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Maddin
8 Kritiken
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4,0
Veröffentlicht am 12. November 2024
Inhalt: Der Baader Meinhof Komplex erzählt die Geschichte der Roten Armee Fraktion (RAF), einer linksextremistischen Terrorgruppe, die in den 1970er Jahren die Bundesrepublik Deutschland erschütterte. Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Stefan Aust zeigt der Film die Gründung der RAF und die Radikalisierung von Andreas Baader (gespielt von Moritz Bleibtreu), Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) und Ulrike Meinhof (Martina Gedeck). Der Film zeichnet ihren Weg von Studentenprotesten über Banküberfälle und Entführungen bis hin zu Anschlägen und zeigt die brutale Spirale der Gewalt und den erbitterten Kampf des Staates gegen den Terror.
Kritik: Uli Edel gelingt es in Der Baader Meinhof Komplex, die dramatische Eskalation der 70er Jahre in Deutschland mitreißend und eindringlich darzustellen. Der Film ist packend inszeniert und zeigt das chaotische, leidenschaftliche Leben der RAF-Terroristen sowie ihre schrittweise Entfremdung von ihren politischen Zielen. Moritz Bleibtreu als charismatischer, aber skrupelloser Andreas Baader ist überzeugend und energiegeladen, während Johanna Wokalek als Gudrun Ensslin mit fanatischer Hingabe ihre Rolle ausfüllt. Martina Gedeck spielt Ulrike Meinhof als zerrissene Intellektuelle, die von ihrer eigenen Radikalisierung innerlich aufgezehrt wird.
Stil und Atmosphäre: Der Film fängt die Zeit der 70er Jahre sehr authentisch ein, sowohl in der Kleidung und den Schauplätzen als auch durch die musikalische Untermalung, die das Lebensgefühl dieser turbulenten Epoche wiedergibt. Die hektische und oft dokumentarische Kameraführung unterstützt die intensiven Actionszenen, insbesondere bei den Banküberfällen und Straßenschlachten. Dabei wird die Gewalt nicht verherrlicht, aber auch nicht geschönt – der Zuschauer erlebt die Brutalität und das Chaos hautnah.
Historische Genauigkeit und Kritik: Während der Film sich bemüht, die Ereignisse historisch akkurat wiederzugeben, wurde er auch für seine distanzierte Perspektive und das Fehlen einer tieferen Analyse der politischen Hintergründe kritisiert. Der Fokus liegt auf den Taten der RAF-Mitglieder, ihre persönlichen Motive und die gesellschaftlichen Konflikte der damaligen Zeit werden jedoch nur angedeutet. Auch einige Kritiker bemängelten, dass der Film in seiner actiongeladenen Inszenierung zu einer gewissen Faszination für die Gewalt verleiten könnte, ohne ausreichend die Folgen für die Opfer zu thematisieren. Dennoch bleibt Der Baader Meinhof Komplex ein eindrucksvolles, umfassendes Porträt einer historischen Extremistengruppe, die Deutschland in eine tiefe Krise stürzte.
Fazit: Der Baader Meinhof Komplex ist ein intensives und gut besetztes Drama, das die Zuschauer in die gewalttätige und zerrissene Welt der RAF eintauchen lässt. Der Film gibt einen nüchternen Einblick in eine dunkle Phase der deutschen Nachkriegsgeschichte und zeigt die zerstörerische Macht radikaler Ideologie. Wer einen tiefen psychologischen Blick auf die Charaktere oder eine umfassende Analyse der Zeit erwartet, könnte den Film als zu oberflächlich empfinden. Doch als temporeiches und historisch orientiertes Werk bietet er einen spannenden Einblick in die Dynamik und die tragische Konsequenz terroristischer Gewalt.
