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    Snitch - Ein riskanter Deal
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Snitch - Ein riskanter Deal
    Von Christoph Petersen

    In Ric Roman Waughs Action-Drama „Snitch – Ein riskanter Deal" gibt es nur eine einzige einsame Schlägerei – und die hat den Namen noch nicht mal wirklich verdient: Dwayne Johnson („G.I. Joe 2: Die Abrechnung") legt sich als Bauunternehmer John Matthews mit ein paar dealenden Teenagern an – und bekommt von denen so richtig schön den Hintern versohlt, ohne selbst auch nur einen einzigen Treffer zu landen! „Snitch" ist für seinen als Wrestler The Rock berühmt gewordenen Star eine begrüßenswerte Kehrtwende in mehr als nur einer Hinsicht: Weder ist der Film ein Big-Budget-Blockbuster (Kosten: sparsame 15 Millionen Dollar), noch verkörpert der Schauspieler wie bisher so oft einen Over-the-Top-Action-Titanen, der alles Störende ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten aus dem Weg räumt. Stattdessen spielt Johnson in „Snitch" einen Jedermann – daran muss sich der Zuschauer erst einmal gewöhnen, an den dicken Muskelpaketen lässt sich eben nicht so leicht vorbeischauen. Trotzdem sollte man dem Film und seinem Zugpferd so viel Offenheit schon entgegenbringen - und zwar aus einem ganz simplen Grund: Es lohnt sich!

    Als ein Freund ihm ein Paket mit Pillen ankündigt, willigt Teenager Jason (Rafi Gavron) unter Protest ein, es eine Zeitlang bei sich aufzubewahren. Doch die Sendung ist eine Falle. Der Kumpel hat sie im Auftrag der Cops geschickt, um eine eigene Strafe zu reduzieren und Jason schaut einem zehnjährigen Gefängnisaufenthalt ins Auge, wenn er sich nicht bereiterklärt, jemand anderen auf dieselbe Art in die Pfanne zu hauen. Als er sich weigert, beschließt sein Vater John (Dwayne Johnson), die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Der Unternehmer vereinbart einen Deal mit der Oberstaatsanwältin Joanne Keeghan (Susan Sarandon): John serviert ihr einen einflussreichen Drogendealer auf dem Silbertablett, dafür muss Jason nur ein Jahr absitzen. Doch so leicht ist es für einen ehrenwerten Geschäftsmann wie John gar nicht, mit dem organisierten Verbrechen in Kontakt zu treten...

    „Snitch" ist inspiriert von wahren Ereignissen und die Macher haben ein ernstes Anliegen: Sie protestieren mit ihrem Film gegen eine neue Richtlinie im Drogenkampf der US-Regierung, die Täter dazu verleitet, ihre Freunde und Kollegen zu verraten, selbst wenn die bisher gar nichts mit Drogen zu tun hatten. Das klingt erst mal nicht unbedingt nach den besten Voraussetzungen für einen kurzweiligen Kinoabend. Aber am Ende ist es gerade dieser Realismus, der dem Film seinen Punch verleiht: Dwayne Johnson mutiert in der Not eben nicht innerhalb einer Szene zum omnipotenten Helden, stattdessen sprechen aus seinen Handlungen vor allem Ohnmacht und Verzweiflung. Als sein planloser Ausflug in das heruntergekommenste Viertel der Stadt mit blauen Flecken und gestohlenem Auto endet, fragt John schließlich einfach seinen vorbestraften Angestellten Daniel James (Jon Bernthal), ob der ihn nicht irgendjemandem aus dem Milieu vorstellen könnte – ein weiterer Ausdruck purer Hilflosigkeit.

    Kameramann Dana Gonzales („Felon") hat für „Snitch" einen dokumentarisch-kargen Look entwickelt, der zusätzlich zur Wirklichkeitsnähe des Films beiträgt. Außerdem kommen Regisseur Ric Roman Waugh und sein Co-Autor Justin Haythe („Zeiten des Aufruhrs") in ihrem Drehbuch ohne jedes aufgesetzte Pathos aus. Sie schauen dafür genau hin und lassen sich in der ersten Hälfte viel Zeit, um die beiden Protagonisten vorzustellen: John fühlt sich seinem Sohn gegenüber besonders verpflichtet, weil er inzwischen eine neue Familie gegründet hat. Daniel wiederum hat seiner Frau versprochen, sauber zu bleiben und war auf dem besten Weg, genau das zu erreichen. Nach dieser sorgfältigen Einführung behält Waugh den eher nüchternen Erzählton auch in der zweiten Hälfte bei und so bleibt der Film selbst dann noch glaubwürdig, als neben John im Minutentakt die Gewehrkugeln einschlagen. Und so wirkt dann sogar eine spektakuläre Verfolgungsjagd, bei der sich Dwayne Johnson in bester „Mad Max II"-Manier mit einem Riesenlaster seiner Kontrahenten entledigt, plötzlich wie etwas geradezu Alltägliches.

    Fazit: Dwayne Johnson mal anders – mit dem geerdeten Action-Drama „Snitch – Ein riskanter Deal" präsentiert sich der Wrestling-Star endlich als der talentierte Schauspieler, den wir schon lange unter der harten Schale des titanenhaften Leinwand-Prüglers vermutet haben.

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