Heute war ich mal wieder in der Videothek und habe mir dann dort "Jack Ketchum's Evil" ausgeliehen, ohne zu Wissen was mich da erwartet. Der Film ist nicht nur eine Romanverfilmung, sondern soll auch noch auf wahren Begebenheiten basieren, und letzteres ist dann schon echt heftig.
Ich weiß auch nicht, entweder haben meine Nerven heute einen schwachen Tag oder dieser Film hat es wirklich in sich. Selten war mir beim Film schauen so unangenehm Zumute. Was hier gezeigt wird, ist einfach nur hart, und da das ganze auch noch sehr realistisch wirkt, wird es nur noch härter. Wenn man sich dann dazu noch überlegt, dass dies wirklich geschehen sein soll, kann man dies kaum glauben, denn "Jack Ketchum's Evil" ist grausam und verstörend.
Dieser Film könnte natürlich überhaupt nicht wirken, wenn die Schauspieler schlecht wären. Dies ist zum Glück nicht der Fall, denn wirklich jeder spielt seine Rolle sehr gut. Allen voran der Charakter von Ruth wird von Blanche Baker superb verkörpert. Natürlich kann man diesen Charakter absolut nicht leiden und verabscheut ihn geradezu, doch das beweist ja, dass sie ihre Rolle perfekt gespielt hat. Auch die anderen Darsteller sind wirklich gut, und das, obwohl viele noch Kinder sind! Sehr erfreulich finde ich, dass die deutsche Synchronisation recht gelungen ist. Der nächste Punkt, weshalb "Jack Ketchum's Evil" so gut funktioniert, ist die Inszenierung. Diese ist sehr ruhig ausgefallen und gibt dem ganzen einen sehr realistischen Touch.
Wer bei diesem Film heitere Folterspielchen und Splatter erwartet, wird enttäuscht, denn die Gewalt ist nicht explizit. Man kann Gewalt aber eben auch noch viel intensiver rüberbringen, wenn man nicht alles zeigt und sich das Meiste im Kopf des Zuschauers abspielt. Bei Gewalt muss auch nicht immer das Blut spritzen oder Körperteile abgehackt werden, denn auch da gibt es intensivere Wege und auch die psychische Gewalt sollte nicht unterschätzt werden. Eins ist auf jeden Fall klar: Auch wenn es hier nur wenige brutale, und damit meine ich grafische, Szenen gibt, die "FSK: ab 18" Freigabe ist absolut berechtigt.
So ganz perfekt ist der Film dann aber doch nicht. Das liegt größtenteils an den Charakteren, welche meiner Meinung nach nicht alle so gut durchleuchtet sind. Eine gewisse Tiefgründigkeit ist vorhanden, aber gerade bei einem solchen Film hätte es noch ein bisschen mehr sein dürfen. Da aber alle Figuren alles andere als Stereotypen sind, ist dies nur ein kleiner Wermutstropfen. Ich weiß es nicht genau, aber ich denke mal, dass kein großes Budget zur Verfügung stand, und das merkt man eigentlich so gut wie gar nicht, denn optisch überzeugt der Film auf jeden Fall.
Fazit: "Jack Ketchum's Evil" ist auf alle Fälle harter Tobak und nichts für schwache Nerven. Die Atmosphäre ist düster und hoffnungslos, und trotzdem sind da immer wieder kleine Szenen, die einen Hauch von Melancholie haben. Für Fans von Dramas und True-Crime-Storys ist dieser Film Pflicht, und auch wenn ich eigentlich nicht zu solchen zähle, hat mir "Jack Ketchum's Evil" trotzdem gut gefallen. Ein grausamer, verstörender, trauriger Film, welchem man aber eine gewissen Faszination nicht absprechen kann.