Es ist schwer zu glauben, wie ein Film mit einer scheinbar eindeutigen Botschaft, doch so unterschiedlich beim Betrachter ankommt. Von manchen als Rechtfertigung für jedwede Art von Folter verstanden, solang sie dem "guten Zwecke" dient und von manchen als Mahnmal für die absolute Sinnlosigkeit dieser Verfahren.
Unthinkable bleibt so oder so ein Film, der keine einfachen Antworten gibt, sondern nur ein aktuelles Weltbild und die moralischen Auffassungen der Mehrheit wiederspiegelt. Exitus acta probat.
Der Film thematisiert wie kein anderer zuvor das Thema Folter und Menschlichkeit. Wo liegt die Belastungsgrenze - nicht des Gefolterten, sondern des Folterers.
Schauspielerisch gibt es nichts zu bemängeln. Das unterschiedliche Trio Sheen, Moss, Jackson funktioniert wunderbar. Die zweifelnde FBI Agentin mit Gewissen, der emotionslose Folterknecht, der nur seine Arbeit macht und der fanatische Terrorist/Freiheitskämpfer, dessen Motive schwer zu durchschauen sind.
Die Geschichte von Unthinkable ist rasch erzählt. Ein mutmaßlicher Terrorist hat sich den Behörden freiwillig gestellt und per Video-Botschaft verkündet, dass er Millionen töten wird, so seine Forderungen nicht erfüllt werden. Der Möglichkeit seine (wie vom gesamten Cast zwischendurch bestätigt) vernünftigen Forderungen zu erfüllen oder sie zu ignorieren, wird hier die dritte Möglichkeit entgegengestellt – ihn durch Anwendung größtmöglicher physischer und psychischer Grausamkeit zur Aufgabe zu zwingen.
Leider entpuppt sich diese Methode, egal wie weit der Film voranschreitet und wie ausgefallen die widerlichen Methoden auch werden, als nutzlos. Carrie Ann Moss, die die Stimme der Menschlichkeit in diesem Stück übernimmt, wird zusehends in eine kalte, inhumane Welt hinabgezogen, bis für jeden klar erkennbar ist, dass hier niemand der „Gute“ ist und Folter nicht die Antwort auf jedes Problem sein kann.
Auf der einen Seite steht der Terrorist, der mit einer Bombendrohung den Krieg im Irak beenden und somit Millionen Leben retten will – auf der anderen die Amerikaner, die durch Folter und Mord Millionen Leben retten wollen. Somit wollen beide Seiten dasselbe – nämlich durch Mord Leben retten. Es gibt keinen Unterschied mehr. Wer die Taktiken der einen Seite gutheißt, muss auch gleichzeitig die der anderen gutheißen. Diplomatie und Vernunft sind in diesem Film lang vergessen, hier treffen zwei völlig verhärtete Fronten aufeinander, die nicht auch nur einen Zentimeter weichen wollen – und das Resultat ist so simpel wie unausweichlich. Beide Seiten verlieren.
Etwas negativ anzumerken ist, dass der Film zwar nicht an grausamen Foltermethoden spart, doch ihre Auswirkung auf den Menschen hier doch sehr verharmlost wird, da sie im Film nie mehr als kurzzeitige Schmerzen sind. Egal ob Elektroschock, Waterboarding, Vertsümmelung oder Schlagbohrer im Gesicht – unser gefolterter Protagonist ist Sekunden darauf wieder voll bei der Sache und gesprächsbereit.
Und so bleibt am Ende ein Film, der schwer im Magen liegt, da das Thema selten so intensiv und persönlich beleuchtet wurde. Wo ziehen wir für uns selber die Grenze? Allein schon, wenn man sich die Kommentare hier durchliest, wird klar, dass es darauf keine pauschale, einfach Antwort geben kann.