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    Timber Falls
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Timber Falls
    Von Carsten Baumgardt

    B-Movie-Regisseur Tony Giglio schickt sich mit seinem Horror-Thriller „Timber Falls“ an, das Genre zu revolutionieren, es komplett zu erneuern, zu ganz neuen Ufern zu führen. Nein, ein Scherz. Viel weiter davon entfernt geht eigentlich nicht. Doch obwohl sein Film erzkonservativ-streng den Regeln des Genres gehorcht und dieses im Grunde nur um eine einzige eigenständige Idee erweitert, macht „Timber Falls“ dennoch dank der grundsoliden Ausführung und guten atmosphärischen Werten jede Menge Spaß.

    Die Städter Mike (Josh Randall, „Scrubs“) und Sheryl (Brianna Brown, Beim ersten Mal) wollen ein Wanderwochenende in einem State Park in den Bergen West Virginias verbringen. Die Voraussetzungen sind optimal: Kaum eine Menschenseele, wundervolle Landschaft und bestes Wetter. Die gute Laune wird aber schnell getrübt. Als sich das Paar in der freien Natur übereinander hermacht, wird es von einheimischen Rednecks (Ryan McGee, T.W. Leshner, Branden R. Morgan) mit heruntergelassenen Hosen überrascht. Mit ihren Gewehren schüchtert die Gang die beiden Besucher ein, verpasst ihnen einen gehörigen Schrecken und kassiert 50 Dollar für nichts ab. Die nächste Sexeinheit verlegen Mike und Sheryl dann besser des Nachts ins Zelt. Als Mike am nächsten Morgen aufwacht, ist seine Freundin spurlos verschwunden. Er macht sich verzweifelt auf die Suche, doch der Ärger wird nur noch größer. Erst poliert er einem der Rednecks in dem Glauben, sie hätten Sheryl entführt, ordentlich die Visage und dann tritt er auch noch in eine Bärenfalle und wird ohnmächtig vor Schmerzen. Die einheimische Ida (Beth Broderick, „Lost“, „Herz über Kopf“), die dem Paar bereits mit einer Wegbeschreibung aushalf, nimmt Mike bei sich auf und pflegt ihn...

    Ganz klar: Den Innovationspreis 2007 wird Tony Giglio („Chaos“, „Soccer Dog“, „U-Boat: In feindlicher Hand“) mit „Timber Falls“ nicht gewinnen. Aber manchmal ist das auch gar nicht notwendig, wenn ansonsten das Niveau stimmt. Einen Start auf dem FantasyFilmFest 2007 hat sich der Horror-Thriller allemal verdient. Denn die Atmosphäre ist genretypisch stimmig. Nach einem beinharten Prolog, der schon einmal einen schmerzhaften Ausblick auf das Finale gibt, etabliert Giglio in wunderschönen, idyllischen, übrigens in Rumänien gedrehten Bildern seine Geschichte. Die beiden Protagonisten bekommen genügend Aufmerksamkeit und Sympathie mit auf den Weg, so dass das Publikum rechtzeitig mit an Bord geholt wird, wenn es später um Leben und Tod geht.

    So konservativ „Timber Falls“ sich in seiner Anlage und Struktur auch gibt, in einer Hinsicht ist der Film tatsächlich originär. Es sollte klar sein, dass sich in einem Horrorfilm einsame Pärchen im Wald in der Nähe von hinterwäldlerischen Sippen in Lebensgefahr befinden. Doch die Killer kommen diesmal über eine neue Motivation zu ihren Taten. Die streng bibelfesten Christen haben ihre eigene Auslegung der Welt entdeckt und nehmen bei Nichtbefolgen in ihrem Folterkeller gewisse Korrekturen vor. Daneben versuchen sie verzweifelt, ihren Masterplan in die Tat umzusetzen... bislang hat es nie geklappt, aber mit Mike und Sheryl soll es gelingen. Das ist ein gesundes Maß weit krank, aber immer packend und effektvoll inszeniert. Langeweile kommt in den anderthalb Stunden nie auf. Die Schauspieler agieren dem Genre angemessen solide, der Gorefaktor ist annehmbar, jedoch erst im Finale kommt das Splatterherz so richtig auf seine Kosten. Der Weg dorthin dient der Schaffung von Atmosphäre, die sich in grobkörnigen Digi-Cam-Aufnahmen auch einstellen will. Die genreüblichen Sexeinlagen werden im Zuge des Spannungsaufbaus ebenso effektvoll eingebaut. Dazu unterhalten die grotesken Situationen, die zusätzlich auch für ein gewisses Gib-dem-Affen-Zucker-Amüsement sorgen.

    Fazit: „Timber Falls“ präsentiert sich als ansprechende Mischung aus „Beim Sterben ist jeder der Erste“, Wrong Turn und Blair Witch Project. Für Genrefreunde, die Blutfutter für einen netten DVD-Abend suchen, ist der Horror-Thriller durchaus zu empfehlen - immer in dem Wissen, dass hier das Rad nicht neu erfunden, aber ins flott Rollen gebracht wird... und das ist doch auch schon was.

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