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    Marley & ich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Marley & ich
    Von Andreas Staben

    Hollywood ist auf den Hund gekommen: Die Vierbeiner haben in diesen Wochen mal wieder Hochkonjunktur. Vom animierten Superhelden aus Bolt – Ein Hund für alle Fälle bis zum verwöhnten Beverly Hills Chihuahua spielen die Tiere erfolgreich Hauptrollen, in Das Hundehotel wird den Streunern aller Rassen zum Vergnügen des Publikums ein geradezu paradiesisches Zuhause bereitet. Auch abseits der Leinwand wird für tierische Schlagzeilen gesorgt. Während der neu gewählte Präsident Obama in Pressekonferenzen die Auswahl eines „First Dogs“ diskutierte, der ins Weiße Haus ziehen soll, sammelte der Underdog Mickey Rourke (The Wrestler) mit seiner Hundeliebe Aufmerksamkeitspunkte im Oscar-Rennen. Da kann es kein Zufall sein, dass der große Triumphator der Verleihung Slumdog Millionär heißt. Den bisher größten Hit der Hundewelle landete aber Regisseur David Frankel (Der Teufel trägt Prada) mit seiner bittersüßen Familienkomödie „Marley & ich“, in der ein ungestümer Labrador die Herzen von Jennifer Aniston und Owen Wilson erobert und ihnen hilft, die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu erkennen.

    Das Journalistenpaar John und Jenny Grogan (Owen Wilson, Jennifer Aniston) zieht vom kalten Michigan ins sonnige Südflorida. Alles läuft genau nach Plan: Sie bekommen Jobs bei lokalen Zeitungen und kaufen ein Haus. Doch John ist etwas unsicher, was den nächsten Schritt im Eheleben angeht und fühlt sich noch nicht bereit für ein Baby. Sein Kumpel und notorischer Junggeselle Sebastian (Eric Dane, X-Men: Der letzte Widerstand) rät ihm, es zunächst mit einem Hund zu probieren. Und so überrascht John Jenny mit einem tierischen Geschenk. Aus dem süßen Labradorwelpen Marley wird im Handumdrehen ein schwergewichtiger und unbezähmbarer Wirbelwind, der sogar aus der Hundeschule fliegt. John macht die aufregenden Erlebnisse mit Marley zum Gegenstand seiner Kolumnen, die zum großen Erfolg werden. Nun kann auch die Familienplanung vorangetrieben werden...

    „Marley & Ich“ bedient sich der bewährten Erzählformel vom Hund als treuem Freund des Menschen. Der Labrador ist die Konstante im Leben der Grogans, und auch wenn er im Haus der Familie immer wieder eine Spur der Zerstörung hinterlässt, erweist er sich nicht nur für seine Besitzer als unwiderstehlich. Geschickt verdichtet Regisseur Frankel die Entwicklung der Beziehung von Hund und Herrchen in einer flotten Montagesequenz. So wie Marleys Eskapaden für uns einen amüsanten Bilderbogen abgeben, liefern sie John den Stoff für seine Kolumnen. Mensch und Tier kommen sich näher, Marley gewinnt individuelles Profil. Diese Kennlernphase ist mit leichter Hand inszeniert und oft wirklich komisch. Doch dann wird dem Labrador zunehmend eine symbolische Last aufgeladen. Die Probleme des jungen Ehepaars und der dann schnell anwachsenden Familie, Beziehungskrisen und Karrierefragen – immer ist Marley mittendrin und eine Lektion ist nicht weit.

    Obwohl „Marley & ich“ auf der autobiographischen Buchvorlage des echten John Grogan basiert, nimmt die Erzählung in der zweiten Hälfte die konventionelle Form eines Familiendramas an. Dass die Protagonisten dabei trotz Babygeschreis und Hundegebells immer wie aus dem Ei gepellt aussehen, erwarten wir von unseren Filmstars. Aber wenn Jenny ihre Karriere für die Familie aufgibt, obwohl sie erfolgreicher als John ist, dann wird dies so wenig plausibel gemacht, dass nur das konservative „Eine Mutter gehört an den Herd“ als Erklärung taugt. Die tränenreichen, aber schematischen Schlusswendungen werden zwar mit großem Engagement dargebracht, doch fehlt es ihnen an Überzeugungskraft. Eine Parallelmontage vom kranken Marley beim Tierarzt mit dem ältesten Sohn der Grogans, der zuhause Familienvideos mit Hund schaut, stößt dabei durchaus an Geschmacksgrenzen. Die emotionale Wirkung dürfte bei Tierliebhabern und Hundehaltern davon unabhängig stärker ausfallen.

    22 Hunde setzte Regisseur Frankel in der Rolle Marleys in den verschiedenen Lebensphasen ein und dennoch ist der Labrador der konsistenteste Charakter von allen. Jennifer Aniston (Er steht einfach nicht auf dich, Wo die Liebe hinfällt) kann aus ihrer schlicht unterbelichteten Rolle kaum etwas herausholen, während Owen Wilson (Die Hochzeits-Crasher, Starsky und Hutch) als Erzähler und Sympathieträger zwar mit mehr Substanz arbeiten kann, aber ohne die Möglichkeit, seine komischen Fähigkeiten zu entfalten, trotzdem ein wenig unterbeschäftigt wirkt. Am meisten Leben steckt außer in Marley in Johns Chefredakteur Arnie (Alan Arkin, Little Miss Sunshine, Sunshine Cleaning), dessen Szenen mit seinem Erfolgskolumnisten wider Willen voller Witz und Gefühl stecken. Der Gastauftritt von Kathleen Turner (Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten, Der Rosenkrieg) als gestrenge Hundetrainerin hinterlässt dagegen keinen bleibenden Eindruck.

    „Marley & ich“ erzählt von den Unwägbarkeiten des Familienlebens fernab wirklicher Probleme. In einer Bilderbuchwelt vor den attraktiv eingefangenen Kulissen des sonnendurchfluteten Florida und des malerisch verschneiten Pennsylvania durchlebt ein Paar in seinen komfortablen Häusern ein Mustereheleben, zu dem auch den beiden renommierten Drehbuchautoren Scott Frank (Out Of Sight, Minority Report) und Don Roos („The Opposite Of Sex“, „Bounce“) nichts sonderlich Originelles eingefallen ist. Der Film wird von seinem tierischen Protagonisten getragen, der fast im Alleingang für Leben und Schwung sorgt. Hollywood ist auf den Hund gekommen.

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