Es ist kaum zu glauben, dass dieser Film bei vielen Kritikern ähnlich schlecht wie der wirklich grottenschlechte "Wedding Planer" bewertet wird. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht. 27 Dresses ist ein wunderbarer Film, den man problemlos wieder ansehen kann. Wo bei Wedding Planer ein abstrus schlechtes Drehbuch und unsäglich glatt geschniegelte Hauptdarsteller narzistisch humorlos auf der Stelle stehen bleiben, hat 27 Dresses Ideen, Humor und gute Darsteller mit Biß. Von Anfagn an wirkt kein Gag aufgesett, die Handlung ist nicht immer vorhersehbar, die Charaktere werden ausgespielt, in Details nah gebracht und agieren teils wirklich mit origineller Komik. Die steife Jane wird im Fernfahrerlokal zur Karaoke-Heldin und dafür wird tatsächlich der wohl bis dahin weithin vergessene Elton John-Hit "Bennie an the Jets" von 1973 bemüht - eine unsterblich gute Szene, die men gesehen haben muss, die Beschreibung an sich klingt flach, aber die Ausführung verdient höchste B-Noten! Ebenso die überzogene Schwester von Jane, Tess, eine Rolle, die eigentlich danebengehen muss - ein blondes Model, dass den Mann krallt, den Jane lebenslang heimlich liebt. Aber das Drehbuch wendet die Person vom Ekel zur finalen Bescheidenheit wirklich hervorragend. Die Schlusszene mit Hochzeit am Strand ist so wirklich das Gegenteil der sonstigen Vegas- und Tortenshow-Klischees amerikanischer Großspur-Hochzeiten, dass man fast an Ingmar Bergmann denken muss. Also: unterschätzter Film, bei dem nur der Titel etwas danebegegangen ist.