Kate Winslet und Leonardo DiCaprio gingen vor über zehn Jahren als berührendstes und wunderbarstes Liebespaar in dem größten und erfolgreichsten Streifen aller Zeiten, "Titanic", in die Filmgeschichte ein und stiegen zu absoluten Weltstars auf. Verwunderlich in dieser Hinsicht also, dass noch kein Regisseur die beiden vor der Kamera in einem zweiten Film zueinander brachte. Dieser Aufgabe hat sich nun Sam Mendes angenommen, der das Päärchen jedoch nicht in turbulenter Liebesstory vorführt, sondern schon einige Schritte weiter beginnt. Hier haben die beiden Akteure schon zueinander gefunden und müssen nicht mehr zueinander gelangen. Vor allem läuft gerade jetzt, wo sie sich gefunden haben und schon länger in Ehe zusammen leben, nicht wirklich alles rund. Mit dieser ernsten Hintergrund-Thematik ist "Zeiten des Aufruhrs" sicherlich nichts für kreischende Teenies, die sich in den Saal setzen, um das Traumpaar aus "Titanic" ebenso wiederzusehen, wie sie es aus der Verfilmung des Schiffunglücks kennen. Leute, die sich mit diesen Erwartungen in den Film setzen, dürften nämlich eine recht derbe Enttäuschung erfahren. Der Streifen ist keine herzzerreißende, wunderschöne Liebesgeschichte, sondern zeigt vor allem die Probleme, Unglücke und extremen Schwierigkeiten einer Ehe sehr konsequent und bestimmt nicht zuckersüß. Durch diese Ausführlichkeit kommt es aber immer wieder zu kleinen und großen Längen und langen Atempausen, die den Fluss der Geschichte zu oft hemmen und etwas Emotionalität und Tempo vermissen lassen. Nicht selten ertappt man sich bei dem Gedanken, dass einige Kürzungen an manchen Stellen keine schlechte Idee gewesen wären. Aber der Grund für eine starke Vermarktung und hohe Einspielergebnisse ist eben doch keine Handlung, sondern (wie war es denn auch anders zu erwarten) die beiden bekannten Hauptdarsteller. Und in dieser Hinsicht wurde eben alles richtig gemacht. Wo "Zeiten des Aufruhrs" kleine Story-Schwächen besitzt, wird einem dank der exzellenten Star-Riege viel seltener langweilig als es sonst der Fall gewesen wäre. DiCaprio und Winslet erhielten für ihre Leistungen in diesem Film jeweils einen wohlverdienten Golden Globe. Verdient haben sie es beide, denn sie spielen sich im Film wahrlich die Seele aus dem Leib. Nach all den Action-Thrillern und Blockbuster-Krachern überzeugt Leonardo DiCaprio endlich mal wieder in einer bewegenden Dramatik-Geschichte und gibt bewegende und packende Leistungen, die einem stellenweise die Sprache verschlagen. Egal, ob er den ruhigen, charmanten Geschäftsmann oder den emotional aufgewühlten, die Kontrolle verlierenden Ehepartner gibt, seine Darstellung ist einfach das perfekte Beispiel für "oscarreif". Kate Winslet ergänzt sich perfekt zu ihm und spielt ebenso erstklassig wie man es von ihr aus früheren Filmen gewohnt ist. Die beiden für diese Geschichte wieder vor die Kamera zu bringen ist eine sehr gute Entscheidung gewesen, denn sie werten den Film viel höher und sind der beste Punkt des Werkes. In Nebenrollen überzeugen unter anderem bekannte Gesichter wie die großartige Kathy Bates oder Michael Shannon mit einer sehr eindringlichen Performance eines Irren, der die Wahrheit herausbrüllt.
Fazit: "Zeiten des Aufruhrs" ist kein Drama-Blockbuster, das sollten sich vor allem DiCaprio-Schmachter vor dem Kauf einer Kinokarte unbedingt klar machen, sonst ist die Enttäuschung groß. Der Film erzählt mit viel Ruhe eine eindringliche und bewegende Geschichte mit einigen schmerzenden Längen, die jedoch durch ein exzellentes Hauptdarsteller-Duo ausgeglichen werden. Und so lohnt sich der Kinobesuch letztendlich doch.