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    Herr Vig und die Nonne
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Herr Vig und die Nonne
    Von Christoph Petersen

    Herr Vig hegt seit über 40 Jahren einen Lebenstraum. Damals kaufte er sich das kleine Schloss Hesbjerg, um dieses irgendwann einmal zu einem Kloster umzufunktionieren. Mittlerweile ist Herr Vig stolze 82 Jahre alt. Da macht ihm das Patriarchat von Moskau das Angebot, russisch-orthodoxe Nonnen zu ihm nach Dänemark zu senden, um das Schloss auf seine Eignung als Kloster zu prüfen. Der Traum des alten Mannes könnte Wirklichkeit werden. Aber ganz so einfach, wie Herr Vig sich die Angelegenheit vorgestellt hat, ist das Ganze dann doch nicht: Für den überzeugten Junggesellen und Einsiedler ist es ungewohnt, ständig Menschen um sich zu haben. Und mit ihren Erwartungen und Forderungen gehen die Nonnen dem Eigenbrötler schnell auf die Nerven. Dennoch findet eine vorsichtige Annäherung zwischen Herrn Vig und der selbstbewussten Schwester Amvrosva statt. Regisseurin Pernille Rose Gronkjaer hat diese ungewöhnlichen Begegnungen in ihrem behutsamen, warmherzigen Dokumentarfilm „Herr Vig und die Nonne“ festgehalten.

    Die Moskauer Delegation ist bereits auf dem Weg. Herr Vig entfernt noch schnell ein paar Spinnennetze und Buddha-Statuen. Die beiden Nonnen sind soweit zufrieden, allerdings müssten noch ein paar Reparaturen an dem halbverfallenen Gemäuer vorgenommen werden – vor allem das Dach und die Heizanlage bedürfen noch einer Menge Arbeit. Im folgenden Sommer, Herr Vig hat die Heizung notdürftig in Stand gesetzt, ziehen drei Glaubensschwestern in das Schloss ein. Vigs Ansprechpartnerin ist die durchsetzungsstarke Nonne Amvrosva. Diese packt alle Probleme selbstbewusst an, bringt das Projekt mit ihrer Selbstsicherheit zum Laufen. Doch Herr Vig geht dieser Aktionismus schnell auf den Senkel, in seinem Alter fällt ihm jede Veränderung schwer. Als die Nonnen darauf bestehen, dass das gesamte morsche Dach ausgetauscht werden muss, will er die ganze Sache sogar abblasen. Herr Vig muss sich entscheiden, ob er über seinen starrköpfigen Schatten springen und seinen Lebenstraum verwirklichen oder lieber wieder seine Ruhe haben will…

    Der ehemalige Theologe Vig hatte in seinem ganzen Leben niemals eine Freundin, kam immer alleine klar. Nun muss er sich im hohen Alter plötzlich mit einer Gruppe Nonnen rumschlagen. Diese Begegnungen zwingen ihn nicht nur dazu, mit einer neuen Situation klarzukommen, sie führen auch zu einer späten Selbstreflexion über die eigene Vergangenheit – war es wirklich die richtige Entscheidung, allein zu bleiben? Diese Frage hängt eng mit einer zweiten zusammen: Geht es Herr Vig in erster Linie wirklich darum, die russisch-orthodoxe Kirche zu unterstützen, oder ist es ihm – der keine Kinder hat – nicht doch wichtiger, nach seinem Tod etwas Bleibendes zu hinterlassen? So ist „Herr Vig und die Nonne“ zugleich auch ein Film über die Vergänglichkeit, der seinen Protagonisten bis zu dessen Tod begleitet.

    So starrköpfig, wie Herr Vig nun einmal ist, treibt die Doku natürlich auch die eine oder andere skurrile Blüte. Da zeigt Vig der Nonnen-Delegation sein schönes chinesisches Opiumbett und wundert sich, dass diese mit der ausgefallenen Schlafstätte nichts anfangen können. Schwester Amvrosva schleppt er mit zu seinem halbnackten Nachbarn, der dazu auch noch Cannabis in seinem Garten anbaut, ohne zu merken, wie unangenehm der Nonne die Sache ist. Trotzdem macht sich der Film dabei nie über seinen verschrobenen Protagonisten lustig, sondern begegnet diesem mit einer behutsamen, menschlichen Art und dem gebotenen Respekt – so gibt der introvertierte alte Mann auch intimste Ansichten und Gedanken preis, die er sonst wohl kaum jemandem anvertrauen würde. Problematisch wird diese Herangehensweise allerdings immer dann, wenn sich Vig mal wirklich daneben äußert – so haut er bisweilen auch die eine oder andere rassistische oder frauenfeindliche Bemerkung raus. Über diese geht die Doku dann im Sinne ihrer Unterhaltungsqualitäten verniedlichend hinweg. Nicht unbedingt der beste Weg, aber gerade in Anbetracht des tragischen Endes zumindest verständlich.

    Fazit: „Herr Vig und die Nonne“ ist eine skurril-warmherzige, zu Recht vielfach ausgezeichnete Feel-Good-Doku, der man ihre kleinen Schwächen gerne verzeiht.

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