Gut gelungene Verfilmung der damaligen Ereignisse. Besonders die charakterliche Veränderung Ulrike Meinhofs, die mit der Zeit eine immer radikalere Haltung einnimmt und sich somit von einer Frau, die auf die Ungerechtigkeit in der Welt hinweisen will, zu einer Symphatisantin von Terroranschlägen und Gewalt auf Unschuldige wandelt. Der Film bringt das ursprüngliche Motiv der damaligen RAF gut rüber, man kann einzelne Grundideen nachvollziehen und so verstehen wie es zur der ausbrechenenden Gewalt kommen konnte. Die Zusammenwirkung von, zumindest kommt es so rüber, "gutherzigen" Menschen wie Ulrike Meinhof und Andreas Baader, der ganz klar nur einen Grund für seine terroristischen Vorhaben und Vorlieben sucht, erschafft einen gefährlichen Zusammenhalt, der viele Menschen unterschiedlicher Meinungen, jedoch mit der selben Grundidee einer "fairen Welt", zu einer gewaltverherrlichenden Gruppierung formt. Anfangs moralische Werte werden für das höhergestellte Ziel als Opfer gesehen. "Wirft man einen einzelnen Stein, ist es eine Straftat; wirft man jedoch 100 Steine ist es eine politische Botschaft" - Dies sind die Worte an denen man den anstehenden Wandel Ulrike Meinhofs festmachen könnte.
Anfangs mag der Eine oder Andere eventuell die Werte der RAF sogar gutheißen, im späteren Verlauf merkt man jedoch, dass die Gruppe unmögliche Gewalt verübt. Man muss sich nach diesen Bildern fragen, ob solche Mittel wirklich den Zweck billigen können. Es hat den Anschein, als würde es nach einer Zeit nur noch um den symbolischen Tod von Politikern, Polizisten und anderen Repräsentanten des Staates gehen und nicht mehr um die Befreiung Vietnams von dem Imperialismus der USA.
Schauspielerische Leistungen könnten kaum besser sein und Moritz Bleibtreu geht in der Rolle komplett auf, sehr authentisch gespielt! Besser, als ich es erwartet hätte, jedoch nicht unten den besten deutschen Filmen - Einmal anschauen lohnt sich aber definitiv.
Da ich Jahrgang 81 geboren bin, habe ich die Geschehnisse um die RAF damals nicht live bzw. bewusst miterlebt. Um so gespannter war ich auf diese deutsche Bernd-Eichinger-Produktion. „Der Baader Meinhof Komplex“ macht wie schon zuvor „Der Untergang“ vieles richtig und wenig falsch: Ein Stück deutsche Geschichte wird sachlich aufgearbeitet und spannend dargestellt. Die vielen deutschen, teilweise hochkarätig besetzten Schauspieler/innen gingen voll in ihren Rollen auf (z.B. Moritz Bleibtreu als Andreas Baader). Hochachtung dafür, denn diesen innerlichen Hass auf das „System“ glaubhaft darzustellen, ist sicherlich nicht leicht. Trotzdem hatte dieser Film wieder das typische Problem einer deutschen Produktion: Es wird extrem viel genuschelt. Martina Gedeck in der Rolle als Ulrike Meinhof war häufig kaum zu verstehen und machte selbst „Nuschel-König“ Til Schweiger (nicht im Film, aber generell) Konkurrenz. Daher nur 3 Sterne, aber ein Blick lohnt sich trotzdem.
Die Schauspielleistung war bei den Hauptrollen sehr gut, jedoch bei den kleineren Rollen nicht sehr überzeugend. Ich persönlich finde das Thema zwar sehr interessant, kenne mich aber mit der Geschichte der RAF gar nicht aus, weshalb die Geschichte für mich schwer nachzuvollziehen war, was unter anderem an dem viel zu hektischen Ablauf der Ereignisse lag. Ich finde also, dass man ein bestimmtes Vorwissen für den Film benötigt. Eine weitere Sache die ich mir gewünscht hätte, wäre das die emotionale Seite des ganzen eine größere Rolle gehabt hätte, da man sich so besser in die Protagonisten hineinversetzen hätte können. Ich habe zum Beispiel zu keinem der Charaktere eine emotionale Bindung hergestellt, da sie alle sehr kalt dargestellt wurden. Ich denke aber, dass der Film keine Nominierung bekommen hätte, wenn man die RAF nicht als Terroristen, sondern als revolutionäre Widerstandskämpfer*innen dargestellt hätte, was die emotionslose Darstellung begründet. Die Oscar-Nominierung kann ich daher nicht nachvollziehen, da der Film zu viele Schwachstellen hat. trotz allem vermittelt er eine realistische Perspektive der Revolution und zeigt den starken Kampfgeist der RAF. Der Kampf geht weiter!
