Zuerst einmal ist wohl zu sagen, dass die Brutalität des Films schon enorm hoch ist, wenn auch wohl nicht so explizit wie in anderen Filmen - ich kenne mich da nicht aus. Aber weniger das Gesehene, als die doch sehr menschenverachtende Atmosphäre dahinter ist es wohl, was so schockt. Ich würde mich schon der allgemeinen Kritikerschaft anschließen: Ja, der Film zeigt seine Gewalt nicht unbedingt zum Selbstzweck. Ob man vieles davon hätte zeigen sollen, was so geschieht? Das ist schwierig zu beantworten. Für das letzte, sehr harte Drittel tritt das wohl zu, um so die möglichen Aussagen des Films zu unterstützen. Und klar: Der Film hat Inhalt, jeder Film hat Inhalte, manche mehr oder manche weniger. Martyrs hatte das schon.
Letztlich würde ich diesem französischen Horror-Kleinod schon einen wichtigen Status zusprechen. Wie man sehen kann, spaltet er die Filmgemeinde. Ich würde darin aber weder auf der einen Seite Höchstwertungen, noch auf der anderen Seite Nullwertungen sehen. Rein handwerklich ist der Film solide, die Schauspielleistungen sind gut, aber nicht sehr gut. Die Charakterzeichnungen ist rudimentär und ausreichend, aber gerade das Hinterfragen der Figuren hat mir zu sehr gefehlt. Ich sehe nicht wie gerade das Fehlen dieser Eigenschaften jetzt förderlich für die Geschichte war. Schließlich ist sicher noch eine Stärke des Ganzen, dass der Film es schafft mehrere Genres zu kombinieren, und das gut und immer richtungswechselnd: Drama, Terror, Folter, Diskussionanregung und leichte Prisen Monsterhorror und Grusel. Schwächen sind Logiklücken. Darüber kann ich gern hinwegsehen, aber nicht wenn es essentiell ist, wie: "Das müsste man in dem Haus doch gehört haben! Die Schüsse, das Schreien!" o.ä.
Letztlich hat mich der Film nicht kalt gelassen, jedoch auch nicht so mitgenommen wie der Hype es suggeriert. Das liegt wohl traurigerweise daran, dass die Realität viel widerlicher war. So würde ich dann auch den Film, nach dem Ende bewerten. Meiner Meinung nach
ist es völlig unerheblich was Anna der Mademoiselle ins Ohr geflüstert hat, d.h. ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder nicht; ob sie sie angelogen, in eine Falle gelockt hat oder nur hoffte so diesen verrückten Kult zu stoppen. Der Nenner des Ganzen ist einfach, dass es, um der Vergänglichkeit zu entkommen, um Ziele zu haben, Menschen dafür anderen Menschen die grausamsten Dinge antun. Der Zweck heiligt die Mittel. Nihilismus ist das nicht, sondern, wenn sagt Nihilismus sei mies, noch viel schlimmeres als das.
Ob der Film dann auch frauenfeindlich ist: Eher nicht, auch nicht für starke Frauen, vielleicht eine leichte Tendenz zur Sympathie für Frauen, weil diese doch oft Opfer waren für derlei Grausamkeiten.
Fazit: Ein guter, offener Kommentar zur menschlichen Grausamkeit, der handwerklich okay ist, und der mit seinem offenen Ende nerven kann. Auf jeden Fall kontrovers und eine Bestätigung für alle Misanthropen da draußen.