Um als Schauspieler überhaupt in die Sphären zu kommen, in denen man sich die Rollen aussuchen kann, muss man schon ein Star, Kassenmagnet und/oder Oscar-Preisträger sein. Es gibt Mimen, die haben ein ausgesprochen feines Näschen für Filmrollen, es gibt welche mit weniger gutem Riecher... und es gibt Cuba Gooding Jr.! Seit seinem Academy Award 1997 für Jerry Maguire geht es für den New Yorker nach einem Dutzend Fehlentscheidungen in rasender Talfahrt steil bergab. Vorläufiger Höhepunkt des Abwärtstrends ist Fred Savages unterirdische Familien- und Furz-Komödie „Der Kindergarten Daddy 2“. Wenn selbst ein ansonsten schmerzfreier Eddie Murphy das Geld für die Fortsetzung seines Box-Office-Hits Der Kindergarten Daddy liegen lässt, hätte Gooding Jr. wenigstens irgendeine Nachtigall trapsen hören müssen...
Aus der Not arbeitslos zu sein und auf die Kinder aufpassen zu müssen, machten die beiden Freunde Charlie Hinton (Cuba Gooding Jr.) und Phil Ryerson (Paul Rae) eine Tugend. Ihr Kinderbetreuungs-Service erwies sich als großer Erfolg. Doch ein Trauma aus seiner Kindheit plagt Charlie, der damals von seinem Widersacher Lance Warner (Lochlyn Munro) bei der Sommercamp-Olympiade 1977 gedemütigt wurde. So will der rührige Familienvater seinem Sohn Ben (Spencir Bridges) eine bessere Zukunft bieten und schickt ihn in sein altes Sommercamp „Driftwood“. Dieses ist jedoch vollkommen heruntergekommen. Kurzerhand entschließt sich der mittlerweile erfahrene Kinderbetreuer mit seinem Kumpel Phil, den Laden zu kaufen und wieder aufzupolieren. Unterstützung bekommt er von seinem Vater, dem gestrengen Colonel Buck Hinton (Richard Gant), der militärischen Drill in das Projekt bringen will. Kurz vor der Pleite stehend rennen dem „Driftwood“-Team die Bälger nicht gerade die Bude ein. Die rettende Idee: Charlies Nachwuchstruppe soll bei der 45. Camp-Olympiade gegen die Kinder des Luxus-Ferienlagers von Erzfeind Warner antreten, um nach einem Sieg die Lorbeeren in Form von vielen neuen Anmeldungen zu ernten...
Die spannendste Frage zu „Der Kindergarten Daddy 2“ muss lauten: Warum verstopft dieser seltsam antiquierte Unfug die Leinwände rund um den Erdball? Schließlich war das Sequel billig (Budget: sechs Millionen Dollar) und wurde mit neuem Cast ursprünglich als direktes Videothekenfutter geplant. Dem Vernehmen nach sollte mit einem Kinostart der DVD-Abverkauf angekurbelt werden. Doch der gegenteilige Effekt trat ein. Der Film floppte, wurde von der US-Kritik fürchterlich vermöbelt und findet sich nun auf der berüchtigten „Imdb Bottom 100“-Liste auf einem sensationellen zweiten Platz wieder. Dieses PR-Desaster hat sich der Film verdient - denn er ist ein Selbiges.
Vielleicht erinnerte sich jemand, wie sympathisch die Serie „Wunderbare Jahre“ (1988 bis 1993) war. Der ehemalige Kinderstar Fred Savage, der dort die Hauptrolle spielte, sollte also ein Händchen für Familienunterhaltung haben. Doch dem ist keinesfalls so. Seit 1999 schlägt er sich neben seinen Schauspielauftritten auch als TV-Regisseur im US-Fernsehen durch und feiert mit „Der Kindergarten Daddy 2“ sein Kinodebüt. Wer ihm allerdings ein zweites Mal eine Kinoarbeit anbietet, ist selbst schuld. Folglich kehrte Savage nach seinem unrühmlichen Austritt auf die große Leinwand auf die Mattscheibe zurück. Seinem Familien-Klamauk mangelt es einfach an allem. Das größte Manko: Was ist eine Komödie ohne Lacher wert? Nichts! Und „Der Kindergarten Daddy“ hat nicht einmal einen Schmunzler aufzubieten. Absolute Funkstille. Stattdessen wird gefurzt, gerülpst und gekotzt, was die diversen Körperöffnungen an Fäkalien und Ähnlichem freisetzen können. Und was mit einem prall gefüllten Scheißebehälter passiert, sollte klar sein. Lustig ist das leider nie. Eher bemitleidenswert-infantil.
Vielleicht wäre es von einer Billig-Fortsetzung, mit der noch einmal ein paar Brotkrumen eingesammelt werden sollen, zuviel verlangt, einige frische Ideen aufzufahren. Doch irgendwie fühlt man sich bei diesem überflüssigen Sequel in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Die Uhr scheint für Regisseur Fred Savage still gestanden zu haben. Aber nicht einmal in den Achtzigerjahren wäre dieses lärmende, hyperaktive Klamaukmonstrum ansatzweise originell gewesen. Schlechte, einfallsarme Familien-Komödien gibt es viele, doch was „Der Kindergarten Daddy 2“ noch unter das Niveau von Filmen wie Im Dutzend billiger, Im Dutzend billiger 2, Deine, meine und unsere oder das zumindest erträgliche Original hebt, ist die völlig debile Charakterzeichnung, durch die die Schauspieler als hampelnde Marionetten bei ihren Slapstick-Bemühungen hilflos dem lausigen Drehbuch von Geoff Rodkey, J. David Stern und David N. Weiss ausgesetzt sind. Das absolute Ende der Fahnenstange ist die Figur von Charlie Hintons Erzfeind Lance Warner, den Lochlyn Munro als gnadenlos nervig-überdrehten Vollidioten gibt. Er zehrt sogar noch mehr an den Nerven als das Heer an genüsslich dauerschreienden Kindern.
Fazit: Die Komödien-Katastrophe „Der Kindergarten Daddy 2“ ist der zweifelsfreie Karrieretiefpunkt für Oscar-Preisträger Cuba Gooding Jr., der auf verlorenem Posten steht und nur bemüht grinsen darf. Er sollte seine Lehren aus dem Reinfall ziehen, schließlich ist in der B-Movie-Hölle Rumäniens gerade der Platz von Ex-Star Wesley Snipes frei geworden, der nach Problemen mit der Steuerbehörde nicht mehr aus den USA nach Transilvanien ausreisen darf, um dort seine billigen Videothekenreißer runterzukurbeln. Einen Hoffnungsschimmer gibt es für Gooding Jr. aber am Horizont: Immerhin durfte er in Ridley Scotts großartigem American Gangster in einer Nebenrolle mitwirken. Vielleicht wird die Abreise nach Rumänien ja doch noch verschoben...