Zuerst dachte ich, der Film liefert eine Variante des amerikansichem Traums vom Tellerwäscher zum Millionär. Diese Schublade ist zu eng. Der Film bietet mehr an Gegenwartszeugnis. In welcher Zeit leben wir, in der ein Heer von Motivationstherapeuten benötigt wird, damit wir uns morgens wieder im Spiegel anschauen können, um uns Mut zuzusprechen? Was bei Horst Schlämmer ein platter Kalauer, ist hier eine liebevolle Karikatur.
Sehr feinfühlig wird das Leben zweier Schwestern geschildert. Sie leben In einer Gesellschaft, die immer mehr ausgrenzt und wenig Chancen zur sozialen und beruflichen Entwicklung läßt. Die unglückliche Affaire der älteren Schwester mit ihrem verheirateten Exfreund, oder die etwas schräge Begegnung mit der erfolgreichen Schulkolegin, zeigen deutlich: Du gehörst nicht dazu. Rückhalt bietet die familienähnliche Gemeinschaft mit dem glücklosen Vater und dem Sohn, der entsprechend seiner Herkunft Schulprobleme hat. Alle Konflikte werden mit einem Schuß Humor verpackt. Es wird dadurch eine gewisse Distanz geschaffen, ein Geschenk an den Zuschauer, der sich angesichts der dargestellten Probleme noch wohlfühlen kann.
Wer macht den Abwasch, wer macht die Drecksarbeit nach der Party? Es sterben Menschen, viele werden getötet oder bringen sich um. Die beiden Schwestern finden hier eine lukrative Marktlücke als gutbezahlte spezial Putzfrauen. Für mich ist diese Arbeit in ihrem realen Bezug das tragende Thema des Films. Manchmal ist nicht nur das Blut zu beseitigen. Manchmal ist es auch wichtig, mit einer Hinterbliebenen zu trauern.
Beide Schwestern verarbeiten nebenbei ein Kindheitstrauma. Sie fanden ihre tote Mutter, wahrscheinlich Selbstmord im Suff. Hier verliert der Film. Das Thema Vergangenheitsbewältigung finde ich überflüssig, Gegenwartsdramatik wird ausreichend geboten. Nicht ganz schlüssig ist die Ablehnung der älteren Schwester der jüngeren gegenüber, nachdem diese durch Fahrlässigkeit ein Haus abgebrannt hat. Das Geschäft war dadurch ruiniert, aber ihre beiderseiteíge Verbundenheit hatte doch schon mehr Tiefen durchlebt.
Letztlich springt der Vater rettend ein, indem er sein Eigenheim Zur Schuldentilgung opfert. Ende gut, alles gut? Schade, nach meinem Geschmack ein zu konstruiertes Happy End, aber dennoch, ein sehenswerter Film.