in – zählt man die beiden „Ocean's-Sequels“ mit - mittlerweile vier Variationen vorliegt? Das Thema wird schließlich nicht allein durch Wiederholung interessanter. Vermutlich ist dies auch die Frage, die sich der Regisseur/Produzent Oliver Mielke ganz zu Beginn seiner Arbeit gestellt hat – beantwortet mit der provozierend simplen Logik vieler deutscher Comedy-Autoren, dass es vermutlich keiner merkt und/oder niemanden interessiert, solange das Ergebnis nur unterhält. Was im Übrigen nicht unbedingt falsch ist, denn es ist immer wieder schön, ein paar hoffnungslose Loser beim heiteren Scheitern zu beobachten.
Frei nach dem Motto „Viel hilft viel!“, bekommt es der Zuschauer in knapp 100 Minuten mit gleich elf Hauptfiguren zu tun: Da wäre zunächst einmal Oswald Schneider (Die Aufschneider), lakonisch-naiv gespielt von Tim Wilde. Dann die Brüder Axel (Götz Otto, den man aus James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie kennt, und der als Einziger leider nicht ganz an die schauspielerische Qualität seiner Mitstreiter heranreicht) und Bruno (Michael Brandner, Kein Bund fürs Leben). Zwei abgehalfterte ehemalige DDR-Hochleistungssportler, die sich jetzt als Würstchenverkäufer durchschlagen. Nicht zu vergessen der mysteriöse Gastarbeiter (Helmfried von Lüttichau), der in einer undefinierten osteuropäischen Sprache vor sich hinbrabbelt, und von dem keiner weiß, warum man ihn überhaupt angeheuert hat. Und nicht zuletzt der von Manfred Möck (Elementarteilchen) herrlich schräg angelegte frühere Stasispitzel Konrad, den zwar keiner leiden kann, der aber beim Ausspionieren des Tatorts unabdingbar ist. Karoline Eichhorn („Der Felsen“) spielt übrigens auch noch mit. Und, ach ja, Musikbarde Sascha, alias „Sasha“, alias „Dick Brave“ Schmitz… und dann noch… und dann noch… und spätestens jetzt wird das größte Problem des Films offenbar: Es gibt zu viele Komplizen, zu viele kleine Lebensgeschichten. Und es ist einfach nicht möglich, jedem Charakter die nötige Tiefe zu verleihen, wenn man auch noch eine recht aufwendige, wenn auch wenig originelle Heist-Geschichte zu erzählen hat. So rutscht „Ossi‘s Eleven“ irgendwann beinahe zwangsläufig in eine Abfolge von mehr oder weniger lustigen Sketchen ab. Das kennt man aus der „Bullyparade“ oder auch aus „Tamitz & Friends“, das kann man mögen oder nicht, für einen durchgängig unterhaltsamen Kinofilm reicht es jedoch nicht ganz.
Dass Plattenbauten keine glitzernden Fassaden haben und eine geschlossene Spielothek noch lange kein Casino ist, wird niemanden überraschen. Die melancholischen Ansätze, die dieses trostlose Umfeld bietet, verschenkt Oliver Mielke ein ums andere mal und ersetzt sie stattdessen durch routinierten Slapstick, dem die Subtilität einer Media-Markt-Reklame eigen ist. Aber man kann das Ganze auch ein wenig optimistischer betrachten, einfach mal elf gerade sein lassen, und nicht so tun, als müsse jeder Film über ein paar dilettantische Ganoven gleich zu einem (ost-)deutschen Psychogramm von epochalen Ausmaßen geraten. Denn in seinen nicht wenigen guten Momenten kann die Hartz-IV-Empfänger-machen-auf-Gentleman-Gangster-Story nämlich hervorragend unterhalten – und das ist schließlich auch ein paar aufbewahrte D-Mark wert!