Verfilmung eines Romans nach Marguerite Duras mit Isabelle Huppert und Gaspard Ulliel
Dieser im Jahre 2008 entstandene Film ( im deutschsprachigen Raum auch als "Heiße Küste" bekannt) des kambodschanischen Regisseurs Rithy Panh führt den Zuschauer zurück in die französische Kolonie Indochina, irgendwann in den 1930er Jahren. Die Witwe (Isabelle Huppert, * 1953) eines französischen Siedlers lebt mit ihren zwei fast erwachsenen Kindern in erbärmlichen Verhältnissen. Joseph (Gaspard Ulliel, *1984) führt mit seinem Kumpel Agosti (Stephane Rideau, *1976) das sexuell ausschweifende Leben eines Kolonien-Playboys, der nur darauf wartet, wieder ins französische Mutterland zurückkehren zu können. Seine Mutter hat - ohne Kenntnis vom Reisanbau - ein Stück Land erworben, das regelmäßig von salzhaltigem Meerwasser überschwemmt wird. Als der reiche Chinese Mr. Jo (Randal Douc) sein Interesse an der noch sehr jungen Suzanne (Astrid Berges-Frisbey, *1986) bekundet, wittern Mutter und Sohn einen warmen Geldsegen, der all ihre Wünsche erfüllen könnte. Gemeinsam setzen sie alles daran, die noch unerfahrene Suzanne in eine Liebschaft mit dem ollen Chinesen hineinzutreiben...
Man sieht schon, dass alle Themen der großartigen Schriftstellerin Marguerite Duras (1914-1996) hier schon versammelt sind. Armut und Elend in den französischen Kolonien - all das, was man im Mutterland nicht so genau wissen wollte. Der Roman, der hier als Vorlage dient, war schon im Jahre 1950 erschienen. Im Jahre 1985 landete die Duras dann mit "Der Liebhaber" einen Sensationserfolg auf dem internationalen Buchmarkt. Darin schilderte sie die Einzelheiten der Affäre mit dem alten Chinesen, die wohl sehr viele autobiographische Elemente enthielt. Bald nach Erscheinen des Bestsellers wurde er von Jean Jacques Annaud unter demselben Titel verfilmt. Der illusionslose Blick der Duras auf die kolonialen Bemühungen der einstigen Weltmacht Frankreich ist einfach bewundernswert.
Die zweifache Felix-Preisträgerin (für DIE KLAVIERSPIELERIN und für 8 FRAUEN) Isabelle Huppert brilliert als Mutter, die sich dem Verfall und dem finanziellen Untergang entgegenstemmt.
Gaspard Ulliel kann in seiner Rolle all seine Filmstar-Qualitäten ausspielen. Schöne Auftritte hatte der blendend aussehende Franzose auch in "Mathilde - Eine große Liebe" (2004) und in "Die Prinzessin von Montpensier" (2010).
Die junge Astrid Berges- Frisbey meistert ihre dem Alter Ego der Duras nachempfundene Rolle sehr glaubwürdig. Im Jahre 2011 war sie auch im "Fluch der Karibik" dabei.
Stephane Rideau ist seit seinem kraftvollen Auftritt in "Wilde Herzen" (1994) von Andre Techine unvergessen. Darin war er ja mit den Folgen des Algerien-Krieges konfrontiert. Auch so ein schmerzhaftes Kapitel der französischen Geschichte!
Der Deich aus dem französischen Titel des Romans und des Films ("Un barrage contre le Pacifique") existiert übrigens heute noch. Finanziell hat er der Mutter von Marguerite Duras keinen Segen gebracht, er verbleibt aber als ein Denkmal für ihr dortiges Wirken.