10 dramatische Jahre deutscher Geschichte werden in 150 Minuten gestaucht – da geht einiges verloren. Ich bezeichne es mal überspitzt als Verfilmung eines „Harry Potter“ Romans. Wenn man die Vorlage kennt sieht man was der Film so ausdrücken willund kann sich die weggelassenen Teile irgendwie selbst zusammenkleben. Wer die Vorlage nicht kennt, dem bleiben einige Dinge verborgen. Und mir, jemandem dem die deutsche Geschichte nicht so total bekannt ist wie sie es vielleicht sollte bleibt nichts anderes als diese Zweieinhalbstunden als das sehen was sie sind: rasanter Politthriller mit zahlreichen Actionschauwerten und großartigen Darstellern (der Film hat selbst in der popeligsten Nebenrolle irgendwelche Stars am Start, Alexandra Maria Lara etwa bekommt nicht mal ne Sprechrolle, dafür eine der ekligsten Erschießungsszenen die ich je gesehen habe). Manche Dinge gehen im Zeitraffer unter, Personen tauchen auf und verschwinden (weils in der Realität halt keine Filmdramaturgie gab) und bei manchen Sachen fehlt einem eben das exakte Hintergrundwissen wer wer ist und warum was so passierte oder manche Fragen werden garnicht beantwortet (etwa das beim Ende, der Stammheimer Todesnacht von den vier Opfern eins überlebt verrät der Film nicht). Wo der Film aber zu Bestleistungen auffährt sind die detailgetreuen Nachstellungen der Mordszenen, wo minutenlang in Großaufnahme in die zuckenden Leiber geballert wird und das eine Schockwirkung hat die unerreicht bleibt. Letztlich also eine wütende, mühsam gestauchte Chronik der Ereignisse im Zeitraffer, ein zügiges Best-Of der schlimmsten Taten. Näher kann man diesem komplexen Stoff nicht kommen.
Fazit: Überlanges Polit-Epos daß seine komplexe Geschichte nur anreißen kann!
An und für sich ein sehr guter Film, aber man benötigt ein fundiertes geschichtliches Know-How um der Story auch nur ansatzweise zu folgen.
Auch wenn ARD-Dokumentationsfilme (ebenfalls von Stefan Aust) mehr Backgroundinfos bieten, sorgt dieser Film dank der gut gespielten Rollen für ein kurzweiliges Ereignis. Der Fokus liegt hier natürlich mehr auf den brutalen "Aktionen" der RAF, minder auf dem geschichtlichen Hintergrund.
Wer sich mit dem Thema RAF mal intensiv beschäftigt hat, für den ist dieser Film durchaus empfehlenswert - alle anderen werden wahrscheinlich nicht sehr viel Freude daran haben.
Sehr beeindruckender Film. Die Darsteller sind sehr gut. Überrascht hat mich vor allem, wie witzig und unterhaltsam der Film daher kommt, ohne billig oder effekthascherisch zu seine. Sehr gute unterhaltung und sehr lehrreich über eine Zeit, die zum Glück vorbei zu sein scheint.
Starkes Kino. Erstaunliche Schauspielleistung, man vergisst beispielsweise tatsächlich, dass Moritz Bleibtreu Moritz Bleibtreu ist. Der Film ist stellenweise auch überraschend hart, was aber nie pornographisch wirkt. Etwas mehr Ruhe hätte der Charakterentfaltung gut getan, andererseits hätte der Film dann wohl jeden Rahmen gesprengt und sich wieder den Vorwurf der Vermenschlichung gefallen lassen, wie bei "Der Untergang" (was ich damals schon nicht nachvollziehen konnte). Alles in allem gutes, interessantes und für meine Nach-RAF-Generation sicher auch lehrreiches Kino über deutsche Nachkriegsgeschichte, das aber seine gesamte potentielle Wirkung meiner Meinung nach nicht entfaltet, da bei der Abbildung von 10 Jahren in gut zwei Stunden bei der Szenenausführung zwangsläufig Abstriche gemacht werden müssen.
Nebenbei, konservativ gesprochen, für einen Film ab 12 erstaunlich viel Blut und nackte Körper.