Jason Friedbergs und Aaron Seltzers 300-Parodie „Meine Frau, die Spartaner und ich“ sorgte am Startwochenende in den USA für eine Überraschung, narrte die Analysten, hängte den hoch favorisierten John Rambo an der Kinokasse um 300.000 Dollar ab und sicherte sich damit den Status eines US-Nummer-1-Hits – und verwehrte diesen gleichzeitig dem vielbeachteten zweiten Teil des Stallone-Comebacks. Dieses neckisch geschlagene Schnippchen, dass ein drittklassiger „Spoof“ der menschlichen Kampfmaschine den Garaus machte, ist aber auch schon der beste Witz, den der missratene Film zu bieten an. Trotz im Minutentakt abgefeuerter Pointenversuche liegt die Trefferquote der Gags nahezu bei Null.
Die Lage ist ernst in Sparta. Anführer Leonidas (Sean Maguire) will seine Armee in den Krieg gegen den übermächtigen Perserkönig Xerxes (Ken Davitian, Borat) führen. Doch statt einer 300-köpfigen Elitetruppe finden sich gerade einmal 13 Männer. Während die Mutigen dem sicheren Tod entgegen treten, versucht Leonidas‘ Frau Margo (Carmen Electra, Date Movie) an der heimischen Front unter Einsatz aller Mittel den Starrsinn ihres Mannes gegen das skeptische Plenum zu verteidigen.
Mehr Inhalt ist leider nicht, was gleichzeitig schon eines der größten Probleme offenbart. Selbst bei einer Parodie sollte so etwas wie ein rudimentäres Handlungsgerüst vorhanden sein. Ein solches fehlt bei „Meine Frau, die Spartaner und ich“ völlig. Der Film hangelt sich lediglich an einigen explizit parodierten Schlüsselszenen von Zack Snyders Action-Abenteuer „300“ entlang und füllt die monströsen Lücken wahllos mit Gags über Hollywoods jüngere Filmgeschichte (James Bond, Little Miss Sunshine, Happy Feet, 8 Mile, Spider-Man 3, Rocky, Ghost Rider, Transformers), aktuelle mediale Unfälle (Britney Spears, Lindsay Lohan, Paris Hilton) und Auswüchse (Brangelina) sowie Anspielungen auf diverse amerikanische TV-Formate (Heroes, „Ugly Betty“, „American Idol“, „Dancing With The Stars“, „Deal Or No Deal“, „America’s Next Topmodel“). Ein filmischer Fluss kommt nie auf.
Das Dilemma: Witzig ist das alles nicht, weil die beiden Könige des schlechten Geschmacks, Jason Friedberg und Aaron Seltzer, schlimmer noch als bei ihren Machwerken Date Movie und Fantastic Movie keinerlei Gespür für das Genre offenbaren. Der Wille, eine möglichst hohe Anzahl an Lachern zu präsentieren, ist offensichtlich, nur die Umsetzung kläglich gescheitert. Wer gut parodieren will, muss auch immer einen gewissen Respekt vor den Originalen mitbringen. Stattdessen müllen Friedberg und Seltzer ihr Publikum permanent mit Fäkalhumor aus der untersten Schublade zu - den Protagonisten quillt so ziemlich alles, was an Sekreten denkbar ist, aus diversen Körperöffnungen. Das ist nicht nur reichlich unoriginell, sondern vordergründig eklig und erstickt die zarten Knospen zünden wollender Gags schon im Keim.
Aber selbst wenn das Regie- und Autorenduo mal einen gelungenen Witz („In Sparta we greet our men with open mouth tongue kisses… high fives for the women“) am Haken hat, was selten genug passiert, wird dieser durch ständige Wiederholung und Auswälzung schlussendlich auch platt getreten und das Überraschungsmoment ist dahin. Generell gibt sich der Film durchgehend homophob und versucht daraus billig Kapital zu schlagen. In den am wenigsten furchtbaren Momenten gehen „Die 13“ zu Gloria Gaynors „I will survive“ steil, doch dieser kleine Anflug von Lockerheit wird gleich wieder mit dumpfem Humor beendet.
Warum „Meine Frau, die Spartaner und ich“ überhaupt ins Kino kommt, hat nur einen Grund: Parodien sind kostengünstig und spielen Geld ein. So einfach ist das. Doch Friedbergs und Seltzers neuester Streich ist besonders dreist. Die Figuren stolpern durch Pappkulissen à la „Star Trek“ anno Endsechzigerjahre. Das ist des Mediums Kino nicht angemessen und gehört direkt ins TV - am besten als Dauerwerbesendung, denn das peinliche Product Placement (Subway, Gatorade, Nike, Budweiser) preist dem Zuschauer penetranter Produkte an, als bei einem gepflegten Homeshopping-Fernsehabend.
Fazit: „Meine Frau, die Spartaner und ich“ hinterlässt nur entgeisterte Gesichter, Kopfschütteln und Unverständnis. Wer eine „300“-Parodie sehen will, sollte lieber das Original schauen – das offeriert für willige Augen schließlich schon genügend parodistisches Potenzial und ist dabei um Dimensionen besser inszeniert.