Dass der Film einigermaßen solide unterhält, verdankt er größtenteils den beeindruckenden (und z.T. bedrückenden) Bildern. Ansonsten scheitert der Regisseur wohl an seinen eigenen hohen Ansprüchen, in ein einseitiges Biopic möglichst viele historische Fakten rund um die Geschehnisse von Nanking hineinzupacken. Auf diese Weise wird der Hauptfigur viel zu wenig Platz gelassen, als dass man ein wirklich differenziertes Menschenbild mit all seinen Widersprüchen und Beweggründen, seinen Zweifeln hinsichtlich des Einsatzes in Nanking und insbesondere seine fragwürdige Stellung zu den Nationalsozialisten erhalten würde. Dies wird höchstens ansatzweise in einigen persönlichen Gesprächen (z.B.mit seiner Frau) angedeutet. Spätestens dann, wenn am Schluss (SPOILER) in einem lapidaren Satz auf eine fehlende Entnazifizierung und ein trauriges Ende hingewiesen wird, kommen einem auch ohne Faktenwissen Zweifel hinsichtlich der einseitigen Darstellung - man möchte fast meinen, Rabes Betätigung beschränke sich auf gelegentliche kaffeekränzchenartige Treffen in der Ortsgruppe, wobei sich seine Begeisterung für Hitlergruß und Fahne doch sehr in Grenzen zu halten scheint. Der Hilferuf an den Führer kommt schließlich völlig überraschend. Es drängt sich die Frage auf, wieso Rabe in die Partei eingetreten ist? War es tatsächlich nur reines Zweckdenken, um seinen Job zu sichern, wie man vermuten möchte?
Sieht man „John Rabe“ als Biopic, so hätte man also wohl besser stärker auf den Protagonisten fokussiert und an anderen Stellen, die seine engsten Mitstreiter oder Historisches rund um Nanking betreffen, eingespart. Sie wirken stellenweise ablenkend und im Falle der fotografierenden Schülerin inklusive angedeuteter Lovestory mit dem Botschafter als völlig deplatziert. Vielleicht hätte man allerdings auch auf Kosten einer etwas farblosen Hauptfigur den Kuchen auf alle Mitstreiter gleichmäßig verteilen können, ihr Anteil scheint mir keineswegs geringer als die des „Helden wider Willen“. Insbesondere der Missionar geht im Film völlig unter, selbst wenn er im Komitee stets in vorderster Front mitspielt. Letztendlich wünscht man sich auch mehr über Herrn Fließ, Rabes Nachfolger, zu erfahren. Zu Beginn als möglicher Antagonist groß eingeführt, verschwindet er schließlich fast gänzlich in der Versenkung.