Seine erste Hauptrolle in einem Kinofilm hatte sich Howard Stern, der wohl berühmteste und kontroverseste Radiomoderator der USA, eigentlich ganz anders vorgestellt. Anfang der 1990er Jahre war zunächst eine Superheldenfilm-Parodie geplant, in der er die von ihm patentierte Figur Fartman spielen sollte. Als maskierter Verbrechensbekämpfer mit heraushängendem Bauch und blanken Pobacken, der sich mit der enormen Kraft seiner übermenschlichen Fürze durch die Luft bewegt und seine Widersacher betäubt, wollte der hagere, 1,96 Meter große Riese mit der zotteligen Langhaarfrisur und der Sonnenbrille als seine typischen Markenzeichen Filmgeschichte schreiben. Doch als „The Adventures of Fartman", der mit Nacktszenen und dreckigen Sprüchen nicht geizen wollte, in der Entwicklungsphase seinen Geist aufgab, wurde Stern von „Ghostbusters"-Regisseur Ivan Reitman, der als Produzent bereits Basketballstar Michael Jordan mit „Space Jam" kinoreif machte, dazu überredet, seine Bestseller-Autobiographie „Private Parts" zu verfilmen. Das Ergebnis ist Betty Thomas' amüsante, aber harmlose gleichnamige Biopic-Parodie, die den berüchtigten Schock-Moderator freundlicher und weniger radikal zeigt, als man ihn kennt.
Die ironische Filmbiographie, in der Stern sich selbst von seiner College-Zeit bis in die Gegenwart spielt, beginnt mit einer Szene, in der er den denkwürdigen Fernsehmoment nachstellt, als er 1992 bei den MTV Video Music Awards im Fartman-Kostüm auf die Bühne schwebte. Was damals noch als Werbegag für das später eingestellte Fartman-Filmprojekt vorgesehen war, dient hier als der erste von vielen geschmacklosen Einfällen des Radiomoderators, die auf Empörung und Unverständnis stoßen. Dabei ist er doch ein ganz normaler, lieber Kerl, wie er dem Kinopublikum aus dem Off versichert, und wie er es dann anhand seiner Lebensgeschichte belegt. Er erzählt davon, wie er im Alter von fünf Jahren vom Aufnahmestudio seines Vaters so fasziniert war, dass er beschloss, zum Radio zu gehen. Auf dem College verliebte sich der erfolglose Discjockey dann in seine spätere Frau Alison (Mary McCormack), die ihn nach mehreren Jahren unzufriedener Berufserfahrung dazu anregte, auch am Mikro offen und ehrlich zu sein. Und siehe da: Stern lockt mit seinen derben, schmutzigen Sketchen und der Hilfe seines Produzenten Fred Norris und seiner Co-Moderatorin Robin Quivers (beide spielen sich selbst) immer mehr Zuhörer...
Was denn so schockierend an Howard Sterns zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftigem, da oft ungeniert infantilem, sexistischem und mitunter rassistischem Humor sein soll, erschließt sich für den hiesigen Zuschauer nur bedingt. Das liegt zum einen daran, dass das FCC, die staatliche Zensurbehörde zur Regulierung der amerikanischen Medienkanäle Rundfunk, Satellit und Kabel, sich in ihrer Prüderie über jedes als obszön eingestufte Wort derart aufregt, dass sie Stern schon mit Geldstrafen von über 2,5 Millionen Dollar bedacht hat. Und zum anderen ist der auf eine breite Publikumstauglichkeit ausgerichtete Film frei von den bedenklicheren Sticheleien Sterns gegen Minderheitengruppen und den spektakuläreren Skandalen seiner recht bewegten Medienkarriere. Einen erhellenden Blick hinter die Kulissen von Sterns Radiosendung gewährt „Private Parts" also leider nicht. Unter der Regie der Komödienspezialistin Betty Thomas, die noch in ihrem TV-Film „The Late Shift" amerikanische Fernsehgrößen wie Jay Leno und David Letterman bloßstellte, wird stattdessen die nicht sonderlich aufregende Geschichte eines sonderbaren Außenseiters erzählt, der zum bestbezahlten Moderator der Rundfunkgeschichte avancierte.
Wo der Film punktet, ist in der putzigen Präsentation seiner Geschichte. So werden die chronologisch aneinandergereihten Stationen in Howard Sterns Karriere regelmäßig unterbrochen von Interviews mit Freunden und Verwandten, die seinem Off-Kommentar mitunter auch widersprechen. Zudem versucht Sterns Mitarbeiter Gary Dell'Abate zwischendurch, Frauen dazu zu überreden, sich für den Film leicht bekleidet auf öffentlichen Plätzen zu zeigen. Bemerkenswert ist auch die durchweg gelungene Besetzung, aus der vor allem Mary McCormack als peinlich berührte Ehefrau und ein junger Paul Giamatti als von Stern wiederholt vorgeführter Vorgesetzter glänzen. Es sind diese unterhaltsamen privaten und beruflichen Konfrontationen, in denen selbst Stern, dessen Rolle ursprünglich Jeff Goldblum spielen sollte, überzeugen kann, wenn auch er für seinen Auftritt eine Goldene-Himbeere-Nominierung als schlechtester Nachwuchsstar erhielt. Neben den zahlreichen Gastauftritten von Stars wie Ozzy Osbourne dürfen Fans der TV-Serie „Die Sopranos" darüber schmunzeln, dass der kleine Howard Stern vom selben Jungen (Bobby Boriello) gespielt wird wie der kleine Tony Soprano, und sogar Edie Falco hier kurz zu sehen ist.
Fazit: „Private Parts" ist sicherlich nicht so witzig und schockierend wie man sich einen Film über den in den USA heftig umstrittenen Howard Stern vorstellen würde, aber kann doch als eine ansprechend inszenierte und unterhaltsame Filmbiographie überzeugen, die sich erfreulicherweise nicht zu ernst nimmt.