Dieser Film über eine jugendliche Jungenfreundschaft erweist sich als kleine Tragikkomödie (beinahe jedenfalls), die mit excellenten Hauptdarstellern (einem sensiblen, aber sehr kreativen und naiven Jungen und einem Rabauken aus jedenfalls in materieller Hinsicht gutem Hause), Religions- und Sektenkritik, einigen England- und Frankreichklischees und dem Plädoyee für Kinderspiele und Jugendfreundschaften aufwartet. Sehr intelligent gestrickt ist hierbei die Rahmenhandlung mit der Idee der Filmproduktion im Film. Letzten Endes produzieren die Kiddies dabei einen aus lose zusammengeschnittenen Szenen gemachten Trashfilm (den man am Ende noch zu sehen bekommt), aber leider wirkt die Ausstrahlung und die Begeisterung der Zuschauer für den Kurzfilm-Streifen sehr unglaubwürdig, was aber dem Sinn und Zweck der Szene nicht schmählert und den Gesamteindruck des Filmes nicht unbedingt schadet. Die Entstehung der am Ende gezeigten Szenen kann der Zuschauer während des Filmes und des Filmdrehs im Film bewundern. Die Optik kann sich qualitativ sehen lassen, die Charakterdarstellung- und entwicklung der Kinder ebenfalls und die Jugendfreundschaft und das damit verbundene und verdammt wichtige Sich-entwickeln wird dabei großartig herausgestellt. Denn die Freundschaften sind in der Jugen extrem relevant für die Persönlichkeitsbildung und die Selbstentdeckung. Dabei profitieren beide Charaktere immer wieder voneinander. Wunderbar dargestellt ist auch die Wirkung von fiktiven Filmen auf die Kiddies. Bei Will löst der Film eine regelrechte Euphorie aus und der verlorene Vater und das fehlende Vatervorbild scheint er in Rambo gefunden zu haben. Das wirkt sich so derartig aus, das er so sein will wie Rambo, in dem er seinen Sohnemann verkörpern will. Der kleine Mann geht dabei sehr viele Risiken ein und ertrinkt in einer gedrehten Actionszene sogar fast. Diese Tatsache ist auch psychologisch sehr wichtig, denn es gibt immer mehr solcher Kinder, die keine echten Vorbilder und Identifikationsfiguren mehr haben, da sie von ihren Eltern emotional und sozial vernachlässigt werden (und im schlimmsten Falle verwahrlosen) und sich dann die fehlenden Bezugspersonen durch so genannte "parasoziale Beziehungen" in den Filmen suchen und diese dort zu finden meinen. Sie übertragen dann das eigentlich quasi-virtuelle und in fast jedem Falle fiktionale und erfundene Verhalten der Protagonisten des Films auf ihre Lebensrealität und ahmen es nach. So entwickeln sie z.B. nicht die Fähigkeit, zwischen Fiktion und Realität in ordentlicher Manier und in hinreichendem Maße unterscheiden zu können, was sehr gefährlich sein kann und was man schon fast (unbedingt!) als Entwicklungsstörung auffassen kann. Psychologisch gesehen entwickelt sich so der neue und in der Psychologie als Wissenschaft brandheiss diskutierte Persönlichkeitstypus des "Histrionikers". Wer sich dafür interessiert, dem sei ein gutes Buch zum Thema von Winterhoff-Spurk über Medienpsychologie ans Herz gelegt. Na jedenfalls sind solche Tendenzen im Film unverkennbar. Der naive Jüngling lässt sich vollkommen faszinieren vom tötenden Rambo, aber dies durchaus in positiver Weise. Die religiöse Mutter hat total was dagegen und er versucht es geheim zu halten und lügt zu diesem Zweck das Blaue vom Himmel herunter. Das familiäre Nebendrama ist komplett gelungen, wäre da nicht die Unglaubwürdigkeit mit der die Mutter dann den Mönch oder was auch immer dieser Typ von der Bruderschaft sein soll, gegen Ende hin aus dem Haus schmeisst. Die schnelle Wandlung von der eigentlich fürsorglichen, aber religiös und sektiererisch fanatischen Mutter hin zur Freidenkerin, die das Beste für ihre Kinder will und sich nicht erpressen lässt geht zu schnell von statten und wirkt wie gesagt wenig glaubwürdig... also hat der Film schon zwei genannte Schwachstellen und bekommt deswegen auch "nur" 8/10 Punkten. Die beiden Kinderdarsteller sind auf alle Fälle eine große Entdeckung für das neuzeitliche Kino, wobei in Will womöglich mehr Potenzial steckt und er irgendwie an einen kleinen Harry Potter erinnert. Auch diejenigen Einlagen, in denen Wills kreative Fantasie zum Vorschein kommt und illustriert wird sind schlicht und ergreifend herrlich und jeder (der halbwegs fantasievoll war als Kind) wird sich wundervoll an seine eigene Kindheit zurück erinnern. Vielleicht weckt der Film auch in dem ein oder anderen wieder das Kind im Manne (oder in der Frau), wobei es sich innerhalb des Plots fast ausschließlich um Männer resp. Jungenfreundschaften dreht und Mädchen nur marginal im Filmgeschehen vorkommen. Die Dramatik am Ende kann sich sehen lassen, die Streitereien zwischen den Kids sind absolut authentisch und aus der jeweiligen Sicht gut begründet und nachvollziehbar, die beiden (eigentlich sind es 3) Außenseiterrollen wirken auch glaubhaft und die Inszenierung macht den Film zu keiner Zeit spannungslos oder langweilig. So dürfte sich der Erwachsene, der sich das Kind im Erwachsenen noch bewahrt hat gut unterhalten fühlen und auf seine Kosten kommen. Das der Film in Indie-Manier inszeniert ist kann nur ein Pluspunkt sein. Also: Alles in allem ein sehenswerter Film, der bestens unterhält und die Sinnlosigkeit und Nichtigkeit von religiösen und sektiererischen Organisationen herausstellt und zeigt, welche Entwicklungsschübe, Möglichkeiten und welcher Spaß den eigentlich kreativen und lebenslustigen Jugendlichen durch diese Kirchen genommen werden würden... somit scheint der Film eher für eine Rückkehr zum Laisse-Fair Erziehungsstil zu plädieren... anstatt ständig Verbote und Gebote den Jugendlichen aufdrängen zu wollen. Letzten Endes muss eh jeder seine Erfahrungen machen... naja egal, die Religionskritik ist jedenfalls mehr als angebracht, kommt im Film aber fast eher unterschwellig rüber. So richtig hat man sich wohl nicht getraut sie in noch infamerer Weise zu kritisieren...