Es ist eine ganz spezielle Gattung Film, von der Großmütter noch ihren Urenkeln erzählen und von der es nur alle paar Jahre mal ein Exemplar in die Kinos schafft. Die Rede ist von der originellen romantischen Komödie. Woche für Woche, Monat für Monat regnet es dümmliche Jennifer-Aniston-Streifen (Trennung mit Hindernissen), nervtötende Chick-Flicks (Von Frau zu Frau) und lahme Remakes (The Women), die alle nach ein und demselben Hollywood-Strickmuster entstanden sind. Es ist schon eine kleine Überraschung, dass mit Marc Webb nun ausgerechnet ein Musikvideo-Spezialist daherkommen muss, um mit seinem Spielfilmdebüt „(500) Days Of Summer“ endlich Abhilfe zu schaffen. Die charmant-lustige Liebeskomödie ist der sprichwörtliche Goldtopf am Ende des Rom-Com-Regenbogens – und das, obwohl es in „(500) Days Of Summer“ nur wenig märchenhaft, sondern ungewöhnlich realistisch zugeht.
Tom (Joseph Gordon-Levitt) ist in Summer (Zooey Deschanel) verliebt. Seit sie die Schwelle zur Grußkartenfirma, in der er arbeitet, überschritten hat, ist sich der Möchtegern-Architekt sicher: Summer ist die Frau, mit der er sein restliches Leben verbringen möchte. Doch Toms Traumfrau glaubt weder an die Liebe, noch will sie eine Beziehung führen. Abgesehen von diesem fundamentalen Widerspruch haben Summer und Tom jedoch so viele Gemeinsamkeiten, dass sich aus der Bürobekanntschaft bald eine Freundschaft mit Extras entwickelt. Als Summer die Quasi-Beziehung nach 500 Tagen himmlischer Höhen und traumatischer Tiefen schließlich beendet, ruft sich Tom die prägendsten Momente ihres Zusammenseins immer wieder vor Augen, um herauszufinden, warum sein Happily Everafter ein solch jähes Ende fand…
Junge trifft Mädchen, verliebt sich, verliert sie, versucht sie zurück zu gewinnen. Im Grunde genommen ist die Story von „(500) Days Of Summer“ ebenso simpel wie gewöhnlich. Die Einzigartigkeit der Geschichte aus der Feder von Scott Neustadter und Michael H. Weber (Der rosarote Panther) steckt eben im Detail. Das Duo peppt die 08/15-Story durch eine außergewöhnlichen Erzählweise auf. Ohne ersichtliche Reihenfolge springt die Geschichte in den 500 Tagen hin und her - angefangen bei Tag 488. Dieser erfrischende Schnappschuss-Charakter wird durch den hervorragenden Soundtrack noch unterstrichen. Ob Regina Spektor, Wolfmother, The Smiths, Carla Bruni oder gar Patrick Swayze – die Musik passt immer haargenau zum Moment. Dank Webbs Erfahrung als Regisseur von Musikvideos für so unterschiedliche Künstler wie My Chemical Romance und Miley Cirus ist die Perfektion der Symbiose von Szenen und Songs in „(500) Days Of Summer“ kaum noch zu überbieten.
Linktipp
Im Filmstarts-Blog
Grußkarten zu „(500) Days Of Summer” zum Download!
Selbst eine Musical-Einlage findet ihren Platz, wenn Tom nach der ersten Nacht mit Summer euphorisch durch Los Angeles tänzelt und die ganze Stadt mit seinem melodischen Liebestaumel infiziert. Joseph Gordon-Levitt (Brick, G.I. Joe) trifft nicht nur in dieser Sequenz jeden Ton: Seine emotionsgeladene Mimik spricht Bände, während er melodramatische, aufregende und aufreibende Momente einer Freundschaft Revue passieren lässt. Zooey Deschanel (Per Anhalter durch die Galaxis, The Happening) steht ihrem Leinwandpartner schauspielerisch in nichts nach – sie personifiziert das Rätsel „Frau“ und bleibt dementsprechend absolut kryptisch. Summer hat keine Ambitionen, keine Leidenschaften und kein wirkliches Eigenleben – sie ist einzig und allein das Objekt von Toms emotionaler Begierde. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn Deschanel demnächst mal eine Rolle spielen dürfte, deren Aufgabe nicht allein darin besteht, Schmetterlinge in die Bäuche des männlichen Publikums zu zaubern.
Eine der besten Szenen zeigt eine Party, zu der Summer Tom nach der Trennung einlädt. Dank einer Split-Screen-Einstellung sieht das Publikum auf der einen Seite die Realität und auf der anderen Toms Wunschvorstellung für den Abend. Während Traum und Wirklichkeit kollidieren, entsteht der spezielle Charme von „(500) Days Of Summer“ irgendwo zwischen Leiden und Lachen. In welcher Stadt der Film spielt, bleibt lange unklar. Chicago hätte es sein können, vielleicht auch Philadelphia – doch es ist tatsächlich Los Angeles! So frisch und gleichzeitig so unglamourös wurde die Stadt der Engel bisher erst selten auf Zelluloid gebannt. So bleibt das einzige, was in „(500) Days Of Summer“ entfernt an L.A. erinnert, die nervige Stimme des Off-Erzählers, die klingt, als wäre sie einem schlechten Trailer entnommen. Ist dieser zweite Sprecher neben Toms dominierender Erzählstimme tatsächlich dazu da, um Genreklischees durch den Kakao zu ziehen? Wenn ja, ist das eine von ganz wenigen Ideen, die in „(500) Days Of Summer“ leider nicht aufgehen.
Fazit: „(500) Days of Summer“ begeistert mit toller Musik, einer innovativen Erzählform inklusive einem Hauch Suspense, neuen Perspektiven auf Los Angeles und zwei hervorragenden Hauptdarstellern. So ungern man sich persönlich auch an die Wochen und Monate nach einer Trennung erinnert - diesen Trip Down Memory Lane sollte sich wirklich niemand entgehen lassen.