Morgens ein Rundflug auf dem Marienkäfer, nachmittags eine gemütliche Tour im Salonwagen der Modelleisenbahn – das Leben im Reich der Minimoys könnte für Arthur so schön sein. Aber in Luc Bessons fantastischem Kinder-Abenteuerfilm „Arthur und die Minimoys 3" kommt der Titelheld so gut wie nie zur Ruhe. Musste er in den ersten beiden Filmen noch das Reich der Minimoys (kleine Wesen von wenigen Millimetern Größe, die im Garten seines Großvaters leben) vor dem Bösewicht Maltazard beschützen, so geht es nun um die Rettung seiner eigenen Welt. Das wird von Besson mit viel Liebe zur Abschweifung in Szene gesetzt, macht aber trotz einiger Redundanzen erstaunlich viel Spaß - zumindest sofern man die ersten beiden Filme bereits kennt.
Maltazard hatte sich am Ende von „Arthur und die Minimoys 2" auf Menschengröße aufpumpen lassen und plant nun, mit seinen ebenfalls vergrößerten Soldaten und deren Reittieren, riesenhaft erscheinenden Stechmücken, in Arthurs Heimatstadt das Kommando zu übernehmen. Dazu benötigt er ein Elixier aus dem Schrank von Arthurs Großvater Archibald (Ron Crawford), das er mit einer List an sich bringen will. Arthur (Freddie Highmore), noch immer in Größe und Gestalt eines Minimoys (die Verwandlung ist eben ein recht komplizierter Vorgang) versucht unterdessen gemeinsam mit seiner angebeteten Prinzessin Selenia (Stimme im Original: Selena Gomez) und deren Bruder Bétamèche (Stimme: Doug Rand), Maltazards Invasionspläne zu verhindern....
Luc Besson hat den zweiten und dritten Film seiner „Arthur und die Minimoys"-Reihe zusammen abgedreht und die Handlung der beiden Filme direkt ineinander übergreifen lassen. Das ist natürlich auch ein Marketingtrick, denn nicht nur blieb der Zuschauer nach dem Ende des zweiten Teils in Erwartung auf die Dinge, die da kommen mögen, zurück - auch wird sich die enge Verzahnung der beiden Filme sicherlich nicht negativ auf die DVD-Verkäufe von „Arthur und die Minimoys 2" beim Start des dritten Films auswirken.
Für eine solche Filmreihe ungewöhnlich ist gleichwohl, dass die Filme immer besser geworden sind. „Arthur und die Minimoys" war ein stellenweise peinlich wirkender Versuch, eine eher schwache Geschichte und noch schwächeren Dialogen durch ausufernde Computeranimationen aufzupeppen. Luc Besson hat für die beiden Folgestreifen offenbar aus seinen Fehlern gelernt. Die Arbeit der CGI-Experten ist deutlich besser geworden, auch die Integration der computergenerierten Wesen in die reale Welt ist gut gelungen. Zugleich aber überstrahlt die Technik nicht mehr völlig die Arbeit der Schauspieler – und vor allem Mia Farrow als Arthurs Großmutter und Penny Balfour als seine Mutter Rose werfen sich mit viel Begeisterung und Sinn für Albernheiten in ihre Aufgabe.
Denn bei allen Abenteuern, die es zu bestehen gilt, ist „Arthur 3" zuallererst eine selbstbewusste Komödie, die das ganz junge Publikum mit viel Slapstick und überzeichnet inkompetenten Elternfiguren ansprechen will, für alle Älteren aber auch popkulturelle Anspielungen ganz unterschiedlicher Art bereithält – auch wenn der Film damit zuweilen einen Ton trifft, der zum Rest der Handlung nicht so recht passen will (selbst George Lucas und Darth Vader haben einen kurzen Auftritt). Das alles funktioniert im Zusammenspiel mit der flott voranschreitenden Handlung überraschend gut und überdeckt lange Zeit auch die vorhandenen dramaturgischen Schwächen des Films.
In den 100 Minuten des Films passiert nämlich viel zu viel, das offenbar nur dazu dient, noch eine Verfolgungsjagd oder noch eine weitere Actionsequenz unterzubringen. Und an anderer Stelle scheint wiederum alles inne zu halten für einen amüsanten, aber letztendlich völlig sinnfreien Austausch zwischen den Figuren. Hinzu kommt ein pseudo-ökologischer Subplot, der zum Ende der Trilogie hin mehr und mehr unter die Räder kommt. Man merkt deutlich, wie Besson beim Entwurf des zweiten und dritten Films genug Stoff für mehr als zwei Stunden hatte, dieser aber für die mehr als drei Stunden, die beide Streifen nun gemeinsam umfassen, doch noch etwas gestreckt werden musste.
Gefüllt hat er diese Leere immerhin mit sehr klugen Verweisstücken aus der Filmgeschichte: Denn natürlich sind die Minimoys in ihrer Winzigkeit filmische Verwandte der Protagonisten aus „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft", die sich auch schon mit den Freuden und Gefahren des Lebens im Mikroformat auseinandersetzen mussten. Noch mehr geht diese Tradition aber auf den fantastischen Film der 1950er Jahre zurück, man denke dabei etwa an Jack Arnolda „Die unglaubliche Geschichte des Mister C." von 1957.
Besson ist sich dessen natürlich bewusst, und seine „Arthur"-Filme, die im ländlichen Amerika der frühen 1960er Jahre spielen, passen sich da historisch auch gut ein. So darf man dann mit einigem Amüsement dabei zusehen, wie riesenhafte Insekten, die direkt aus Monsterfilmen à la „Formicula" entsprungen sein könnten, in „Arthur 3" die supersaubere, fast schon kitschige amerikanische Kleinstadt in Schutt und Asche legen. Da fühlen sich dann jüngere und erwachsene Kinder gleichermaßen gut unterhalten.