Wenn ein Film, den man vor Jahren ein einziges Mal gesehen hat, auch beim zweiten Schauen noch denselbenm, intensiven Spaß bereitet wie im Kino, ist das schon einmal ein gutes Zeichen. Sicherlich ist "The International" kein Kommentar zur Finanzkrise, aber ein Polit-, Verschwörungs- und Europathriller will es eher sein. Die Geschichte fußt auf der Einsicht, dass Banken verdammt viel machen können. Das ist schlicht Realität. Also weiter im Programm!
Der Film pendelt immer ein wenig zwischen überraschend glaubwürdigem Realismus, manchem Klischee und Stirnrunzeln verursachenden Übertreibungen. Zu ersterem zählen die sehr guten Actionsequenzen, insbesondere die Guggenheimschießerei, die einfach grandios ist. Bei zweitem ist die etwas gewollte Heruntergekommenheit der Figuren, insbesondere von Louis Salinger, zu nennen, die zwar Sinn macht um ihn irgendwann auf eigene Faust ermitteln zu lassen, aber trotzdem gerade anfangs irgendwie cheesy wirkt. Und für das Dritte sind leider manche wirklich gewollt-geschwollenen Dialoge aus dem Drehbuch verantwortlich zu machen.
Alles in allem hat dieser Thriller aber einfach viel mehr Stärken als Schwächen vorzuweisen: Die erwähnten Actionszenen sind einfach superb, ohne nervigen schnellen Schnitt, dafür aber kompromisslos, ohne brutal zu sein. Die Bildersprache ist großartig, die Schauplätze abwechslungsreich, und der Soundtrack atmosphärisch ohne sich nervig in den Vordergrund zu drängen. Die Handlung, wenn auch sicherlich nicht originell, ist komplex ohne zu kompliziert und hinderlich zu sein. Ich kann deshalb auch niemanden verstehen, der sich bei dem Film wirklich gelangweilt hat. Schließlich erledigen auch die Schauspieler ihren Job solide, wobei gerade Armin Mueller-Stahl den besten Job macht. Er kann wunderbar viel andeuten ohne das weitere Ausführungen nötig wären.
Man könnte letztlich vielleicht noch anfügen, dass es schade ist, dass der Film, wenn er denn nicht mit Finanzeinlagen (Wortspiel ;)) langweilen will, er doch den eigenen Titel zum Progamm hätte machen können, d.h. beleuchten, wie's sich denn mit internationalen Strafermittlungen verhält. Wenn man Louis Salingers Fall so folgt, kommt man irgendwie nicht ins Grübeln, ob so etwas wie die Spectres aus "Mass Effect", auserwählte Eliteagenten mit ganz weiten Vollmachten, nicht doch nötig sind, um skrupellosen Global Players die Handschellen anzulegen.
Fazit: "The International" ist ein superber Thriller mit Schauwerten, Atmosphäre, exzellent dosiertem Tempo und toller Action. Was will man mehr? Vielleicht hier und da etwas mehr Tiefe und nicht der krampfhafte Versuch die solide Geschichte mit unnötig schwulstigen Drehbuchzeilen aufzuwerten. Da letzteres aber zum Glück nicht so oft auftritt, kann man das verschmerzen, und dieses Gut aus den Händen von Tom Tywker wärmstens empfehlen!