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    Trip - Remix Your Experience
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Trip - Remix Your Experience
    Von Stefan Ludwig

    Was „Trip - Remix Your Experience“ vielleicht erstmal am besten beschreibt: Er hat nichts mit einem üblichen Spielfilm zu tun. Soll heißen, es gibt keine Handlung, kein eigentliches Drehbuch, keine Charaktere, keine Dialoge. Stattdessen orientiert sich alles an der Musik. Was dieses „alles“ ist, gilt es gleich noch zu erläutern. In jedem Fall haben wir es hier mit einem Kunstwerk zu tun - geleitet von Frank Otto, Medienunternehmer und Sohn des Ottoversand-Gründers, sowie seinem Freund Bernt Köhler-Adams. Ein Kunstwerk, das erklärt werden musste, bevor es den Journalisten in der Pressevorführung vorgestellt werden konnte. Genau genommen müsste der Film ganz anders gezeigt werden. Vorstellbar wären mehrere Leinwände im Kino oder vielleicht eine im Foyer, eine im Saal (und vielleicht noch eine auf der Toilette?). Außerdem solle eine Band dazu spielen und später dann noch eine. Und auf die Bildschärfe dürften wir gar nicht achten, da keine 35-Millimeter-Kopie vorläge.

    Soweit die Voraussetzungen für eine 74-minütige Klangreise. Letzteres klingt natürlich interessant, ersteres allerdings ziemlich verworren. Kommen wir zum „alles“: Dies umfasst in Bildform sage und schreibe 16 Splitscreens. Dass das Wort „Trip“ meist mit einem Drogenrausch assoziiert wird, war den Filmmachern sicherlich klar, denn derartiger Konsum und der des Films haben sicherlich Parallelen. Es wäre nicht sonderlich weit hergeholt gewesen, im Presseheft unter möglichen Nebenwirkungen Kopfschmerzen aufzuführen. Eine derartige Reizüberflutung gab es selten. Es gibt vier Hauptfilme, die sich den Großteil der Leinwand teilen. Die restlichen zwölf (!) sind zu Paaren von jeweils sechs am linken und rechten Rand platziert. Zum einen finden sich Spiegelungen der vier Hauptfilme auf der jeweils gegenüberliegenden Seite. Dann gibt es noch Musik-Visualisierungen wie man sie etwa aus dem Windows-Media-Player kennt sowie eine Art Making-Of der Musik.

    Bewertet werden soll an dieser Stelle das Gesehene in der vorgeführten Form bzw. der Teil, der davon aufnehmbar ist – es is unmöglich bei einem derartigen Filmformat nämlich, alles zu sehen. Was sind nun die vier Teile? Da wäre „sea music“, das eine Art Deep Blue darstellt. Dann gibt es noch „track 2“, der hauptsächlich aus U-Bahnfahrten in Berlin besteht und immer wieder die Phantasien und Gedanken der Fahrgäste zeigt. Der dritte Teil nennt sich „playing planet“ und ist voll mit Bildern und Impressionen aus der gesamten Welt. Mal zeigt er einen Fallschirmspringer, dann ein altes Ehepaar vor dem Fernseher und plötzlich tauchen dann merkwürdige Rituale von Stammesangehörigen auf. In „artwork“ entsteht ein riesiges Gemälde zum Märchen von Hans Christian Andersen über eine Meerjungfrau – rückwärts wohlgemerkt.

    Soweit die Reihenfolge der vier Filme im Uhrzeigersinn auf der Leinwand. Neben den Bildern soll jedoch bewusst die Musik im Vordergrund stehen, das gelingt auch durch teils abgefahrene Parts. Eine Stil-Richtung lässt sich hier nicht beschreiben, es handelt sich um eine Mischung aus unterschiedlichen Genres. Die Filme wurden dann auch im Einklang mit der Musik zurechtgeschnitten. Entscheidend für die Bewertung des Films muss hier deshalb auch die mäßige Musik an sich sein. Durch die Mischung kommt ein durchwachsenes Bild zu Stande – gute Parts wechseln sich mit gequälten ab. Der Verdacht, man wolle an der ein oder anderen Stelle das müde gewordene Publikum aus dem Schlummern reißen, liegt in nicht weiter Ferne. Komponiert wurde übrigens von Otto und Köhler-Adams selbst.

    Der riesige Problem von „Trip“ ist, dass der Zuschauer sich ständig zwischen den Teilen hin- und hergerissen fühlt. Die Masse der Bilder ist mehr Qual denn sinnvolle Vielfalt. Immer wieder findet sich Interessantes, doch vieles lässt die Zuschauer auch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Über eine Stunde zwischen den Bildern hin- und hergeschaut zu haben, da scheint sich nichts Halbes und nichts Ganzes ergeben zu haben. Bilderschnipsel sind das Ergebnis. Nur selten fällt ein direkter Zusammenhang der Filme auf, wie wenn oben rechts Fische gezeigt werden, unten rechts „Save the nature“ eingeblendet wird und unten links gerade Fisch serviert wird.

    Am Anfang findet sich übrigens eine kurze Einführung in die künstlerischen Absichten der Filmmacher. Dabei fällt aber leider die Unprofessionalität der Sprecher so stark auf, dass dieser Teil leicht lächerlich ausfällt. Das Fehlen eines nachvollziehbaren sinnvollen Ergebnisses dieses Filmexperiments lässt die Bewertung so ernüchternd ausfallen. Zwar ist nicht von der Hand zu weisen, dass „Trip“ nette Szenen aufweist. Doch das Gesamtergebnis taugt am ehesten für eine Party, bei der mit zahlreichen Videoleinwänden für Atmosphäre gesorgt werden soll. Als Hintergrund für solches sind die Filme nämlich fabelhaft zu gebrauchen. Nun tourt die für die Hintergrundmusik verantwortliche Band „The Element Project“ samt Film und Macher durch Deutschland. Dann soll der Film mit Live-Musik unterlegt werden und anschließend spielt die Band Krosnoff. In solcher Form mag „Trip“ auch besser wirken. Einfach auf eine Leinwand gebracht, scheitert das Experiment allerdings.

    DIE TOURDATEN

    Fr. 18.08. 20.00 Berlin Babylon Berlin Mitte

    So. 20.08. 20.00 Hamburg Docks

    Di. 22.08. 20.15 Hannover Apollo

    Do. 24.08. 20.00 Köln Cinenova

    Mo. 28.08. 21.00 Düsseldorf UCI

    Di. 29.08. 19.30 Bonn WoKi Filmpalast

    Do. 31.08. 20.00 Frankfurt Cinestar Metropolis

    Sa. 02.09. 20.00 Stuttgart Metropol

    So. 03.09. 21.00 Augsburg "Lechflimmern" - Kino Open Air

    Di. 05.09. 20.00 Karlsruhe Schauburg

    Mi. 06.09. 20.00 München City

    Fr. 08.09. 20.00 Nürnberg Cinecitta / Arena

    Mi. 13.09. 20.00 Dresden KIF Kino in der Fabrik

    Fr. 15.09. 21.00 Leipzig Schaubühne Lindenfels

    Mo. 18.09. 20.00 Kiel Kino in der TraumGmbH

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