Was ein Porno ist, und was eine Dokumentation, ist wohl jedem geläufig. Eine Pornodokumentation hingegen dürfte für die meisten jedoch etwas vollkommen Neues sein. Und genau mit diesem informativen, zugleich aber auch aufreizenden Genre beschäftigen sich die beiden Pseudostudenten Tommy und Heinz in Mike Marzuks Regiedebüt „Weißt, was geil wär…?!“. Bisher als Produzent und Cutter von Musikvideos und Werbefilmen tätig, hat Marzuk auch an dem Kurzfilm „Fragile“ mitgearbeitet, der erst kürzlich für den Studenten-Oscar nominiert wurde. Nun beweist der 37-Jährige mit seiner frischen, ideenreichen Erstlings-Komödie ein feines Gespür für Neu-Tweens und ihre alltäglichen Probleme.
Die beiden Freunde Tommy (Axel Schreiber) und Heinz (Isaak Dentler) verbringen ihre Tage statt mit ihrem eigentlichen Studium lieber mit einem Haufen nutzloser Tätigkeiten wie Salamipizzaessen. Als Heinz’ Vater ihnen jedoch den Geldhahn zudreht, beschließen sie, ihren größten Traum nun endlich zu verwirklichen. Sie wollen einen Film drehen und damit einen großen Erfolg landen. Die Probleme beginnen jedoch schon bei der Genrewahl – es steht lediglich fest, dass es unter keinen Umständen eine Beziehungsschnulze werden soll – und enden beim Geld. Um dieses aufzutreiben, vermieten sie ein Zimmer ihrer WG an die ebenso hübsche wie vorlaute Lisa (Nadja Bobyleva), die Schauspiel studiert. Dies führt nicht nur zu komischen Szenen, sondern auch zu einer für alle Seiten problematischen Dreiecksbeziehung...
Die Handlung beginnt zunächst als reine Kumpelkomödie und driftet erst nach dem Einzug von Lisa langsam ins romantische Fach ab. Der Aspekt des Filmemachens und damit auch die Pornodoku werden dabei an der kurzen Leine gehalten, der Film konzentriert sich voll und ganz auf das Zwischenmenschliche. Ein Konzept, das in erster Linie deshalb aufgeht, weil sich im Film so viele grundlegend verschiedene, aber gleichsam aufregende Charaktere tummeln. „Weißt, was geil wär...?!“ startet viel versprechend und spart dabei nicht mit lustigen Dialogen, zumal die beiden Protagonisten nicht den Eindruck machen, als würden sie überhaupt etwas auf die Reihe bekommen können, geschweige denn einen Film. Doch nach einer Weile geht dem WG-Treiben ein wenig die Puste aus. Marzuk landet schließlich genau dort, wo Tommy und Heinz gerade nicht hinwollen, nämlich bei einer Beziehungsschnulze. Dies ist zwar kein Widerspruch, sondern gewollt und Teil des Konzepts – aber halt bei weitem nicht mehr so amüsant wie der starke Einstieg. Die filmische Qualität bleibt dabei durchgehend auf hohem Niveau, Kamera und Schnitt können überzeugen. Der Soundtrack ist stimmig, wobei Marzuk diesen teilweise in Form eines aus dem Nichts auftauchenden Gitarrenspielers auch in seine Bilder integriert – ein gelungenes Gimmick. Insgesamt stellt sich ein stimmiger Rhythmus aus ruhigen und aufregenden Szenen ein, lediglich das Finale kommt etwas zäh daher. Trotzdem verabschiedet sich Marzuk schlussendlich mit einer nicht allzu altbackenen, ja geradezu originellen Auflösung.
Die Freundschaft und Rollen von Tommy und Heinz erinnern entfernt an das Zusammenspiel von Seann William Scott und Ashton Kutcher in „Ey Mann, wo is’ mein Auto?“. Dabei dürfte vor allem das Ernährungsverhalten – Kochen ist ein Fremdwort, Pizza Salami Trumpf – bei so manchem Studenten zu einem positiven Selbstvergleich führen. Die Freundschaft scheint unzertrennbar, bis das Mädchen einzieht und es unweigerlich zu Problemen zwischen den beiden kommt. Auch wenn dies recht berechenbar daherkommt und sich die Zahl überraschender Wendungen in Grenzen hält, funktioniert diese wohl erprobte Konstellation auch hier. Axel Schreiber, unter anderem als Preisträger des deutschen Fernsehpreises für die Serie „Türkisch für Anfänger“ und durch eine Nebenrolle in Aeon Flux bekannt, fällt dabei als besonders charmant auf. Nadja Bobyleva als Lisa dürfte mit ihrem kessen Stil hingegen geteilte Meinungen hervorrufen. Zwar ist ihre vorlaute Art zu großen Teilen recht süß, schrammt aber gelegentlich auch an der Grenze zum nervigen. Großartig und urkomisch ist Heinz’ Oma, auf die er tagsüber oft aufpassen muss. Sie spricht zwar im ganzen Film kein einziges Wort und sitzt meist gar nur teilnahmslos in ihrem Rollstuhl in der Wohnung herum, wird aber dennoch immer wieder zu einem absurd-witzigen Teil der Szenerie.
Insgesamt ist Mike Marzuk eine unterhaltsam-charmante Beziehungskomödie gelungen, die am Ende dann halt auch ein wenig Beziehungsschnulze ist. Gerade diese Selbstironie, die sich noch an vielen anderen Stellen des Films zeigt, machen die 97 Minuten sehr sympathisch und amüsant. Zwar weiß der Zuschauer am Ende leider immer noch nicht, was genau eine Pornodokumentation nun eigentlich genau ist, doch immerhin bekommt man mit, wie schwer die Recherche dazu ist. „Weißt, was geil wär…“ ist etwas anderes, sowohl Idee als auch Umsetzung fallen in ihrer unkonventionellen Art positiv auf. So eignet sich der Film für einen fröhlichen, leicht bekömmlichen Kinoabend. Wer jedoch Schmuddeltalk und nackte Tatsachen erwartet, was der Titel ja durchaus suggeriert, wird (glücklicherweise!) bitter enttäuscht.